Enthuellung
zustimmen wird. Wenn Sie immer noch sehr krank sind und wollen, dass ich es versuche, mache ich es.«
»Ricco Alvarez«, wiederholt sie, und ihre Lippen werden schmal. »Ausgerechnet der.« Sie geht weg.
Ich runzle die Stirn. Was zum Kuckuck soll das heißen?
Ralph kommt in mein Büro und legt einen Stapel Papiere auf den Schreibtisch. »Eine Inventarliste samt Preisliste, die ich monatlich erstelle.« Er senkt die Stimme und fügt hinzu: »Halt dich von Mary fern, wenn sie krank ist. Es ist schon vorgekommen, dass sie jemandem den Kopf abgerissen und ihn dann einfach liegen gelassen hat, damit er verblutet.«
»Danke für die Warnung, aber sie kommt ein wenig zu spät«, zische ich leise.
»Besser spät als nie.«
»Nicht in diesem Fall. Und warum hat sie sich so komisch benommen, weil ich mich mit Alvarez treffe?«
»Sie ist ehrgeizig und sieht alle anderen als Konkurrenten an. Schon als Rebecca noch da war, wollte er sie nicht über Termine informieren, und jetzt auch nicht.«
»Warum?«
»Ihre Art kommt einfach bei gewissen Leuten nicht gut an.«
»Aber alle sagen, Alvarez sei schwierig.«
»Ich schätze, das ist der Grund, warum Bossman charmante Frauen wie Rebecca und dich engagiert. Um keine Probleme zu haben, wenn Zahltag ist. Er weiß, dass Mary eine Zeitbombe ist.«
»Warum behält er sie dann?«
Er schaut über die Schulter und dann zurück zu mir. »Sie war kurz davor, nach einem Streit mit Rebecca gefeuert zu werden, aber dann hat sie einen guten Fang gemacht und zwei unsignierte Spitzenwerke an Land gezogen, die sich Bossman für die nächste Riptide-Auktion unter den Nagel gerissen hat. Damit hat sie einen Freibrief.«
»Warte. Sie arbeitet für Riptide?«
»Oh nein. Vergiss nicht, ich sagte, sie sei eine Zeitbombe. Sie wurde angewiesen, den Weiterverkauf der Werke an Rebecca abzugeben.«
Amanda erscheint in der Tür. »Der Buchhalter von Riptide ist für dich in der Leitung.«
Ralph springt auf und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. Ich schaue ihm nach, und meine Gedanken wandern in unangenehme Gefilde. Wie sehr hat Mary Rebecca gehasst? Wie sicher war sie, dass es ihrer Karriere dienlich wäre, sie loszuwerden? Ich will nicht darüber nachdenken, was das für mich bedeuten könnte.
Ich presse die Finger auf meine pochenden Schläfen und massiere sie. Ich mache mir Sorgen um Rebecca. Ich mache mir Sorgen um Ella. Ich habe keine Ahnung, wie ich eine der beiden Frauen aufspüren kann. Teufel auch, dabei weiß ich nicht einmal, wie ich mich selbst finden soll, auch wenn ich mich im Spiegel betrachte.
Eines aber weiß ich, nämlich dass all diese Dinge mit Chris in meinem Leben machbarer erscheinen. Ich kann mich nicht zurücklehnen und darauf warten, dass wir aufeinanderstoßen und füreinander entbrennen, aber ich habe das Gefühl, dass wir in diese Richtung steuern. Ich hole tief Luft und sehe ein, dass ich mit Chris reden muss, um genauer hinter seine Fassade zu sehen, und ich muss es tun, bevor ich den Mut verliere.
Also reiße ich meine Jacke von der Rückenlehne des Stuhls, stopfe die Papiere in meine Aktentasche, schnappe mir Handy und Handtasche und mache mich auf den Weg in Richtung Empfangstresen. Ich fange Amandas Blick auf und sage im Vorbeigehen: »Falls Bossman nach mir suchen sollte: Ich gehe auf einen Mokka nach nebenan, um einige Listen zu studieren, die man mir gegeben hat.«
Ich fange an, verschiedene Methoden zu proben, um Chris auf das anzusprechen, was in mir vorgeht, bevor ich die Galerie auch nur verlassen habe, aber der beißende Wind bläst mir jeden zusammenhängenden Gedanken aus dem Kopf. Ich kämpfe mich durch ihn hindurch und betrete das Café, wo ich mit gemischten Gefühlen den Jungen vom College hinter der Theke entdecke. Er nimmt meine Bestellung entgegen, also ist Ava nicht da. Für heute steht auf meiner Agenda, sie nach Rebecca und Alvarez zu befragen, bevor ich mich heute Abend mit ihm treffe, aber im Moment kann ich ohnehin nur an Chris denken.
Mit noch mehr Kaffee, den ich nicht brauche, lasse ich mich an einem Ecktisch nieder, schlüpfe aus meiner Jacke und hole mein Handy aus der Tasche. Ich atme tief durch und wähle Chris’ Nummer. Zwischen jedem Läuten schlägt mein Puls ungefähr zehnmal, bis sein Anrufbeantworter anspringt. Ich hinterlasse keine Nachricht, und mir ist speiübel. Meinen Kaffee rühre ich nicht an.
Mein Handy vibriert in meiner Hand, und als ich hinabschaue, sehe ich eine SMS von Chris.
Hey, Baby. Ich bin
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