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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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den Weg lief und den beiden klar wurde, dass sie unter dem falschen Namen Miss West mit zwei unverheirateten Männern gereist war, würde sie aus der Gesellschaft ausgestoßen werden, bevor sie auch nur bis zehn zählen konnte.
    Der Gedanke, von der Londoner Gesellschaft geächtet zu werden, gefiel ihr nicht im Geringsten. Sie liebte London und das Leben, das sie dort führte.
    Das Stimmengewirr aus dem Gastraum verriet ihr, dass sich die anderen Gäste dort bereits vollzählig versammelt hatten. Besonders gut konnte sie Gregors tiefe Stimme von allen anderen unterscheiden. Verdammt, sie wollte ihm nicht in ihrem völlig zerknitterten Kleid gegenübertreten. Wie kam es nur, dass man ausgerechnet in den wichtigsten Momenten im Leben niemals gut gekleidet war? Das war einfach ungerecht.
    Am besten brachte sie es rasch hinter sich. Sie atmete tief durch und öffnete die Tür.
    Ravenscroft stürzte auf sie zu, griff nach ihrer Hand und hielt sie fest zwischen seinen Händen. „Venetia! Ich muss mit Ihnen sprechen ... muss mich entschuldigen für ...“
    Sofort tauchte Miss Platt an seiner Seite auf, klammerte sich an seinen Unterarm und plapperte nervös: „Miss West... Venetia ... Ich bin so froh zu sehen, dass es Ihnen besser geht.“ Ravenscroft zeigte Miss Platt die kalte Schulter, wandte sich demonstrativ Venetia zu und formte mit den Lippen die Worte: Wir müssen reden.
    Sie nickte, entzog ihm die Hand und begrüßte den Squire, der sich soeben zu der kleinen Gruppe gesellt hatte. Er beantwortete ihren freundlichen Gruß lediglich mit einem Nicken und fragte sie in schroffem Ton, ob sie gut geschlafen habe.
    Während sie eine höfliche Antwort murmelte, schaute sie zu Gregor hinüber. Er stand neben dem Tisch und war zum ersten Mal seit seiner Ankunft nicht perfekt gekleidet. Seine Krawatte saß ein wenig schief, seine Jacke war an den Ellenbogen zerknittert, sein Haar wirr und sein Blick dunkel. Aber natürlich wirkte ein etwas derangiertes Äußeres an Gregor immer noch äußerst anziehend, und bei seinem Anblick schlug Venetias Herz schneller.
    Miss Platt schob ihren Arm unter Ravenscrofts. „Sie sollten sich ausruhen! Kommen Sie zurück zum Sofa.“ Zu Venetias Erleichterung zog sie ihn mit sich.
    Dann eilte auch schon Mrs. Bloom herbei, legte Venetias Hand in ihre Armbeuge und führte sie zum Tisch. „Da sind Sie ja, meine Liebe! Es überrascht mich gar nicht, dass Sie nach so einem anstrengenden Tag lange geschlafen haben.“
    „Es geht mir viel besser“, erklärte Venetia, die sich schmerzlich der Tatsache bewusst war, dass Gregor nun neben dem Squire stand und jede ihrer Bewegungen mit seinen grünen Augen verfolgte.
    Es gelang ihr, ihn nicht direkt anzusehen, aber das spielte eigentlich keine Rolle. Ob sie ihn anschaute oder nicht, es war völlig unmöglich für sie, sich seiner Gegenwart nicht bewusst zu sein. Sie konnte seinen Blick ebenso deutlich fühlen, wie sie am Vortag seine Berührungen gespürt hatte.
    Gregor musterte Venetia aufmerksam. Sie hielt den Kopf gesenkt und hörte Mrs. Bloom zu, die ihr irgendetwas erzählte. Venetia sah so müde aus, wie er sich fühlte. Sie machte sich Sorgen, das konnte er an ihren unruhigen Bewegungen und an der Art sehen, wie sie ihre Finger miteinander verflocht.
    Als Gregor zwischendurch in Ravenscrofts Richtung sah, errötete dieser und schaute mürrisch fort. Der Dummkopf war Gregor den ganzen Tag aus dem Weg gegangen, und das war ihm nur recht.
    Zum Teufel mit Ravenscrofts losem Mundwerk! Um ein Haar hätte er alles verraten.
    Natürlich musste Gregor sich auch seinen Anteil an der Misere eingestehen. Er war verdammt dicht davor gewesen, mit Venetia die Grenze zu überschreiten. Weil er nicht im Geringsten darauf vorbereitet gewesen war, wie reizvoll er sie finden würde, wenn er ihr noch näher kam. Auch jetzt zog sie ihn über alle Maßen an, als würde die so abrupt beendete Szene noch zwischen ihnen in der Luft schweben, und als wäre ihre Fortsetzung eine Sehnsucht, die unausweichlich befriedigt werden musste.
    Obwohl er versuchte, ihr keine Aufmerksamkeit zu schenken, konnte er doch nicht anders, als zu registrieren, wie sie die Hand hob und sich eine Strähne ihres seidigen Haars aus dem Gesicht strich. Ihre Frisur war ein komplettes Desaster, und er musste lächeln, als er sie betrachtete. Sie schien nun endgültig nicht mehr genügend Haarnadeln zu haben, um die Masse ihrer langen, dichten Haare unter Kontrolle zu bringen. An verschiedenen

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