Enthemmt!
dass gerade die Männer, mit denen sich eine selbstbewusste Frau niemals einlassen würde, auf mich abfahren. Ehrlich, so ist es immer.
Wenn man beim Fernsehen arbeitet, glauben die Leute aus irgendeinem Grund, einen zu kennen. Und wenn Typen glauben, einen zu kennen, dann sind sie noch dreister. Vor ein paar Wochen beispielsweise steckte mir ein gut gekleideter Mann auf einer Spendengala einen Zettel zu. Darauf stand: “Wir treffen uns draußen im Pavillon in fünf Minuten.”
Muss wohl kaum erwähnen, dass ich mir dieses Treffen ersparte.
Ich habe derart Pech mit Männern, dass ich aufgegeben habe, mich zu verabreden. Wirklich wahr. Wozu denn auch? Da draußen gibt es nicht einen einzigen anständigen ungebundenen Typen.
Rhonda, eine Kamerafrau des Senders, behauptet ständig, den perfekten Mann für mich zu kennen – ihren Cousin.
Ich bin nicht besonders scharf darauf, den Typ zu treffen, aber Rhonda liegt mir damit seit Monaten in den Ohren. Also habe beschlossen, es mir noch einmal richtig zu geben und einer Verabredung heute Abend zuzustimmen.
Es klopft an meiner Garderobentür. “Ja bitte”, rufe ich.
Rhonda streckt den Kopf herein. “Hallo, Lishelle.”
“Hallo.”
“Mir gefällt deine Frisur.”
Ich streiche ein paar Locken hinter meine Ohren. Noch immer bin ich etwas unsicher, denn meine Haare betreffend bin ich eher konservativ. Bisher trug ich sie immer schulterlang und einfach nur schwarz. Doch dann drängte mich meine Stylistin Jenny am Wochenende dazu, mal etwas anderes auszuprobieren. Da sie nicht lockerließ, knickte ich ein und gestattete ihr, mir ein paar rotbraune Strähnchen zu färben. Während der Prozedur bekam ich eine Panikattacke nach der anderen, doch Jenny versicherte mir, dass die Strähnchen meinen Teint unterstreichen würden. Und sie hatte recht.
“Danke”, sage ich.
“Trevor wird beeindruckt sein.” Sie zwinkert.
Aber werde ich von Trevor beeindruckt sein? Rhonda zuliebe hoffe ich es. Sie versucht schon so lange, uns zu verkuppeln.
“Wann trefft ihr euch?”, fragt sie.
“Um acht.” So habe ich noch Zeit, mich nach den Nachrichten frisch zu machen. Wir haben uns in einem Restaurant downtown verabredet. Er bot mir an, mich abzuholen, was ich höflich ablehnte. Wenn ich selbst fahre, kann ich für den Fall, dass es nicht so gut läuft, schnell wieder verschwinden.
Viel Lust habe ich nicht, wie Sie wohl bemerkt haben.
“Ihr werdet bestimmt Spaß haben”, beteuert Rhonda. “Trevor ist wirklich ein Schatz.”
“Das hoffe ich.”
Rhonda zieht sich lächelnd zurück, und ich quäle mich aus dem Stuhl hoch. Noch muss ich geschminkt und frisiert werden, und danach ist Showtime.
Zwei Stunden später habe ich noch immer rasende Kopfschmerzen. Ich sitze jetzt vor dem Restaurant in meinem Wagen, und es graust mir davor hineinzugehen. Ich weiß einfach nicht, ob das eine gute Idee war. Bei meinem Glück wird dieses Treffen meinem furchtbaren Tag nur noch die Krone aufsetzen. Wahrscheinlich wäre es besser, einfach nach Hause und ins Bett zu gehen.
Weil ich aber nun schon mal da bin, ergebe ich mich meinem Schicksal. Ich kann genauso gut versuchen, mich zu amüsieren. Es gibt Schlimmeres, als seinen Donnerstagabend mit einem Mann zu verbringen.
Nachdem ich meine Lippen nachgezogen habe, steige ich aus und gehe mit flatternden Nerven auf die Eingangstür zu. Wirklich, es ist ja nicht gerade so, dass ich einen Mann nötig hätte, obwohl ich schon zugeben muss, dass es schön wäre, einen zu haben.
“Hallo”, begrüße ich den Ober. “Ich habe eine Verabredung. Mit Crenshaw. Trevor.”
Der Mann klappt sein Reservierungsbuch auf. “Ah ja. Hier entlang.”
Mit feuchten Händen umklammere ich mein Louis-Vuitton-Täschchen und folge ihm durch das Restaurant, das Trevor ausgesucht hat. Gute Wahl. Es ist zwanglos, aber gehoben und hat eine wunderbare Küche.
“Bitte sehr.”
“Besten …” Die Worte ersterben auf meinem Lippen, als ich den sich erhebenden Mann erblicke. Ich bin überrascht. Angenehm überrascht.
Das
also ist Trevor. Wow. Er ist groß und sehr gepflegt, ein wirklich prächtiger schwarzer Bruder, muss man schon sagen. Ich bin beeindruckt.
“Lishelle, hallo.”
Gott, mit diesem Lächeln hat er bestimmt schon unzählige Herzen gebrochen.
“Haben Sie gut hierher gefunden?”
“Ja, ja, habe ich.” Ich lächle unbeholfen. “Hi.” Dann strecke ich die Hand aus, doch Trevor geht einfach auf mich zu und umarmt mich. “Es ist so schön,
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