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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Sie sich ins Bett gelegt hätten.“
    „Ich habe ein bisschen Zahnweh, aber es ist schon besser geworden“, erklärte das Mädchen tapfer, aber ihr blasses Gesicht strafte sie Lügen.
    „Mrs. Treadwell wollte nach dem Doktor schicken, damit er meinen Zahn herauszieht, aber ich habe ihr gesagt, das ist nicht nötig. Es wird von allein aufhören wehzutun.“
    „Es tut mir so leid, dass Sie Schmerzen haben. Ich bin sicher, Mrs. Bloom hat Laudanum, von dem sie Ihnen etwas geben kann, wenn Sie es brauchen.“
    „Es wird mir schon bald wieder gut gehen. Sehen Sie?“ Elsie zog einen kleinen Beutel, der an einer Schnur um ihren Hals hing, aus ihrem Ausschnitt. „Rübenwurzeln. Meine Mutter hat sie bei Vollmond ausgegraben, also werden sie wirken.“ Sie steckte das Stofftäschchen zurück in ihr Kleid. „Ich werde im Handumdrehen wieder putzmunter sein.“
    Venetia war sich nicht sicher, ob sie an die Heilkräfte von Rübenwurzeln glaubte, aber sie sagte nur: „Ich hoffe, es funktioniert rasch. Falls doch nicht, lassen Sie es mich oder Mrs. Bloom wissen, und wir geben Ihnen etwas Laudanum. “
    „Vielen Dank, Miss. Sie sind sehr freundlich.“ Elsie ging zur Tür. „Ich komme in ungefähr einer Stunde und hole das Tablett wieder ab.“
    Nachdem Venetia gegessen hatte, nahm sie ihr Buch über das Römische Reich und ließ sich auf dem Stuhl am Fenster nieder. Sie versuchte zu lesen, aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Durch die Fensterscheibe fiel Sonnenlicht herein und wärmte das Zimmer, und aus dem Gastraum unten hörte sie fernes Stimmengemurmel. Sie strengte sich an, irgendetwas zu verstehen, aber es gelang ihr nicht.
    Nach einer Weile wurde sie unruhig. Sie konnte nicht für immer in ihrem Zimmer bleiben. Am vergangenen Abend war es ihr gelungen, sich zu verkriechen, indem sie vorgegeben hatte, Kopfschmerzen zu haben, und dann hatte sie bis spät in den Morgen geschlafen und so getan, als wäre sie nicht einmal erwacht, als Elisabeth ihre Morgentoilette machte.
    Sehnsüchtig sah Venetia zur Tür. Schon bald würden sich alle zum Abendessen versammeln, würden lachen und reden, während sie allein hier oben saß, wie eine Kranke an ihr Zimmer gefesselt. Sie sollte nach unten gehen und Gregor und den anderen gegenübertreten. Irgendwann würde sie es sowieso tun müssen.
    Zögernd begann Venetia, sich anzuziehen. Voller Neid bemerkte sie, dass zwei von Elisabeths Kleidern bereits gebügelt waren, über dem Stuhl hingen und auf ihre Besitzerin warteten. Venetia betrachtete ihr eigenes, zerknittertes rosafarbenes Kleid und sehnte sich nach den Annehmlichkeiten ihres Heims, nach ihrem eigenen Bett, den Diensten ihrer eigenen Zofe, dem Luxus, jederzeit ausreiten zu können. Ein bisschen hatte Ravenscroft es verdient, gewürgt zu werden, denn schließlich war er schuld an ihrer misslichen Lage.
    Nachdem sie sich selbst ihre unfreundlichen Gedanken verboten hatte, steckte Venetia ihr Haar hoch. Als vom Hof her Stimmen zu hören waren, hielt sie inne und stand auf, um hinauszusehen. Der Schnee war inzwischen fast vollständig geschmolzen, und der Hof des Gasthauses versank, bis auf einige immer noch vereiste Stellen, im Matsch. Soeben lenkte Chambers Ravenscrofts Kutsche in den Hof. Mr. Treadwell folgte ihm auf dem Rücken eines Pferdes.
    Nun, da der Schnee fort und die Kutsche repariert war, würden sie abreisen können. Traurigkeit und Erleichterung durchfuhren sie. Was würde aus ihr und Gregor werden? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie so schnell wie möglich von hier fort wollte.
    Nachdem Venetia ihre Toilette beendet hatte, machte sie sich auf den Weg nach unten. Sie hatte keine Antworten, und je mehr sie nachdachte, umso mehr Fragen stellte sie sich. Es ging noch um viel mehr als um ihre und Gregors unerklärliche Leidenschaft.
    Als sie hier im Gasthaus angekommen war und begreifen musste, wie sehr Ravenscroft sie belogen hatte, war sie ziemlich naiv davon ausgegangen, sie würde einen Weg finden, ihren Ruf zu retten, und alles würde wieder in Ordnung kommen. Aber der Schneesturm hatte sie für eine viel längere Zeit hier festgehalten, als sie erwartet hatte, und durch die Ankunft des Squires und seine Tochter, deren Beziehungen zur Londoner Gesellschaft nicht zu leugnen waren, war die Situation noch komplizierter geworden.
    Sie war in ernsthaften Schwierigkeiten. Wenn sie jetzt nach London zurückkehrte, dem Squire oder seiner Tochter bei irgendeinem gesellschaftlichen Ereignis über

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