Entfuehrung nach Gretna Green
zwischen Mr. West und mir.“
Ravenscroft krächzte etwas vor sich hin, doch seine Stimme schien gemeinsam mit seinem Atem verloren gegangen zu sein.
„Oh, mein lieber Mr. West!“, flötete Miss Platt und sank neben Ravenscroft auf die Knie.
Elisabeth und Mrs. Bloom traten neben Venetia.
„Was ist passiert, meine Liebe?“, erkundigte sich Mrs. Bloom, während ihr Blick zwischen Ravenscroft und Gregor hin- und herwanderte. „Was hat Mr. West nur gesagt, dass Lord MacLean sich derart über ihn aufgeregt hat?“
Venetia rieb ihre Schläfen. „Sie haben sich nur unterhalten und ..."
„Gütiger Himmel! “, rief Elisabeth. „Mr. West hat Lord MacLeans Weste in der Hand. Wie konnte der Lord sie verlieren?“
Mit einem Ruck entriss Gregor seine Weste Ravenscrofts schwachem Griff. „Ich war im Stall, und dort riss mir ein Knopf von der Weste ab. Miss West war so freundlich, ihn wieder anzunähen, und als ihr Bruder ins Zimmer kam, nahm er fälschlich an, dass sich zwischen mir und seiner Schwester etwas Ungehöriges ereignet hatte. Er griff mich an, und ich war gezwungen, mich zu verteidigen.“
„Ein Kampf um die Ehre“, stellte der Squire mit leuchtenden Augen fest. „Das hätte ich zu gern gesehen.“
Ravenscroft versuchte aufzustehen, doch Gregor schob seinen Fuß ein wenig zur Seite, sodass er auf der Ecke von Ravenscrofts Jacke stand und den jungen Mann am Boden hielt. Für die anderen Anwesenden sah es so aus, als wäre Ravenscroft zu schwach, sich zu erheben.
„Sie haben versucht, die Ehre Ihrer Schwester zu verteidigen!“ Gerührt zog Miss Platt Ravenscrofts Kopf in ihren Schoss und presste ihr Taschentuch gegen seine Stirn. „Sie tapferer, tapferer Mann.“
Mit einer ungeduldigen Bewegung schlug Ravenscroft das Taschentuch weg, aber Miss Platt ließ nicht zu, dass er den Kopf von ihrem Schoß hob, und hielt ihn mit überraschender Kraft unten. „Ruhen Sie sich aus, Sie armer Mann.“
Mit weit aufgerissenen Augen stürzte Mrs. Treadwell ins Zimmer. „Was ist passiert? Ich war gerade bei der armen Elsie, die sich immer noch so schlecht fühlt, als ich den Aufruhr hier unten hörte.“
Mrs. Bloom legte den Arm um Venetia und sah Gregor und Mr. West an. „Die bedauernswerte Miss West war gezwungen, bei einer brutalen Auseinandersetzung zugegen zu sein.“ Dieses eine Mal war Venetia dankbar für die energische Art der älteren Frau. Sie lehnte sich sogar ein wenig an Mrs. Bloom, weil sie plötzlich merkte, dass ihre Knie immer noch ganz weich waren. Allerdings rührte das nicht daher, dass sie miterlebt hatte, wie Ravenscroft so entschlossen in die Schranken gewiesen wurde. „Ich glaube, ich sollte mich ein wenig hinlegen“, murmelte sie.
Sofort übernahm Mrs. Bloom das Kommando. Sie wies den Squire an, Mr. West aufs Sofa zu helfen, da er den Weg zur Tür versperrte, dann erklärte sie, sie werde dafür sorgen, dass sich Miss West in einem verdunkelten Zimmer hinlegte, in dem sie Riechsalz zu verteilen gedachte. Gleich darauf scheuchte sie Venetia zur Tür. Als sie an Ravenscroft und Gregor vorbeikam, verkündete Mrs. Bloom in herausforderndem Ton, wenn jemand ein Problem habe, bei dessen Lösung er Hilfe benötige, würde er sich an sie wenden müssen, da Miss West vorerst nicht zur Verfügung stünde.
In dem Moment, in dem sich Venetia der Tür zuwandte, drehte Gregor den Kopf in ihre Richtung, und ihre Blicke trafen sich.
Wie eine Motte, die vom Licht angezogen wurde, bewegte sich Venetia auf ihn zu, aber Mrs. Blooms fester Griff zog sie an Gregor vorbei, aus dem Zimmer und weiter die Treppe hinauf in die friedliche Ruhe ihres Schlafzimmers. Dort angekommen, zeigte Mrs. Bloom erstaunliche Zurückhaltung, indem sie Venetia keine Fragen stellte, sondern es ihr nur auf dem Bett bequem machte und ein mit Lavendelöl besprenkeltes Tuch auf ihre Stirn legte.
Am nächsten Morgen schlief Venetia sehr lange und erwachte erst, als die Frühstückszeit längst vorbei war. Sie schützte Kopfschmerzen vor und ließ den anderen Gästen durch Elisabeth ausrichten, dass sie im Bett bleiben und nicht gestört werden wollte.
Mittags brachte Elsie ihr ein Tablett mit Essen und stellte es auf den kleinen Tisch am Fenster. „Tut mir leid zu hören, dass Sie sich schlecht fühlen, Miss.“
„Es wird mir besser gehen, sobald der Schnee geschmolzen ist.“
Elsie lächelte, zuckte plötzlich zusammen und presste sich die Hand gegen die Wange.
„Geht es Ihnen gut? Mrs. Treadwell sagte gestern, dass
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