Enthemmt!
zwingt sich zu einem Lächeln.
“Sag nur wann und wo”, antworte ich ohne zu zögern. “Solange du Adam für mich verprügelst.”
“Kein Ton von ihm?”, fragt Alisha.
“Nichts. Ich schätze, er braucht noch mehr Zeit.”
Alisha seufzt, ein Seufzen voller Bedauern und Enttäuschung. “Man glaubt, man kennt einen Mann, schenkt ihm sein ganzes Herz. Jeden Abend liegt man neben ihm im Bett, hört sich seine Probleme an, seine Hoffnungen und Träume. Man kümmert sich um ihn, weil man einfach nur will, dass er glücklich ist. Und doch kann man nie sicher sein, dass er einen nicht irgendwann auf die schlimmste Art und Weise hintergeht.”
“Das stimmt wohl”, sagt Lishelle.
“Aber Freundinnen”, fügt Alisha hinzu, “das sind die Menschen, auf die man wirklich zählen kann. Die Menschen, die mit einem durch dick und dünn gehen.”
Ich sage kein Wort. Kann ich auch nicht, weil mein Hals wie zugeschnürt ist. Alisha hat so recht, es versetzt mir einen Stich ins Herz. Ich frage mich, ob Adam nach all den Jahren wirklich in der Lage ist, ohne einen Blick zurück einfach zu gehen.
Ich frage mich, ob er mich überhaupt jemals wirklich geliebt hat.
20. KAPITEL
L ishelle
Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass Alishas Worte mich nicht berührt hätten. Seitdem denke ich ständig nach über das, was den beiden geschehen ist, auch jetzt, in meiner Wohnung, mitten in der Nacht, starre ich die Decke an, unfähig zu schlafen.
Ich erinnere mich daran, wie Glenn im College mein Herz gebrochen hat. Zuerst gab es da diese Gerüchte, die ich aber immer ignorierte. Dann entdeckte ich Zettel mit Telefonnummern drauf. Er fand immer eine gute Erklärung. Mir war klar, dass er attraktiv und ungebunden war – eine Kombination, die für viele Frauen unwiderstehlich ist. Ich weiß noch, wie ich mir im Sommer nach unserer Trennung, als wir gelegentlich wieder miteinander schliefen, einredete, die Anziehung zwischen mir und Glenn sei nur rein körperlich.
Aber kann so eine körperliche Anziehung länger als zwei Jahre anhalten? Und warum denke ich überhaupt über die Vergangenheit nach? Glenn hat mein Herz gebrochen, ja, aber das ist über zehn Jahre her. Was soll ein Zweiundzwanzigjähriger denn machen, wenn sich ihm ständig Frauen an den Hals werfen? Jetzt ist er über dreißig, er hat sich geändert.
Ich schaue auf die Uhr. Drei Uhr dreiunddreißig. Verdammt, ich darf nicht länger grübeln. In weniger als vier Stunden muss ich aufstehen und perfekt aussehen. Ich bin eine von vier Moderatoren unseres Senders, die heute in einem McDonalds in der Innenstadt bei einer Benefizveranstaltung erscheinen müssen.
Ich werde eine McDonalds-Uniform anziehen und Burger und Fritten servieren. Fünfzig Prozent der Einnahmen sollen der Kinderabteilung eines lokalen Krankenhauses gespendet werden.
Also liegt ein Tag vor mir, an dem ich mich stundenlang mit Fans abgebe und in der Lage sein muss zu lächeln.
Und wenn ich dazu in der Lage sein will, muss ich ein paar Stunden schlafen.
Ich schließe die Augen und beginne damit, Schäfchen zu zählen.
Der Tag war wirklich anstrengend. Mein Gesicht tut mir vom vielen Lächeln weh.
Und es ist noch nicht vorbei. Ich muss noch die Achtzehn-Uhr-Nachrichten moderieren.
“War das nicht fantastisch?”, fragt mich Randy Harmon, ein Kollege, als ich ihm im Gang begegne. Seine Stimme trieft vor Sarkasmus.
“Oh Gott. Nie mehr so eine Veranstaltung wäre keine Sekunde zu wenig.”
Randy lacht. “Komm schon – riechst du denn nicht gerne nach altem Fett?”
Ich suche nach einer schlagfertigen Antwort, finde aber keine. “Äh, nein.”
“Wir sehen uns, nachdem du geduscht hast.”
“Bis dann.” Ich schiebe mich an Randy vorbei in mein Büro, doch kaum bin ich drin, streckt Linda Tennant, die Geschäftsführerin, den Kopf herein.
“Ich habe gehört, dass Sie zurück sind.”
“In dieser Sekunde.” Ich lächle nett.
Linda ignoriert meine Andeutung, dass ich nicht gerade zu einem Plausch aufgelegt bin, und sinkt aufs Sofa. “In Macon bahnt sich eine Story an.”
Ich ziehe die Bluse aus meinem Rock. “Was für eine Story?”
“Connor House. Der …”
“… Himmel für Kinder, die unheilbar an Krebs erkrankt sind”, beende ich ihren Satz. “Was ist damit?”
“Zwölf Kinder und ihre Familien sollten heute Morgen nach Orlando fliegen. Aber als sie am Flughafen ankamen, mussten sie feststellen, dass ihre Flüge gestrichen wurden.”
“Wie bitte?”
“Mhm. Das Geld
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