Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
Vom Netzwerk:
dessen Gesicht inzwischen so rot war wie seine Weste. „Hätte es nicht so furchtbar geschneit, wären wir längst verheiratet und unterwegs zum Kontinent.“
    „Zum Kontinent?“ In Venetias Stimme lag ein leicht hysterisches Quietschen.
    „Ich dachte, du kennst diesen ... äh ... Gentleman?“, bemerkte Gregor lächelnd.
    „Was soll das heißen ,zum Kontinent“, Ravenscroft?“, erkundigte sie sich in strengem Ton, ohne auf Gregor zu achten. Bevor er antwortete, sah Ravenscroft Gregor anklagend an.
    „Ich wollte es Ihnen sagen“, wandte er sich dann an Venetia. „Aber ich war mir nicht sicher wegen des richtigen Zeitpunkts, oder ob es vielleicht doch besser gewesen wäre zu warten, bis... “ „Um Himmels willen, nun spucken Sie es doch endlich aus“, rief Gregor ungeduldig. „Erklären Sie ihr, warum Sie sofort nach Ihrer Überraschungshochzeit auf den Kontinent reisen wollten.“
    Ravenscroft erstarrte. „Dafür gibt es viele Gründe.“
    „Wir wollen nur den wahren Grund hören.“
    „Es ist doch wohl nicht sonderlich abwegig, dass ich Italien liebe.“
    Gregor verschränkte die muskulösen Arme vor der breiten Brust. Im Vergleich zu ihm erschien Ravenscroft noch jünger und seine Schultern noch schmaler als sonst.
    „Ravenscroft“, drängte Venetia. „Warum der Kontinent? Sie fliehen nicht etwa wegen Schulden, oder doch?“
    „Nein! Natürlich nicht!“ Unruhig, wie auf der Suche nach einem Ausweg, huschte Ravenscrofts Blick durch den Raum.
    „Es geht um mehr als um normale Schulden“, erklärte Gregor.
    Ravenscroft sah ihn finster an. „Ich weiß, Sie haben nicht die Absicht, mich zu beleidigen, MacLean, aber ...“
    „Sie sind im Irrtum, mein Junge. Natürlich will ich Sie beleidigen.“
    Ravenscrofts Mund stand eine Weile offen, bevor er in der Lage war zu antworten. „Sie wollen mich beleidigen? Absichtlich?“
    „So ist es. Ich finde Ihre Gesellschaft unerträglich nervtötend, und was Sie mit Miss Oglivie gemacht haben, ist im höchsten Maße selbstsüchtig. Deshalb mache ich mir nicht die Mühe, höflich mit Ihnen zu sprechen oder gar Ihnen gegenüber höflich zu sein.“
    Ravenscroft sackte in sich zusammen, als wären seine Knochen nicht mehr in der Lage, seinen Körper aufrecht zu halten. „Oh. Ich verstehe.“
    Venetia stampfte mit dem Fuß auf. „Ravenscroft! Erlauben Sie Gregor nicht, Sie derart zu beleidigen.“
    Die Wangen des jungen Lords röteten sich. „Ich erlaube ihm gar nichts. Ich versuche nur, ihn zu verstehen, das ist alles.“
    „Er beleidigt Sie. Wenn ich Sie wäre, würde ich in Wut geraten.“
    In Gregors leiser Stimme schwang ein amüsierter Unterton mit. „Ich glaube, sie möchte, dass Sie mich zum Duell fordern.“ Venetia wirbelte herum und sah ihn an. „Ich glaube nicht an solche idiotischen Veranstaltungen, und das weißt du ganz genau. Alles, was ich erreichen wollte, war, dass er für sich selber einsteht.“
    „Ich fürchte, wenn Ravenscroft mich zum Duell fordern würde, müsste ich mich hinten anstellen und darauf warten, dass ich drankomme.“
    „Warum das?“, erkundigte sich Venetia mit gerunzelter Stirn. Plötzlich wurde Ravenscroft munter. Während er sprach, musste er immer wieder schlucken. „Lord MacLean! Vielleicht sollten wir diese Angelegenheit irgendwo anders diskutieren.“ „Nein“, widersprach Venetia und starrte Ravenscroft misstrauisch an. „Gibt es etwas, was Sie mir sagen möchten?“
    „Ja ... nein ... es geht um eine sehr unwichtige Sache, um es genau zu sagen.“
    „Und das wäre?“
    Ravenscroft wand sich. „Venetia, hören Sie auf ...“
    Grinsend zog Gregor sich einen Stuhl in die Mitte des Zimmers, ließ sich darauf nieder und legte den Fuß des einen Beins auf das Knie des anderen. „Machen Sie weiter“, forderte er Ravenscroft auf.
    Venetia stemmte die Hände in die Hüften. „Würde es dich eigentlich umbringen, dich ein wenig hilfreicher zu verhalten?“ „Ich habe mein Leben riskiert, als ich bei diesem Unwetter hierhergeritten bin, um genau das zu tun, nämlich dir zu helfen. Aber du hast mir mitgeteilt, dass ich nicht benötigt werde.“ Er zuckte die Achseln. „Also kann ich mich ebenso gut ein wenig amüsieren.“
    „Das ist keine Entschuldigung dafür, dass du die Dinge noch schlimmer machst.“
    „Ich bitte um Vergebung“, sagte Gregor mit jenem verheerenden Lächeln, bei dem er die Lippen kaum verzog, und das in ihrem Bauch ein seltsam warmes Gefühl auslöste, welches sie aufs Äußerste

Weitere Kostenlose Bücher