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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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und zwanzig Jahre älter als sie, sie keineswegs wie eine Tochter angesehen.«
    Sie braucht nicht zu erklären, was sie meint. Mein Vater hat eine Schwäche für Frauen an exotischen Orten, die nicht viel älter sind als ich. »Ich treffe mich heute Abend mit ihm, um ihn zu einigen privaten Besichtigungen zu überreden. Gibt es irgendetwas, das ich bedenken sollte?«
    Ihre großen dunkelbraunen Augen, eine Schattierung dunkler als meine, weiten sich. »Sie haben ihn dazu überredet, Sie zu empfangen?«
    »Ja, ich …«
    Mein Handy klingelt, und ich vergesse alles andere, als ich sehe, dass Chris anruft. »Ich muss da rangehen.«
    Sie legt die Stirn in Falten und wirkt ein wenig gekränkt. »Natürlich. Wir können ja später plaudern.«
    »Danke. Es tut mir leid. Es ist wichtig.« Ich nehme den Anruf an, merke aber, dass Ava noch nicht weit genug weg ist. »Bleib mal eine Sekunde dran, Chris.« Ein schneller Blick in die Runde, und mir wird qualvoll bewusst, dass um mich herum viel zu viele Gäste sitzen. Warum dachte ich, hier gut mit Chris telefonieren zu können? »Ich muss nur irgendwo hingehen, wo ich frei reden kann. Das heißt, wenn du ein paar Minuten Zeit hast?«
    »Ja. Natürlich habe ich die.« Seine tiefe, sonore Stimme dringt mir durch Mark und Bein, und trotz meiner Ängstlichkeit wegen des Anrufs erschauere ich bei der Erkenntnis, dass dieser Mann eine solche Macht über mich hat. Die Aussicht darauf, ihn zu verlieren, wenn dieses Gespräch schlecht läuft, ist bitter.
    Ich schaue zur Tür und verwerfe den Gedanken, dass ich mich draußen in der Kälte konzentrieren könnte. Stattdessen gehe ich schnurstracks auf die Toilette mit der einen Kabine und verschließe die Tür hinter mir. »Okay. Kannst du mich hören?«
    »Ja«, sagt er, »und warum klingst du so verwirrt wie in der Nacht, als ich dich angerufen habe und du gerade die Lagerhalle verlassen hattest?«
    »Weil ich es in gewisser Weise tatsächlich bin«, gestehe ich zu meiner eigenen Überraschung. »Bist du irgendwo, wo du reden kannst?«
    »Ja. Was ist los, Sara?«
    »Nichts.« Ich gehe in dem kleinen Raum auf und ab. »Eigentlich nichts. Ich will nur nichts falsch machen. Und ich sollte dich besser warnen, dass ich herumfaseln werde. Das tue ich immer, wenn ich nervös bin.«
    »Bei mir brauchst du nicht nervös zu sein. Niemals. Sag einfach, was in dir vorgeht. Besser früher als später, bevor du mich wahnsinnig machst.«
    »Das werde ich. Ich – nun, ich hatte rosafarbene Schlagstöcke und Schmetterlinge im Kopf und …«
    »Wir brauchen nichts zu tun, was du nicht willst.«
    »Das weiß ich, und das ist der Punkt. Oder nicht wirklich der Punkt.« Schon geht es los mit dem Gefasel. »Der eigentliche Punkt ist, dass du mich in das Land von rosafarbenen Schlagstöcken und Schmetterlingen bringst, aber rosafarbene Schlagstöcke und Schmetterlinge passen nicht zu dir. Zu dir gehören Leder und Schmerz und Dunkelheit.«
    »So siehst du mich also, Sara?«
    »So bist du, Chris, und mir gefällt, wer du bist, und das bedeutet, dass diese Dinge auch zu mir gehören.«
    »Sara …«
    »Bitte lass mich aussprechen, bevor ich das nicht mehr kann.« Meine Knie wackeln, und ich lehne mich an die Wand. »Ich habe mich aus allen möglichen Gründen zurückgehalten, Gründen, die zu kompliziert sind, um sie jetzt zu erklären, und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich überhaupt wirklich selbst verstehe, aber ich versuche es. Ich will nicht zulassen, dass ich mich jetzt zurückhalte, also werde ich einfach sagen, was in mir vorgeht, ohne auch nur Luft zu holen. Ich weiß, ich habe gesagt, dass es mir nicht um ein trautes Heim geht, und das tut es nicht und wird es niemals, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, ohne dich zu sein. Das bedeutet, ich muss hingehen, wo du mich brauchst. Und sag mir nicht, du brauchst nur mich. Ich wünschte, es wäre wahr, und es bedeutet mir eine Menge, wenn du es sagst, aber du hast einen Weg für dich gefunden, wie du damit umgehst. Du hast etwas gefunden, um zu entfliehen. Angefangen bei dem Gemälde, über den Club, bis hin zur Art, wie du im Allgemeinen bist. Ich will nicht, dass jemand anders da ist, wenn du diese Dinge brauchst. Ich will, dass ich es bin. Ich will, dass du darauf vertraust, dass ich nicht weglaufe.« Ich höre auf zu reden – die Totenstille danach ist unerträglich, und ich kann den Drang, sie mit weiteren Worten zu füllen, kaum bezähmen. »Chris, verdammt noch mal, sag etwas. Ich sterbe

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