Enthüllung
Nachricht und legte auf. Dann sprachen Mark und sie im Wagen über denjenigen, den Adele gerade angerufen hatte. Ungefähr eine Viertelstunde lang rissen sie Witze über diesen Menschen und ließen wenig schmeichelhafte Bemerkungen über ihn fallen. und kurze Zeit später kamen sie in die allergrößte Verlegenheit …
»Wollen Sie noch länger im Regen stehen bleiben?« fragte Fernandez.
Sanders erwiderte nichts. Er senkte das Mobiltelefon. Das Tastenfeld und der kleine Bildschirm leuchteten hellgrün. Jede Menge Saft. Er betrachtete das Telefon und wartete. Nach fünf Sekunden schaltete es sich von selbst ab; der Bildschirm wurde schwarz. Die neue Telefongeneration verfügte nämlich über einen selbsttätigen Abschaltmechanismus, um Batteriestrom zu sparen. Wenn man das Telefon nicht benützte beziehungsweise 15 Sekunden lang keine Taste drückte, schaltete es sich ab, damit die Batterie nicht leerlief.
Aber in Meredith’ Büro war die Batterie leergelaufen.
Warum nur?
Vergiß das dumme Telefon.
Warum hatte sich sein Mobiltelefon nicht von selbst abg e schaltet? Welche Erklärung gab es dafür? Vielleicht mechan i sche Defekte – eine Taste war steckengeblieben und hatte das Telefon in Gang gehalten. Oder es war beschädigt worden, weil er es fallen ließ, als Meredith ihn zu küssen begann. Oder die Batterie war schon schwach gewesen, weil er am Abend zuvor vergessen hatte, sie aufzuladen.
Nein, dachte er. Dieses Telefon war ein zuverlässiges Gerät. Einen mechanischen Defekt konnte man ausschließen. Und außerdem war die Batterie aufgeladen gewesen.
Nein.
Das Telefon hatte einwandfrei funktioniert.
Ungefähr eine Viertelstunde lang rissen sie Witze über diesen Menschen und ließen wenig schmeichelhafte Bemerkungen über ihn fallen.
Seine Gedanken überstürzten sich. Wirre Bruchstücke eines Gesprächs fielen ihm wieder ein.
»He – warum hast du mich gestern abend nicht mehr ang e rufen?«
»Aber ich habe dich angerufen.«
Sanders wußte genau, daß er Mark Lewyn von Meredith’ Büro aus angerufen hatte. Mitten auf dem Parkplatz, im strömenden Regen, drückte er noch einmal die Tasten L-E-W. Das Telefon schaltete sich wieder ein; auf dem kleinen Bildschirm erschi e nen der Name LEWYN und Marks Privatnummer.
»Als ich heimkam, war nichts von dir auf dem Anrufbean t worter.«
»Aber ich habe so gegen Viertel nach sechs auf deinen A n rufbeantworter gesprochen.«
»Es war nichts drauf.«
Sanders war sich sicher, Lewyn angerufen und auf seinen Anrufbeantworter gesprochen zu haben. Er erinnerte sich, daß eine Männerstimme die üblichen Sätze heruntergebetet hatte: »Hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Pfeifton.«
Sanders starrte, das Telefon in der Hand, auf Lewyns Nu m mer. Er drückte den EIN-Knopf. Sekunden später meldete sich der Anrufbeantworter. Eine Frauenstimme sagte: »Hi, Sie haben die Privatnummer von Mark und Adele gewählt. Wir können den Anruf im Moment nicht entgegennehmen, aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen, rufen wir Sie zurück.« Piep.
Das war eine völlig andere Ansage. Er hatte an jenem Abend gar nicht Mark Lewyn angerufen. Das konnte nur bedeuten, daß er damals nicht L-E-W gedrückt hatte. Nervös, wie er in Meredith’ Büro gewesen war, hatte er offensichtlich die fa l schen Tasten betätigt. Er war an den Anrufbeantworter einer ganz anderen Person geraten.
Und sein Telefon funktionierte nicht mehr.
Weil …
Vergiß das dumme Telefon.
»Mein Gott!« sagte er. Plötzlich konnte er sich alles zusa m menreimen. Jetzt wußte er genau, was passiert war. Und das, was passiert war, bedeutete, daß möglicherweise –
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Tom?« rief Fernandez.
»Ja, ja«, antwortete er. »Einen Augenblick noch. Ich glaube, ich bin gerade auf etwas Wichtiges gekommen.«
Er hatte nicht L-E-W gedrückt.
Er hatte etwas anderes gedrückt. Etwas sehr Ähnliches, wahrscheinlich war nur ein einziger Buchstabe anders. Sanders drückte L-E-L. Der Bildschirm blieb schwarz; für diese Buc h stabenkombination befand sich keine Nummer im Speicher. L-E-M. Keine Nummer gespeichert. L-E-S. Keine Nummer gespeichert. L-E-V.
Bingo!
Auf dem Bildschirm war jetzt LEVIN zu lesen.
Darunter die Telefonnummer von John Levin.
Sanders hatte damals den Anrufbeantworter von John Levin angerufen.
John Levin hat angerufen. Er sagte, es sei wichtig.
Wundert mich nicht, daß er das sagte, dachte Sanders.
Plötzlich erinnerte er sich in aller Deutlichkeit an den
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