Enthüllung
»Nein.«
»Mist!« sagte Fernandez. »Was ist eigentlich los? Ich dachte, DigiCom hätte Angst, die Anschuldigungen könnten publik werden, bevor die Übernahme abgeschlossen ist. Ich dachte, ihre größte Sorge sei Publicity.«
Sanders nickte. »Dachte ich eigentlich auch.«
»Dann muß es etwas geben, was wir nicht verstehen. Heller und Blackburn benehmen sich nämlich, als wäre es ihnen schnurzegal, was wir machen. Die Frage ist bloß – warum nur?«
Ein fälliger Mann mit Schnauzbart ging, einen Stapel Papiere im Arm, an ihnen vorbei.
»Wer ist das denn?« fragte Fernandez.
»Den habe ich noch nie gesehen.«
»Die haben doch versucht, irgend jemanden telefonisch zu erreichen. Sie ließen irgend jemanden suchen. Deshalb frage ich.«
Sanders zuckte mit den Achseln. »Was machen wir denn jetzt?«
»Wir gehen essen«, sagte Alan.
»Gut. Gehen wir essen«, sagte Fernandez, »und vergessen wir das Ganze für eine Weile.«
In diesem Augenblick schoß Sanders ein Satz durch den Kopf: Vergiß das dumme Telefon. Er schien aus dem Nichts zu kommen, wie ein Befehl:
Vergiß das dumme Telefon.
Fernandez, die neben ihm ging, seufzte auf. »Ein paar au s baufähige Sachen haben wir noch. Es ist noch längst nicht alles gelaufen. Sie haben doch einiges in der Hinterhand, Alan, oder nicht?«
»Klar«, antwortete Alan. »Wir haben ja kaum angefangen. Von Johnsons Ehemann war noch nicht die Rede und von ihrem vorangegangenen Arbeitgeber auch nicht. Es gibt noch eine Menge Steine, die wir umdrehen können, um nachzusehen, was darunter hervorkrabbelt.«
Vergiß das dumme Telefon.
»Ich muß mich mal im Büro melden«, sagte Sanders, holte sein Handy hervor und wählte Cindys Nummer.
Es begann leicht zu regnen. Sie hatten die auf dem Parkplatz abgestellten Wagen erreicht. »Wer fährt?« fragte Fernandez.
»Ich«, sagte Alan.
Sie gingen zu seinem Wagen, einem einfachen Ford. Alan sperrte auf, Fernandez stieg ein. Nur Sanders blieb noch draußen stehen. »Und ich dachte schon, aus unserem Lunch heute würde eine rauschende Party werden«, sagte sie.
Unterwegs zu einer Party …
Durch die mit Regentropfen bedeckte Windschutzscheibe fiel Sanders’ Blick auf seine Anwältin, die auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Er hielt das Telefon ans Ohr und wartete, daß Cindy sich meldete. Daß sein Telefon wieder funktionierte, beruhigte ihn. Seit jenem Abend, als es nicht mehr ging, hatte er kein rechtes Vertrauen zu dem Gerät gehabt. Aber jetzt schien alles in Ordnung zu sein. Es funktionierte wunderbar.
Das Paar fuhr zu einer Party, und sie telefonierte mit dem Autotelefon. Vom Wagen aus.
Vergiß das dumme Telefon.
»Büro Mr. Sanders«, sagte Cindy.
Und dann bekam sie einen Anrufbeantworter an die Strippe. Sie sprach eine Nachricht auf den Anrufbeantworter. Und dann legte sie auf …
»Hallo? Hier Büro Mr. Sanders. Hallo?«
»Ich bin’s, Cindy.«
»Ach – hi, Tom!« Sie klang noch immer sehr reserviert.
»Irgendwelche Nachrichten?« fragte er.
»Ähm, ja, ich sehe mal nach. Da war ein Anruf von Arthur aus Kuala Lumpur; er wollte wissen, ob die Laufwerke eingetroffen sind. Ich habe bei Don Cherrys Team nachgefragt, sie haben die Geräte bekommen und beschäftigen sich gerade damit. Und dann kam noch ein Anruf aus Austin, von Eddie. Er klang ziemlich aufgeregt. Und dann noch einer von John Levin. Der hat Sie gestern schon mal angerufen. Er sagte, es sei wichtig.«
Levin war leitender Angestellter einer Zulieferfirma für Fes t platten. Egal, um was es ging – es konnte warten.
»Okay. Danke, Cindy.«
»Kommen Sie heute noch mal ins Büro? Es haben nämlich viele nach Ihnen gefragt.«
»Ich weiß noch nicht.«
»John Conley hat angerufen. Er wollte sich um 16 Uhr mit Ihnen treffen.«
»Ich kann noch nichts sagen. Ich muß abwarten. Ich rufe Sie später noch mal an.«
»Ist gut.« Sie legte auf.
Er hörte das Freizeichen.
Und dann hatte sie aufgelegt.
Die Geschichte ging ihm nicht aus dem Kopf. Die beiden Leute im Auto. Unterwegs zu einer Party. Wer hatte ihm das nur erzählt? Und wie ging die Geschichte weiter?
Unterwegs zu einer Party. Adele hatte vom Auto aus anger u fen und dann aufgelegt.
Sanders schnippte mit den Fingern. Natürlich! Adele! Das Paar in dem Wagen, das waren Mark und Adele Lewyn gew e sen. Sie hatten damals ein peinliches Erlebnis. Jetzt fiel es ihm nach und nach wieder ein.
Adele hatte jemanden angerufen und war an den Anrufb e antworter geraten. Sie hinterließ eine
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