Enthemmt!
geblieben, weil ich noch immer hoffte, dass alles gut wird.”
Ich schlage ihm quer ins Gesicht. “Soll das ein Scherz sein? Du behandelst mich, als wäre ich die
andere
Frau?”
“Ich habe mich entschieden”, antwortet Charles ruhig. Ruhiger als er dürfte, nachdem er gerade mein ganzes Leben zerstört hat.
“Du solltest jetzt eigentlich sagen, dass es nur eine Affäre ist, dass es um Sex ging und um nichts sonst. Danach solltest du mich anflehen, dir zu verzeihen und hoffen, dass ich dir nicht in den Hintern trete. Ich bin deine
Frau
, Charles. So läuft das normalerweise.”
“Vielleicht in irgendeiner beschissenen Komödie”, bellt Charles zurück. “Aber das hier ist das echte Leben. Ich habe mich in eine andere Frau verliebt.”
“Wage es nicht, mich anzuschreien. Nicht unter diesen Umständen!”
“Entschuldige”, murmelt er. “Versteh doch, ich stehe auch ziemlich unter Druck. Ich will es uns allen so leicht wie möglich machen.”
Ich schnaube. “So stellst du dir das vor.”
Charles schüttelt reumütig den Kopf. “Ally …”
“Du willst mit ihr zusammen sein?”, frage ich fassungslos. “Du willst
mich
wirklich für
sie
verlassen?”
“Das Leben ist zu kurz. Ich muss zu meinen Gefühlen stehen.”
Ohmeingottohmeingott! Panik wühlt in meinem Bauch. Er sagt das wirklich. Er will mich wirklich verlassen. “Was ist mit dem Eheversprechen? Dazu willst du nicht stehen? Ich weiß, wir gehen nicht gerade regelmäßig in die Kirche, aber wir glauben doch beide an Gott. Wir sind in christlichen Familien groß geworden. Ich dachte, du nimmst dein Versprechen vor Gott ernst.”
“Lass uns jetzt nicht mit diesem religiösen Scheiß anfangen. Ich bleibe nicht mit dir verheiratet, nur weil …”
Da ist es um mich geschehen. Ich schieße auf Charles zu und hämmere gegen seine Brust. Er stolpert rückwärts, fällt aber nicht hin.
Seine Augen blitzen mich wütend an.
“Wie kannst du es wagen! Wie kannst du es wagen, mich so anzusehen, du verlogener, beschissener Scheißkerl!” Meine Stimme überschlägt sich bei den letzten Worten, Tränen füllen meine Augen.
Plötzlich ist die Wut weg, ich bin vernichtet, ich fürchte, einfach zusammenzubrechen.
Ich ertrage es nicht. Ich kann nicht mit Charles im selben Zimmer sein.
Ich drehe mich um und fliehe. Stürze die Treppe hinunter, als wäre ein Vergewaltiger hinter mir her. Ich schnappe den Schlüssel, schieße durch die Tür zum Auto, ramme den Schlüssel ins Schloss, doch es funktioniert nicht.
“Verdammt!”
Erst nach einem Moment merke ich, dass ich versuche, meinen Jetta aufzuschließen, nicht das gemietete Auto. Also renne ich zu dem anderen Wagen und springe hinter das Steuer.
Werfe einen Blick auf die Haustür. Kein Charles.
Und da endlich breche ich zusammen. Ich heule und heule, ich weiß nicht, ob ich jemals wieder aufhören kann.
19. KAPITEL
C laudia
Seit heute Morgen brenne ich darauf, dieses Stück Paradies in Alabama zu verlassen und mich auf den Weg nach Hause zu machen. Ich sagte Lishelle, dass ein Freundinnen-Wochenende ohne Alisha einfach nicht dasselbe ist, doch in Wahrheit hoffe ich einfach verzweifelt darauf, etwas von Adam zu hören. Ich hatte einen Alptraum. Ich gab ihm alle Zeit der Welt, und als wir endlich darüber sprachen, war er schon längst über mich hinweg.
Ich wachte mit einem schrecklichen Gefühl auf. Und dachte, dass es vermutlich wirklich keine so gute Idee ist, ihm Zeit zum Nachdenken zu geben. Was, wenn er sich bereits daran gewöhnt, ohne mich zu leben? Wenn die Chance, wieder zusammenzukommen, immer geringer wird?
Mit Lishelles Zustimmung packen wir zusammen und ziehen gleich nach dem Brunch los.
“Mädchen, was machst du da?”, fragt Lishelle und wirft mir einen Seitenblick vom Steuer aus zu.
“Also, ich …” Beinahe hätte ich mein Handy wieder in meine Tasche gesteckt, als hätte mich jemand bei einem Diebstahl erwischt. Aber stattdessen lege ich es in meinen Schoß. “Ich dachte, ich könnte mal meine Nachrichten checken.”
Sie schnalzt leise mit der Zunge. “Und wenn er sich gemeldet hat, wirst du ihn dann sofort zurückrufen?”
“Das habe ich nicht gesagt.”
“Das musst du auch gar nicht. Aber ganz ehrlich, ich würde es dir nicht raten. Er hat dich auf die schlimmstmögliche Art und Weise verletzt. Du solltest ihm auf gar keinen Fall das Gefühl geben, dass du ihn mit offenen Armen erwartest.”
“Ich will ihn zurück”, entgegne ich. “Was haben Spielchen
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