Enthuellung
in den Wagen, um meine Taschen auf die Rückbank zu legen, und Chris nimmt sie mir ab. Er zögert einen Moment, und ich frage mich, ob auch er die Entfremdung zwischen uns spürt. Er legt meine Sachen hinter uns, und ich lasse mich auf den Beifahrersitz gleiten, schließe mich in den kleinen Raum mit ihm ein. Ich brenne auf seine Berührung, brenne darauf, dass er mich anfasst.
Angespannte Sekunden verrinnen, in denen keiner von uns sich bewegt oder spricht. Mit einer aufreizend zittrigen Hand greife ich nach dem Sicherheitsgurt, und Chris beugt sich über mich, um zu helfen. Sein Arm streift meine Brust. Die Hitze seines Körpers strömt in mich hinein. Sein Haar kitzelt mir die Wange, und er verweilt in dieser Position, sein Mund meinem nahe. Ich kann mich nur mit Mühe beherrschen, ihn nicht an mich zu ziehen, aber dann ist Chris weg, und ich atme bebend aus. Er schiebt den Gurt neben meinem Sitz in die Halterung und setzt sich wieder auf seinem Sitz zurecht. Er sieht mich immer noch nicht an. Schließlich legt er einen Gang ein und manövriert den Wagen auf die Straße.
Ich balle die Fäuste auf dem Schoß und bin kurz davor auszurasten, als Chris auf den nächstbesten Parkplatz einbiegt.
Wir sitzen da, starren beide geradeaus. Sein Schweigen bringt mich schier um, und ich kämpfe gegen einen Schrei, lasse den Kopf auf die Brust sinken und greife mir ins Haar.
»Sara, was ist daraus geworden, vorsichtig zu sein und uns mitzuteilen, wo du hingehst?«
Ich sehe ihn verständnislos an, seine Frage kommt so unerwartet, dass ich sie nicht verstehe.
»Ich bin in das Café gegangen, um in deiner Nähe zu sein, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Dann bist du mit Alvarez aufgetaucht, dem ich nicht vertraue.«
Ich funkle ihn an. »Alvarez ist mein Job. Einfach mein Job. Das musst du akzeptieren – genauso wie ich akzeptiert habe, dass nichts zwischen dir und Ava ist.« Meine Stimme wird weicher. »Aber du hast recht; ich hätte dir sagen sollen, wo ich hingehe. Es tut mir leid, dass du dich meinetwegen gesorgt hast.«
»Verdammt, Sara.« Er fährt mir mit den Fingern durchs Haar und hält sein Gesicht so nah vor meins, dass ich seinen Atem spüre. »Du bist der Grund, warum ich atme«, flüstert er. »Warum kannst du das nicht verstehen?«
Seine Frage vertreibt den letzten Rest meines Ärgers. Ich schmiege mich an ihn, zeichne mit den Fingern sein Kinn nach.
»Lass uns nach Hause fahren, Baby.« Er küsst mich auf die Stirn. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
Chris nimmt meine Hand, während wir in sein Apartment gehen. Im Flur öffnet er eine Tür. »Da siehst du, was ich heute Nachmittag getan habe. Ich wollte dir keine Chance geben, deine Meinung zu ändern und nicht bei mir einzuziehen.«
Ich trete ein und finde Stapel von Kisten vor und die kleine Ansammlung von Möbeln, die ich in meiner Wohnung hatte.
»Ich habe den Schlüssel von deiner Schlüsselkette geklaut. Ich habe das Umzugsunternehmen alles herbringen lassen, damit du entscheiden kannst, was du behalten willst, und ich habe deine restliche Miete bezahlt.« Er zieht mich an sich, und seine Berührung
ist
ein
Zuhause. »Von diesem Punkt an ist Dein, was Mein ist, Sara.«
Ich umarme ihn, drücke das Ohr an seine Brust und will ihn nicht loslassen. Obwohl er großzügig mit »Dingen« ist, ist nicht
alles,
was Sein ist, auch Mein. Denn nur er besitzt den Schmerz seiner Vergangenheit – und genau wie mein eigener wird er uns irgendwann einholen.
25
Am nächsten Morgen stehe ich vor dem Badezimmerspiegel und lege letzte Hand an mein Make-up, kurz bevor Chris und ich zu einem Frühstückstreffen mit Kelvin aufbrechen. Wir werden über Alvarez sprechen und über den Hinweis auf ein möglicherweise gefälschtes Kunstwerk, den ich in Rebeccas Arbeitstagebuch gefunden habe. Außerdem hat Kelvin versprochen, uns zu alarmieren, wenn Ella irgendwelche Transportmittel bucht. Es ist ein schwacher Trost, aber besser als nichts.
Ich ziehe gerade den Reißverschluss meiner Handtasche zu und will ins Schlafzimmer gehen, als Chris hinter mir auftaucht und eine schwarze American-Express-Karte auf den Waschtisch vor mir legt. Ungläubig starre ich sie an und schüttle den Kopf.
»Nein.« Ich greife nach der Kreditkarte und drehe mich zu ihm um. »Ich will das nicht. Ich will dein Geld nicht.«
»Sie sorgt dafür, dass du alles hast, was du brauchst oder willst, bis wir zur Bank gehen und dir ein Konto einrichten können.«
»Nein, Chris, ich nehme das
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