Enthuellung
entgegennehme.
»Ah, Bella, sprechen Sie mit mir«, sagt Ricco, und genauso hat er einen Anruf vor zwei Tagen begonnen. »Erzählen Sie mir, dass Sie gute Neuigkeiten für mich haben.«
»Es tut mir leid, Ricco. Rebecca hat nicht in der Galerie angerufen, und niemand hat von ihr gehört.«
Er seufzt, und die Traurigkeit dieses Lauts ist selbst über das Telefon wahrzunehmen. »Bitte, tun Sie, was Sie können.«
»Das werde ich.« Ich habe kaum geantwortet, als die Leitung tot ist.
Ich lege das Handy auf den Tisch, und Chris zieht eine Augenbraue hoch. »Das ging aber schnell.«
»Er will nur eins. Rebecca. Er ist einfach so verdammt besessen von ihr, Chris.«
»Blake und Kelvin haben einen Mann auf ihn angesetzt, der ihn auf verdächtige Aktivitäten hin beobachtet.«
»Ich glaube nicht, dass er ihr etwas angetan hat. Ich denke, dass er sie wirklich liebt. Er ist wie Diego und jagt den Geist von etwas, das niemals sein wird.«
»Oder er jagt einen Fehler, den er zu vertuschen sucht«, warnt Chris. »Lass nicht zu, dass dein großes Herz dich daran hindert, vorsichtig zu sein.«
»Ich weiß. Ich werde vorsichtig sein.«
Maria erscheint mit unserer üblichen Bestellung. Ich plaudere mit ihr über Diego und kann erkennen, dass sie sich um ihren Sohn sorgt.
Als sie wieder geht, mustert mich Chris für einen Moment. »Es sind unsere Narben, die uns definieren, Sara. Diego muss das Leben leben, um das Leben schätzen zu können.«
»Ja.« Mein Magen verkrampft sich bei der Vorstellung, dass ich immer noch nicht weiß, wie tief Chris’ Narben gehen, die ihn definieren.
Chris kippt sein Bier herunter und greift dann nach einer Gabel. »Iss, Baby. Das Essen wird kalt.«
Ich nicke und schiebe meine Sorgen beiseite, und er erzählt mir von Paris und setzt emsig seinen Versuch fort, mich davon zu überzeugen, ihm einen Vertrauensvorschuss zu geben und ihn zu begleiten.
Unsere Teller werden abgeräumt, und ich greife nach meinem Portfolio. »Ich will dir etwas zeigen.« Ich schlage es auf. »Das sind die Kunstwerke, die ich für diese Immobilie ausgesucht habe, an deren Ausstattung ich für Ryan arbeite.«
Die nächsten fünfzehn Minuten verbringe ich damit, ihm jede meiner kostbaren Entdeckungen zu zeigen. Als ich aufschaue, begegne ich seinem zärtlichen Blick. Er streicht mir mit den Fingerknöcheln über die Wange. »Du liebst deine Arbeit wirklich.«
»Ja. Dieser Job ist mein Traum. Aber ich … Ich weiß, dass es nicht die
Allure
-Galerie sein muss.« Zum ersten Mal lasse ich durchblicken, dass ich vielleicht mit ihm nach Paris gehen werde.
Er wird sehr still. »Was sagst du da?«
Mehr und mehr denke ich, dass Paris meine Chance ist, um den Rest von Chris’ Schutzschicht wegzuschälen. »Es bedeutet, dass ich zu dir gehöre.«
Wir sehen einander an, und ich kann in meiner Seele spüren, wie das Band zwischen uns immer fester wird. »Ja«, antwortet er leise. »Das tust du.«
Der Kellner unterbricht uns mit der Rechnung, aber der Moment ist nicht entzaubert. Ich werfe Chris einen koketten Blick zu. »Ich habe mich gefragt, ob ein gewisser brillanter Künstler Sonderwünsche entgegennimmt.«
»Wenn mich eine gewisse höllisch sexy Frau brillant nennt, die zufällig das Bett mit mir teilt, ist so ziemlich alles möglich.«
Meine Wangen werden heiß, während ich daran denke, was in unserem Bett möglich ist, namentlich an die Lederriemen, die er am Kopfbrett angebracht hat, um mich zu fesseln und mich voller Wonne zu quälen. »Ja, also, ich fahre morgen endlich zu Ryans Gebäude und werde mir persönlich ansehen, wie meine Schätze dort zur Geltung kommen werden. Ich hatte gehofft, du würdest mich vielleicht begleiten, weil« – ich blättere zur Abbildung einer Wand im Haus und drehe sie zu ihm um – »ich davon träume, an dieser Stelle eine San-Francisco-Skyline von Chris Merit aufzuhängen. Du könntest das Geld spenden, und ich werde …«
»Unter einer Bedingung.« Er sieht die Abbildung nicht an. Er sieht mich an. »Du sitzt mir Modell und erlaubst mir, dich zu malen.«
Früher war die Idee Furcht einflößend, und ich habe mir gesagt, es liege daran, dass Chris so außerordentlich talentiert ist, aber es war mehr. Es war das, was sein Pinsel eingefangen hat, und die Geheimnisse, vor deren Enthüllung ich mich gefürchtet habe. Jetzt schaue ich ihm fragend ins Gesicht, und ich sehe ihm an, dass er sich meiner Furcht bewusst ist. Hier geht es um Vertrauen, darum, dass ich glaube, dass er
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