Enthuellung
zu hören, die mich nicht involviert. Aber er ist nicht an seinem Schreibtisch.
Die Küche ist mein nächster Halt – ein Fehler. Ich spaziere mitten in die Höhle des Löwen. Mary dreht sich um, als ich eintrete, eine Tasse in der Hand.
»Wie ist es mit Ricco gelaufen?«, fragt sie.
Während ich mein Bestes tue, ungerührt zu wirken, gehe ich zur Kaffeekanne und fülle meine Tasse. »Nicht gut. Er hat mich mehr oder weniger weggeschickt.«
»Wirklich? Und wieso ist er dann hier?«
Ich gebe Sahne in meinen Kaffee. »Ich habe keine Ahnung.«
Sie sieht mich an. »Sie müssen irgendetwas getan haben, das ihn sauer gemacht hat.«
Der bösartige Glanz in ihren Augen sagt mir, dass sie vorhatte, mich aufzuregen, und es funktioniert. Könnte sie noch kälter und gemeiner sein?
»Richtig. Danke für die ermutigenden Worte.« Ich wende mich ab.
»Schätzchen, Ihre Ermutigung ist doch schon die Tatsache, dass der Boss Ihnen unter den Rock fassen will.«
Wieso hat sich mein glücklicher Morgen in den letzten Dreck verwandelt? Ich stehe im Begriff, meinen Lehrerjob zu kündigen, obwohl ich offensichtlich nicht die einzige Person bin, die glaubt, dass ich den neuen Job nur habe, weil Mark mir unter den Rock fassen will. Was denke ich mir nur? Ich gehe zurück in mein Büro, schließe die Tür und rufe Chris an.
Sobald er drangeht, sage ich: »Du hast mir einmal erklärt, dass ich nicht in diese Welt gehöre. Du hast nicht das Kunstgeschäft gemeint, richtig?«
»Nein, Baby. Du weißt, wovon ich gesprochen habe.«
»Ich kann meinen alten Job nicht kündigen, wenn Mark mir meinen derzeitigen nur gegeben hat, weil er mich in Rebecca verwandeln will. Würde er das tun? Würde er mich aus rein persönlichen Gründen engagieren?«
Er schweigt zu lange, und ich kann es nicht ertragen. »Chris.«
»Ich würde gern irgendetwas sagen, um dich von dort wegzuholen, aber nein. Das ist nicht sein Stil. Er sieht dein Talent, Sara. Und das Gleiche wird jeder tun, der ein wenig Zeit mit dir verbracht hat.«
Amanda rauscht mit dem Anruf von der Schule herein. »Leg ihn in die Warteschleife«, bitte ich sie.
»Du bist keine Lehrerin, Sara«, fährt Chris fort. »Kein Zwischendrin, Baby.«
»Richtig. Kein Zwischendrin. Ich muss Schluss machen.«
»Du wirst froh darüber sein, dass du es getan hast. Ruf mich anschließend an.«
»Mache ich.«
Zehn Minuten später stehe ich nicht mehr im Dienst der Schule. Aber Ella wird immer noch erwartet, und ich bin mir nicht sicher, was ich denken soll. Wenn sie gekündigt hätte, wäre ich verletzt, dass sie mich aus ihrem Leben ausgeschlossen hat, aber ich wüsste, dass sie sich freiwillig davongemacht hat. Ich simse Chris, und er gratuliert mir und verspricht, weitere Nachforschungen zu Ellas Aufenthaltsort anzustellen.
Ich habe das Handy gerade in meine Tasche zurückgelegt, als es an meiner Tür klopft und sie geöffnet wird. Ricco taucht auf und sieht aus wie Antonio Banderas, mit seinem dunklen, gesunden Teint, bekleidet mit schwarzen Baumwollhosen und einem schwarzen Button-Down-Hemd, an dem mehrere Knöpfe geöffnet sind. »Lassen Sie uns auf einen Kaffee nach nebenan gehen, Bella.«
Ein Befehl. »Gern.« Ich stehe auf und schlüpfe in meine Jacke. »Ich hoffe, Ihr Besuch bedeutet, dass Sie es sich noch einmal überlegt haben und mit uns arbeiten werden?«
»Wir werden nebenan reden«, erwidert er mit leidenschaftsloser Miene.
Innerlich seufze ich und greife nach meiner Handtasche. Jeder Mann, der hier hereinkommt, scheint von einem intensiven Verlangen nach Kontrolle infiziert zu sein, einem Verlangen danach, die Dinge zu seinen Bedingungen zu tun.
Als wir im Café ankommen, öffnet Ricco mir die Tür, und ich trete ein. Sofort spüre ich Chris’ Anwesenheit, als erwachte ein anderer Teil von mir zum Leben. Oh nein – so wie er zu Ricco steht, gleicht dies einer tickenden Zeitbombe. Ricco erbietet sich, mir meine Jacke abzunehmen, und ich lehne ab. Ich werde mich an meine Rüstung klammern, real oder eingebildet.
Ich mache einige Schritte in das Café hinein und erhasche einen Blick auf Chris an einem der hinteren Tische. Ava ruft meinen Namen und lächelt strahlend, verkündet Chris meine Anwesenheit, als hätte er mich nicht bereits gesehen. Ich schaffe es, sie anzulächeln. Glaube ich.
»Sie setzen sich einfach hin«, befiehlt Ricco. »Ich werde bestellen. Was hätten Sie gern?«
»Einen weißen Schokoladenmokka, bitte.«
Als sich Ricco zur Theke umdreht, gehe ich zu
Weitere Kostenlose Bücher