Entfuehrung nach Gretna Green
Mrs. Treadwell?“, fragte Ravenscroft mit gerunzelter Stirn.
Mrs. Treadwell brach in herzhaftes Gelächter aus. „Ich kann überhaupt nicht kochen. Eine schlimme Enttäuschung für den armen Mr. Treadwell, das kann ich Ihnen sagen, ganz besonders, weil er doch dieses Gasthaus hat und so.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Venetia, dass Gregor plötzlich breit grinste. In seinen dunkelgrünen Augen leuchtete Heiterkeit auf. „Ich frage mich, ob diese traurige Tatsache Mr. Treadwell bewusst war, bevor er Sie heiratete.“
„Er wusste es nicht“, erklärte Mrs. Treadwell fröhlich. „Er hat mich nicht gefragt, und ich habe nichts gesagt.“ Sie sah Ve-netia an und fuhr mit gesenkter Stimme fort: „Das ist für mich keine Lüge, weil ich es mit keinem Wort erwähnt habe. Als wir dann verheiratet waren und er herausfand, dass ich nicht kochen kann, schien er zu glauben, alles, was ich tun muss, ist in die Küche zu gehen, und dann würde es über mich kommen. Nun, ich habe es versucht, das habe ich wirklich, und habe dabei fast das Haus niedergebrannt. Danach beschloss er, Elsie ins Haus zu holen und sie kochen zu lassen, was bis jetzt sehr gut funktioniert hat.“
Gregors Lippen zuckten, und Venetia mischte sich hastig ein: „Vielleicht sollte ich in die Küche gehen und nachsehen, ob ich mit dem Herd zurechtkomme.“
„Was? Ich soll zulassen, dass ein Gast sein eigenes Essen kocht? Nicht im Blue Rooster!“, empörte Mrs. Treadwell sich. „Machen Sie sich keine Sorgen, Miss West. Mr. Treadwell ist jetzt in der Küche. Er sagte, wenn es nicht darum ginge, Leute von Adel zu bewirten, würde er sich einfach vorstellen, dass er für sich selber kocht.“
„Er kann kochen?“, wunderte sich Venetia.
„In gewissem Sinne“, erwiderte Mrs. Treadwell heiter.
„In welchem Sinne denn bitte?“, forschte Gregor in gefährlich höflichem Ton nach der Wahrheit.
Venetia hüstelte, um ihr Lachen zu verbergen.
„Ach, einmal hat er versucht, ein Rebhuhn zu braten, aber er hat es zu Asche verbrannt.“ Munter sah Mrs. Treadwell in die Runde.
„Verdammt“, fluchte der Squire enttäuscht.
„Nun kocht er ein schönes Porridge“, berichtete Mrs. Treadwell stolz. „Damit war er gerade beschäftigt, als ich eben in der Küche war.“
„Porridge?“ Ravenscroft blinzelte ungläubig. „Das ist alles? Nur Porridge?“
Sofort stimmte Miss Platt ein: „Es muss mehr als nur Porridge zum Dinner geben.“
„Nun.“ Unsicher strich Mrs. Treadwell ihre Schürze glatt. „Mr. Treadwell sagt, es gibt Porridge oder gar nichts. “
„Sagen Sie, Mrs.Treadwell“, wandte sich Gregor mit neugieriger Miene an die Wirtin, „hatten Sie schon einmal Gelegenheit, Mr. Treadwells Porridge zu probieren?“
„Ich? Nein. Aber mein Vater hat es einmal probiert, bevor er starb.“
„Wie lange bevor er starb?“, wollte Gregor misstrauisch wissen.
Venetia warf ihm einen warnenden Blick zu. „Achten Sie nicht auf ihn, Mrs. Treadwell. Er macht nur Scherze.“
„Mr. Treadwells Schwester sagt immer, sein Porridge sei richtig leckeres Zeug, und schwört, dass es zwei Wochen lang an den Rippen kleben bleibt.“
„Na, wunderbar!“, spottete Gregor.
„Ich muss zum Dinner noch etwas anderes haben als Porridge“, erklärte nun auch der Squire in entschiedenem Ton.
Venetia stand auf. „Ich bin sicher, es gibt auch andere Möglichkeiten. Ich werde gehen und sehen, was ich tun kann.“ „Humbug.“ Ravenscroft wedelte gebieterisch mit der Hand durch die Luft. „Du kannst nicht kochen.“ Plötzlich schien er sich zu erinnern, dass er als ihr Bruder genau über sie Bescheid wissen musste, und fügte lahm hinzu: „Ich meine, ich weiß, dass du kochen kannst, aber, äh, nicht gut genug für eine ganze Gesellschaft.“
„Sie sind so nett zu Ihrer Schwester, Mr. West“, kicherte Miss Platt, bevor sie sich Venetia zuwandte. „Ich bin sicher, Sie überschätzen sich, Miss West. Was wissen Sie schon vom Kochen?“ „Ich weiß genug, um ein Dinner zuzubereiten“, erklärte Venetia.
Ein schwacher Geruch nach verbrannten Haferflocken zog mit einer kleinen Rauchwolke unter der Tür hindurch ins Zimmer.
Besorgt runzelte Mrs. Treadwell die Stirn und trat neben Venetia. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Miss West - würden Sie ihm mit dem Essen helfen?“
„Natürlich.“ Venetia ging zur Tür.
„Miss West!“, rief Miss Platt entsetzt. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Sie wollen in der Küche helfen?“
Mrs. Bloom runzelte
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