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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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haben, sondern er brauchte sie. Die Vorstellung, dass er sie vielleicht nie Wiedersehen würde oder sie zumindest nicht mehr jederzeit würde treffen können, was er immer so sehr genossen hatte, hatte ihn zorniger werden lassen, als er es jemals zuvor in seinem Leben gewesen war.
    Schlimmer noch, während die Stunden verronnen waren, hatte er sich vorgestellt, dass sie aufgeregt, allein und voller Angst war. Dann hatte er, halb begraben unter einer Schneewehe, die Trümmer ihrer Kutsche gefunden. Für einen Moment war er völlig erstarrt gewesen, unfähig, sich dem zu stellen, was das zersplitterte Holz bedeuten mochte.
    Er war so sehr außer sich gewesen, wie er es noch niemals erlebt hatte. Natürlich hatte ihn nur sein Beschützerinstinkt so fühlen lassen, nichts anderes, und doch ... die Gefühle waren lebendig und überwältigend.
    Und als er dann den Spuren des Karrens zum Gasthof gefolgt war, wo er Venetia nicht etwa verletzt und blutend, sondern gemütlich in einem warmen Zimmer sitzend vorgefunden hatte, mit funkelnden Augen, als hätte sie ihren „Ausflug“ mit Ravenscroft sogar genossen, hatte sich ein anderes, ihm völlig neues Gefühl in Gregors Brust breitgemacht. Ein Gefühl, das die reizbare Seite seines Wesens erneut zum Leben erweckt hatte.
    Aus irgendeinem Grund beruhigte es Gregor, als er nun miterlebte, wie sie Ravenscroft in Grund und Boden stampfte. Sie war großartig! Breit grinsend lehnte sich Gregor auf seinem Stuhl zurück und harrte der Dinge, die noch kommen würden.
    Ravenscroft, stets bemüht anzunehmen, alles würde sich zu seinem Vorteil entwickeln, nickte. Er nahm Venetias Hände in seine. „Ich bin nicht die Sorte Mann, die losrennt, ohne die Dinge vorher genau zu bedenken. Natürlich habe ich einen Plan, und zwar einen, der jede mögliche Schwierigkeit in Betracht zieht.“
    Venetias Blick wanderte von Ravenscroft fort in Richtung Fenster, hinter dessen Scheibe noch immer wildes Schneegestöber zu sehen war. „Tatsächlich?“
    Gregor biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszulachen. Ravenscroft verschlang seine Finger noch fester mit Venetias. „Selbstverständlich, meine Liebe! Nach unserer Hochzeit wären wir über Frankreich nach Italien gereist.“
    „Und wie? Das hätte eine Kleinigkeit gekostet.“
    „Darüber müssen Sie sich Ihr hübsches Köpfchen nicht zerbrechen. Ich habe eine beträchtliche Summe für diese Reise beiseitegelegt.“
    „Ich nehme an, wir wären höchst komfortabel gereist?“
    Er wirkte ein wenig unbehaglich, aber sein Lächeln verrutschte nur ganz leicht. „Nun, natürlich nicht in der Luxusklasse, aber doch mit einigen Annehmlichkeiten.“
    Als Gregor sich räusperte, wandten sich Ravenscroft und Venetia gleichzeitig zu ihm um. „Ich kenne mich ein wenig mit Reisen nach Frankreich aus. Wie viel Geld haben Sie bei sich?“, erkundigte sich Gregor interessiert.
    Ravenscroft errötete. „Genug.“
    „Mehr als zwanzig Pfund?“, hakte Gregor in freundlichem Ton nach.
    Einen Moment lang war er wie erstarrt, dann nickte Ravenscroft. „Selbstverständlich.“
    Der Knabe hatte nicht einmal zehn Pfund, falls er überhaupt einen Penny besaß, stellte Gregor bei sich fest. Dennoch würde er Gnade vor Recht ergehen lassen.
    „Gesetzt den Fall, Sie haben zwanzig Pfund, so könnten Sie damit eine recht komfortable Überquerung des Kanals bezahlen. Sie hätten eine eigene Kabine inklusive Mahlzeiten, und Ihr Gepäck, die Pferde und die Kutsche würden sowohl an Bord als auch nach der Überfahrt wieder an Land gebracht.“
    Einen Augenblick herrschte Schweigen im Zimmer, dann sagte Ravenscroft: „Und wenn ich weniger habe?“
    „Wenn Sie zehn Pfund haben, bekommen Sie dafür ebenfalls eine eigene Kabine, müssen aber selber für Ihre Mahlzeiten sorgen, ebenso wie für Ihr Gepäck und so weiter. Da Sie allerdings Miss Oglivie nichts von Ihrer Flucht gesagt haben, nehme ich an, dass sie ohnehin nur wenig Gepäck hat.“
    „Sehr wenig“, stimmte sie in grollendem Ton zu. „Ich sehe an Ihrem Gesicht, Ravenscroft, dass die Überfahrt viel mehr kostet, als Sie dachten. Haben Sie überhaupt irgendwelche Erkundigungen eingezogen, bevor Sie sich auf diese verrückte Reise nach Italien begeben haben?“
    Ravenscroft strahlte sie an. „Ja! Ich habe alle möglichen Erkundigungen eingezogen. Die Leute sagen, es sei bemerkenswert preiswert, dort drüben zu leben ... “
    „Das wird wohl auch nötig sein, da Sie nicht einmal genug Geld für die Überfahrt

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