Entführung nach Dathomir
und lernte ihre Sprache. Hoch auf den Schultern der Rancorin konnte die Hexe mit ihren scharfen Augen selbst scheue Beutetiere aufspüren, die bei Tag gut sehen konnten, und die Rancorin gedieh und wurde groß und stark. Im Lauf der Zeit wurde sie eine Herdenmutter, und ihre Herden wuchsen, während die anderen ausstarben. Damals wußten die Rancor noch nicht, wie man Waffen wie Speere oder Netze herstellt. Sie wußten nicht, wie man sich mit Harnischen schützt. Da die Hexen sie diese großartigen Dinge gelehrt haben, sagt sie, müssen die Rancor die Hexen immer heben und ihnen dienen, selbst wenn diese von ihnen unvernünftige Dinge wie Ritte durch die Wildnis verlangen oder sie bitten, ihnen beim Kampf gegen die Nachtschwestern zu helfen.«
Leia betrachtete Teneniel nachdenklich; offenbar hatte das Mädchen die neugierigen Bücke bemerkt, die sie den Rancor zugeworfen hatte. »Ich denke, Tosh liebt dein Volk.«
Teneniel nickte und rieb die Hinterläufe der Rancorin. »Ja, sie ist sehr dankbar dafür, daß ihre Herde so groß ist, aber kein Rancor mag die Nachtschwestern.«
»Du hast erst gesagt, daß die Rancor den Nachtschwestern nicht dienen«, warf Luke ein. »Warum nicht?«
»Die Nachtschwestern behandeln sie so schlecht, als wären sie bloße Sklaven. Deshalb laufen ihnen die Rancor immer davon.«
»Ich finde es interessant«, bemerkte Isolder, »daß ihr eure Rancor wie Freunde, Männer aber wie Sklaven behandelt. Ihr habt eine interessante Gesellschaftsstruktur, bei der die Männer ganz unten stehen, aber ich finde das alles ziemlich barbarisch.«
»Es ist oft einfacher, die Barbarei in fremden Kulturen zu erkennen als in der eigenen«, sagte Luke. »Die Hierarchie der Hexen basiert auf Macht, so wie bei den meisten Kulturen.«
Isolder nickte.
»Zum Beispiel«, meinte Leia, »finde ich das ganze Konzept der erblichen Herrschaft noch barbarischer. Du nicht auch, Isolder?«
»Das ist eine merkwürdige Bemerkung, Prinzessin«, erwiderte Isolder. »Du stammst schließlich aus einer Familie, die über Generationen hinweg zum Herrschen erzogen und ausgebildet wurde. So ist es nur recht, daß du herrschst, und dein ganzes Volk weiß es. Auch wenn dein Titel und dein Thron inzwischen nur noch auf dem Papier existieren, erwartet dein Volk noch immer von dir, daß du ihm als Botschafterin von Alderaan dienst.«
»Du behauptest also, daß nicht unser Geburtsrecht uns zu Herrschern macht, sondern die Tatsache, daß wir die nötigen Führungsqualitäten geerbt haben?« fragte Leia verärgert. »Ich halte das für ziemlich weit hergeholt.«
»Nein, das ist es nicht«, beharrte Isolder. »Wir züchten Tiere auf Intelligenz, Schönheit und Schnelligkeit hin. Bei fleischfressenden Herdentieren nimmt sich der Leitbulle oft die stärksten und klügsten Weibchen. Mit dem Ergebnis, daß die Nachkommen meistens eine dominante Position in ihrer Herde ›erben‹, wie du sicher weißt.«
»Selbst wenn ich dir in diesem Punkt zustimmen würde«, sagte Leia, »läßt es sich nicht auf menschliches Verhalten übertragen. Menschen sind keine fleischfressenden Herdentiere.«
Isolder starrte in die Schatten. »Wenn du meine Mutter besser kennen würdest, würdest du diesen Punkt nicht bestreiten.« Leia irritierten diese Worte.
»Gewiß gibt es viele menschliche Gruppen, die sich wie fleischfressende Herdentiere verhalten«, erklärte Luke. »Man braucht sich nur irgendwelche Düsenrad-Rocker anzusehen; die Parallelen sind eindeutig. Und die Kriegsherren natürlich auch.«
»Und die Nachtschwestern«, fügte Teneniel hinzu.
»Luke, ich kann nicht glauben, daß du dich in diesem Punkt gegen mich stellst!« rief Leia. »Du bist doch der sanftmütigste Mensch, den ich kenne.«
»Ich will damit doch nur sagen«, antwortete Luke ruhig, »daß Isolder möglicherweise recht hat, ob es dir oder mir nun gefällt oder nicht. Intelligenz, Charisma, Entschlossenheit – all diese Eigenschaften sind wahrscheinlich in den Genen verankert. Und solange diese Eigenschaften unverfälscht vererbt werden, ist ein Geschlecht von Herrschern vielleicht gar keine so üble Sache.«
»Ich halte es für eine schreckliche Sache«, sagte Leia. »Du weißt doch, Isolder, daß es auf deinen Planeten Geschäftsleute gibt, die genauso gute Führungsqualitäten haben wie du.«
Isolder zögerte. »Ich glaube schon, daß sie gute Führungsqualitäten haben – zumindest im Wirtschaftsleben –, aber ich bin mir nicht sicher, ob man ihnen auch die
Weitere Kostenlose Bücher