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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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und zerstört genau das, was er eigentlich erwerben wollte. Und ich bin nun besorgt, daß Conley-White einen solchen Fehler begehen könnte.«
    »Aha.«
    »Ganz im Vertrauen: Wenn dieses Thema in der Sitzung morgen zur Sprache kommen sollte, würden Sie dann dieselbe Haltung einnehmen, die Sie gerade eben vertraten?«
    »Gegen Johnson?« Sanders zuckte mit den Achseln. »Das könnte schwierig werden.« Er dachte, daß er an der Bespr e chung morgen wahrscheinlich sowieso nicht teilnehmen würde. Aber das konnte er Conley nicht sagen.
    »Also«, sagte Conley und streckte Sanders die Hand entgegen, »dann bedanke ich mich für Ihre Offenheit. Ich weiß das sehr zu schätzen.« Er wandte sich zur Tür. »Eines noch: Es wäre sehr gut, wenn das Twinkle-Problem bis morgen gelöst sein könnte.«
    »Ich weiß. Glauben Sie mir, wir arbeiten daran.«
    »Gut.«
    Conley drehte sich um und ging. Cindy kam herein. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin nervös.«
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Holen Sie die Unterlagen für die Twinkle-Laufwerke heraus. Ich will Kopien von allen Dokumenten, die ich vorgestern abend zu Meredith mitgenommen habe.«
    »Liegt alles auf Ihrem Schreibtisch.«
    Sanders stapelte sich ein paar Aktenmappen auf den Arm. Obenauf lag eine kleine DAT-Kassette. »Was ist das?«
    »Das ist die Aufzeichnung Ihres Videogesprächs mit Arthur von vorgestern abend.«
    Sanders zuckte mit den Achseln und warf die Kassette in seinen Aktenkoffer.
    »Sonst noch irgendwas?« fragte Cindy.
    »Nein.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ich bin spät dran.«
    »Viel Glück, Tom!«
    Er dankte ihr und verließ das Büro.

    W ährend er sich durch den morgendlichen Berufsverkehr quälte, wurde ihm bewußt, daß das einzige Überraschende an seiner Begegnung mit John Conley für ihn die Erkenntnis gewesen war, um welch intelligenten Mann es sich bei dem jungen Anwalt handelte. Was dagegen Meredith anging, so überraschte ihr Verhalten Sanders nicht im geringsten. Gegen diese Betriebswirtschaftlermentalität, wie sie Meredith in Reinkultur vertrat, kämpfte er schon seit Jahren an. Er hatte diese Sorte Uniabsolventen kommen und gehen sehen und war schließlich zu der Ansicht gelangt, daß es in ihrer Ausbildung einen fundamentalen Fehler gab: Man hatte ihnen eingeredet zu glauben, sie hätten das Zeug dazu, alles zu managen. Aber generell einsetzbare Managerfähigkeiten und -arbeitsmethoden existierten nun einmal nicht. Letztlich handelte es sich immer um spezifische Probleme, die mit spezifischen Industriezweigen und spezifischen Arbeitskräften zusammenhingen. Spezifische Probleme mit allgemeinen Mitteln lösen zu wollen – das war unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Man mußte den Markt kennen, man mußte die Kunden kennen, man mußte um die Grenzen der Produktionsmöglichkeiten und um die Grenzen der Kreativität im eigenen Team wissen. Nichts von alledem lag offen zutage. Meredith sah einfach nicht, daß Don Cherry und Mark Lewyn als Konstrukteure ein Feedback aus der Produktion brauchten. Und wenn Sanders hin und wieder ein Prototyp eines Gerätes gezeigt worden war, dann hatte er die alles entsche i dende Frage gestellt: Sieht gut aus, aber könnt ihr es auch an einem Montageband herstellen? Könnt ihr es zuverlässig und rasch und zu einem vernünftigen Preis bauen? Manchmal konnten sie es nämlich, und manchmal konnten sie es nicht. Wenn man diese Frage nicht stellte, veränderte man die gesamte Organisation. Und zwar nicht zum Besseren. Conley war klug genug, das Problem zu erkennen. Und klug genug, sich umz u hören. Sanders überlegte, was Conley wohl sonst noch wußte, in der Unterredung jedoch nicht angesprochen hatte. War er auch über die Belästigungsklage informiert? Möglich war das auf jeden Fall.
    Himmel – Meredith wollte Austin verkaufen! Eddie hatte von Anfang an recht gehabt. Sanders spielte mit dem Gedanken, es ihm mitzuteilen, aber es ging vorerst nicht. Außerdem mußte er sich jetzt weitaus dringenderen Problemen widmen. Vor ihm tauchte ein Schild auf, das den Weg zum Magnuson-Schlichtungszentrum wies. Er bog ab und fuhr, nervös seinen Krawattenknoten zurechtschiebend, auf den Parkplatz.

    D as Magnuson-Schlichtungszentrum lag etwas außerhalb von Seattle auf einer Anhöhe mit Blick auf die Stadt. Es bestand aus drei niedrigen Gebäuden, die um einen Hof mit Brunnenbecken und Fontänen gruppiert waren. Das Ganze sollte friedlich und entspannend wirken, aber als Sanders vom Parkplatz auf das

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