Entführung nach Dathomir
abwarten. Den Detonator konnte er jederzeit zünden – aber er wollte und mußte Gethzerion mit in den Tod nehmen.
Sie flogen in die Stadt, und die Nachtschwestern sprangen aus dem Gleiter und eilten zu ihren Türmen. Zwei blieben bei Han, führten ihn zu dem leeren Landefeld und brachten ihn in einen alten Raumhafenhangar, dessen Dach weggesprengt worden war, so daß sich die gewölbten Wände wie ein gewaltiger Zaun um ihn erhoben. »Warten Sie an der Rückwand«, befahl eine der Frauen und wandte sich ab. Die beiden Hexen blieben an der Tür stehen und sprachen leise miteinander.
Han setzte sich mit wild klopfendem Herzen auf einen Schutthaufen und wartete auf Gethzerion. Er schob die Daumen in seine Gürtelschnalle, wo der Detonator versteckt war.
Gethzerion kam nicht. In den nächsten Stunden sank die Temperatur kontinuierlich, bis eine dünne Reifschicht den Boden überzog. Han sah ständig auf die Uhr. Der Zeitpunkt der Übergabe an Zsinj kam und verstrich. Die Fähren landeten nicht, und Han fragte sich allmählich, ob Gethzerion ein Spiel mit dem Kriegsherrn trieb, um bessere Konditionen auszuhandeln.
Wie um seine Befürchtungen zu bestätigen, verschwand Gethzerions Gleiter zweimal vom Landefeld, um nach zwei Stunden zurückzukehren – gerade genug Zeit, um Verstärkung vom Singenden Berg zu holen.
Nach dem dritten Flug erschienen zwei Sterne am schwarzen Himmel und näherten sich dem Gefängnis. Die Transporter fuhren ihre Tragflächen aus und landeten sanft auf ihren Antigravkissen vor dem Turm. Han konnte über der geborstenen Wand die großen Stabilisatorflossen der Schiffe erkennen.
Eine Nachtschwester zischte: »Kommen Sie, General Solo. Es ist Zeit.«
Han schluckte, stand auf und ging zum Ausgang. Die Scheinwerfer der Transporter blendeten ihn. Han näherte sich langsam, flankiert von den beiden Nachtschwestern, den Lichtern. Er konnte die Türme kaum noch erkennen. Überall wimmelten Zsinjs Sturmtruppen in ihren alten imperialen Panzerungen. Han blinzelte und versuchte, die Schatten auf der anderen Seite der Transporter mit den Blicken zu durchdringen. Wenn er die Bombe jetzt zündete, würde er zweifellos die Sturmtruppen und wahrscheinlich auch einen der Transporter vernichten – aber er wußte nicht, ob sich auch alle Hexen in der Nähe aufhielten.
»Das ist weit genug!« brüllte ein Sturmtruppler. Die Hexen blieben stehen und hielten Han an den Armen fest.
Aus dem Schiff stieg ein Offizier – ein hochgewachsener General mit funkelnden Platinfingernägeln. General Melvar. Er blieb eine Armeslänge vor ihm stehen und studierte für einen Moment Hans Gesicht. Er stieß mit einem Platinnagel nach Hans Auge, als wollte er es ausstechen, begnügte sich dann aber damit, ihm quer über die Wange einen tiefen, langen Schnitt zuzufügen.
Er sprach in ein Schultermikrofon. »Visuelle Identifikation positiv. Es ist Han Solo.«
Melvar lauschte kurz, und erst jetzt bemerkte Han den Kopfhörer hinter seinen Ohren.
»Jawohl, Sir«, sagte Melvar. »Ich bringe ihn sofort an Bord.«
Der General packte brutal Hans Arm und grub ihm die Platinnägel in den Bizeps. »He, Alter«, knurrte Han. »Nicht so grob mit dem Tauschobjekt. Sie könnten es bereuen.«
»Oh, ich glaube nicht, daß ich es bereuen werde«, sagte Melvar. »Wissen Sie, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen, ist für mich mehr als nur ein Zeitvertreib. Im Lauf meiner Arbeit für Zsinj ist es zu einer liebgewonnenen Pflicht geworden.« Er bohrte die Kralle seines kleinen Fingers in ein Nervenzentrum an Hans Schulter und drehte sie dann. Feuer sengte durch Hans Arm, breitete sich vom Handgelenk bis zur Mitte seines Rückens aus. Er stöhnte vor Schmerz.
»He, Sie haben wirklich, uh, einiges Talent entwickelt«, gab Han zu.
»Nun«, lächelte Melvar, »ich bin sicher, daß Kriegsherr Zsinj mir erlauben wird, meine Talente umfassender und länger zu demonstrieren. Aber kommen Sie, wir dürfen Zsinj nicht warten lassen.« Er trieb Han durch ein Spalier von Sturmtruppen zur Rampe des Transporters, und für einen Moment fragte sich Han, ob er Gethzerion überhaupt noch einmal sehen würde.
Er war halb die Rampe hinauf, als die Hexe schrie: »Warten Sie!«
General Melvar blieb stehen und warf einen Blick über die Schulter. Gethzerion stand hundert Meter entfernt in den Schatten am Fuß ihres Turms, flankiert von einem Dutzend Nachtschwestern. Die alte Hexe zog ihre Robe enger um sich und humpelte zum Transporter. Han musterte das
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