Entfuehrung mit Folgen
mich an. In dem Regal hinter dir ist ein blaues Pulver. Löse es in Wasser auf. Eine Prise sollte genügen.“
Dankend lächele ich ihn an und stehe auf. Tatsächlich stehen in dem Regal eine Menge Pulver und in dem Zwielicht kann ich die Farben nicht so genau erkennen. Blöde Nachtblindheit! Aber das wird schon. Zunächst schütte ich mir ein Glas Wasser ein, das auf einem Tablett bereit steht. Ich beuge mich etwas herunter und kneife die Augen zusammen. Das ganz links ist definitiv rot, eines ist weiß und ein anderes grün. Zwischen zwei kann ich mich nicht entscheiden, aber nachzufragen traue ich mich auch irgendwie nicht. Also nehme ich das dunklere Pulver und öffne das Glas. Wie viel hatte er gesagt? Eine Prise? Ob das überhaupt wirkt? Zur Vorsicht nehme ich lieber zwei kleine Prisen, dann schließe ich das Glas wieder und stelle es an seinen Platz zurück. Es sprudelt und zischt, aber schließlich neutralisiert sich das Wasser wieder.
Vorsichtig nehme ich einen Schluck. Es schmeckt ganz normal, wie Wasser eben nun mal schmeckt. Zufrieden nehme ich wieder Platz auf der Couch und trinke mit großen Schlucken.
Währenddessen macht sich Azikiwe am Destillator zu schaffen. Anscheinend sind die Tropfen schon fertig.
Er verschließt das Röhrchen sorgfältig und reicht es mir. Steve und Jason stehen auf und wir gehen zur Tür. Ich bedanke und verabschiede mich, dann treten wir auf den Flur. Selbst hier oben im stickigen 18. Stock habe ich das Gefühl, frische Luft einzuatmen im Gegensatz zu den Rauchschwaden in der Wohnung. Jason packt mich wieder und es geht in Windeseile nach unten.
Da ich im Auto herumgenörgelt habe, dass ich dringend flache Schuhe brauche, weil ich sonst sterbe, hat Steve Jason und mich in einem Einkaufszentrum abgesetzt. Jason hätte sich seinen Tag sicherlich schöner vorgestellt, aber da muss er jetzt durch.
Ich steuere schnurstracks auf ein Schuhgeschäft zu und muss mich immer wieder umdrehen, weil Jason mir nur so zögerlich folgt. Sollte er nicht eigentlich auf mich aufpassen und mich notfalls sogar beschützen? Kurz entschlossen nehme ich seine Hand und schleife ihn hinter mir her. Er zuckt unter meiner Berührung zusammen, kommt aber trotzdem mit.
Rund eine Stunde später besitze ich ein Paar herkömmlicher weißer Stoffschuhe. Ja ich weiß, die anderen 23 Paar hätte ich nicht noch anprobieren müssen. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen!
Gerade, als wir an einem pinken Sexshop vorbeikommen, trifft es mich wie ein Schlag.
Einen Moment wird mir schwindelig und ich bleibe stehen. Dann kribbelt es in meiner Magenrube und eine rauschartige Euphorie durchströmt mich.
„Komm Süßer, da müssen wir rein!“ Kurzerhand packe ich meinen überraschten Begleiter und zerre ihn durch die elektrische Schiebetür.
„Willkommen bei Pussys Paradise“, begrüßt uns die aufgetakelte Verkäuferin mit dunkler Stimme. Oder warte mal, ist das ein Verkäufer? Er hat Busen! Eine Transe??
„Wie kann ich euch helfen?“
„Ich hätte gerne ein schönes Outfit und ein Fesselseil“, sage ich bestimmt und lächele kokett Jason an, der sich nichts anmerken lässt. Er sieht starr an mir vorbei.
„Einen Moment, flötet die Verkäuferin. Als sie/er wiederkommt, strahle ich und bezahle direkt. Etwas leiser frage ich: „Sagen Sie, haben sie hier auch einen Private Room?“
Schon fast, als wäre es eine Beleidigung gewesen, sagt die Verkäuferin: „Aber natürlich, Schätzchen! Wir haben auch Filmkabinen.“
Nee danke, denke ich mir. Das innere Hochgefühl wird verstärkt durch ein begehrendes Ziehen im Unterleib, als ich zufälligerweise Jason raue Hand streife. Die Transe erklärt mir den Weg und ich ziehe den Vampir hinter mir her.
Als wir außer Hörweite sind, fragt Jason aufgebracht: „Was soll das hier? Bist du bescheuert?“
„Nein Hase, aber ich fürchte, ich habe nicht das Pulver gegen Kopfschmerzen genommen. Ich habe eher das Gefühl, es war Marihuana-Extrakt oder LSD.“ Ich kichere hysterisch.
„Ich werde nicht mit dir in so einen Raum gehen. Was willst du denn da?“
Das muss er wirklich noch fragen? Vielsagend greife ich ihm in den Schritt und drücke sanft zu. Seine Augen verdunkeln sich.
Immer noch widerwillig lässt er sich von mir mitschleifen. Jetzt bekommt er die Rache für heute Morgen!
In Raum Nr 187, den die Transe uns zugewiesen hat, sieht es ganz nett aus. Ein großes Bett, Spiegel an der Decke und Kronleuchter.
Mich interessiert aber nur der Stuhl, der in der Ecke steht.
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