Enthüllung
von einem Verkauf?«
»Ich sehe keinen zwingenden Grund dafür«, antwortete Sa n ders.
»Vom Thema Cash-flow einmal abgesehen, lautet Meredith’ Argument, der Markt für Mobiltelefone sei gesättigt«, erwiderte Conley. »Als Technologie habe diese Fabrikation die Phase des exponentiellen Wachstums durchschritten und werde bald ein Massenprodukt sein. Die großen Profite gehörten, so meint sie, der Vergangenheit an. Von jetzt an werde es bei starker und wachsender ausländischer Konkurrenz nur geringe Absatzste i gerungen geben. Telefone werden also, ihrer Ansicht nach, in Zukunft wahrscheinlich keine große Ertragsquelle bilden. Und obendrein stellt sich natürlich die Frage, ob wir überhaupt in den Staaten produzieren sollen. Bei DigiCom befindet sich ja bereits ein großer Teil der Fertigung im Ausland.«
»Das ist alles richtig«, erwiderte Sanders. »Aber es trifft nicht das eigentliche Problem. Es ist zwar erstens sehr wohl möglich, daß Mobiltelefone die Grenze zur Marktsättigung erreicht haben, aber der Bereich drahtlose Kommunikation im allg e meinen steckt noch in den Kinderschuhen. Es wird künftig immer mehr drahtlose Büronetze und drahtlose Außendiens t verbindungen geben. Der Markt expandiert also weiter, auch wenn das auf den Telefonsektor als solchen nicht mehr zutrifft. Zweitens gebe ich zu bedenken, daß die drahtlose Kommun i kation einen großen Bestandteil der zukünftigen Interessen unseres Unternehmens bildet, und eine Möglichkeit, wettb e werbsfähig zu bleiben, besteht nun einmal darin, weiterhin Produkte herzustellen und zu verkaufen. Das zwingt uns, mit den Verbrauchern in Kontakt zu bleiben und uns über die künftigen Vorlieben der Menschen zu informieren. Ich würde jetzt nicht aussteigen. Wenn Hitachi und Motorola sich auf diesem Gebiet gute Geschäfte ausrechnen, warum tun wir das nicht auch? Drittens finde ich, daß wir eine Verpflichtung haben – eine soziale Verpflichtung, wenn Sie so wollen –, die darin besteht, hochbezahlte Facharbeiterjobs in den Vereinigten Staaten zu erhalten. Andere Länder exportieren ja auch keine guten Jobs. Warum sollten wir das also tun? Unsere Entsche i dungen zugunsten von Produktion im Ausland hatten allesamt einen triftigen Grund, und ich persönlich hoffe, daß wir diese Produktion bald wieder hierher zurückholen. Bei der Au s landsfertigung entstehen nämlich versteckte Kosten in großer Höhe. Das Wichtigste ist jedoch, daß wir, obwohl wir vorrangig ein Entwicklungsunternehmen sind, das neue Produkte kreiert, die Produktion unbedingt brauchen. Wenn uns die letzten 20 Jahre etwas gezeigt haben, dann die Erkenntnis, daß Konstru k tion und Produktion eng miteinander verbunden sind: Das Ganze ist ein durchgängiger Prozeß. Wenn Sie beginnen, die Konstrukteure von den für die Produktion Verantwortlichen zu trennen, werden Sie bald nur mehr schlecht konstruierte Pr o dukte haben. Dann enden Sie wie General Motors. Und die Japaner verspeisen Sie zum Lunch.«
Er machte eine Pause. Beide schwiegen. Sanders hatte gar nicht vorgehabt, sich derart auszulassen, es war einfach aus ihm herausgesprudelt. Aber Conley nickte nachdenklich vor sich hin. »Sie glauben also, daß der Verkauf von Austin die Pr o duktentwicklung beeinträchtigen würde?«
»Ohne jeden Zweifel. Die Produktion ist letzten Endes ein wichtiger Teilbereich.«
Conley veränderte seine Sitzhaltung. »Und wie denkt, Ihrer Ansicht nach, Meredith über diese Dinge?«
»Das weiß ich nicht.«
»Der ganze Komplex wirft nämlich eine damit zusamme n hängende Frage auf«, sagte Conley, »eine Frage, die etwas mit der Fähigkeit zu tun hat, die richtigen geschäftlichen Entsche i dungen zu treffen. Um ganz offen zu sein, ich habe in der Abteilung bezüglich Johnsons Ernennung ein leises Poltern vernommen. Es ging dabei um die Frage, ob ihr Sachverstand wirklich ausreicht, um eine technische Abteilung zu leiten.«
Sanders spreizte abwehrend die Finger beider Hände. »Dazu sage ich lieber nichts.«
»Darum bitte ich Sie auch gar nicht«, erklärte Conley. »Ich nehme an, daß sie von Garvin gefördert wird.«
»Ja, das stimmt.«
»Womit wir durchaus einverstanden sind. Aber Sie wissen, auf was ich hinauswill. Das klassische Problem bei Firme n übernahmen besteht darin, daß das kaufende Unternehmen im Grunde gar nicht weiß, was es da kauft, und schließlich die Gans, die goldene Eier legt, schlachtet. Das liegt natürlich nicht in der Absicht des Käufers, aber er tut es
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