Enthüllung
die falsche Firma.
»Ich bin ein Idiot!« sagte er plötzlich und begann hastig in seinen Computer zu tippen.
»Was ist denn?« fragte Fernandez.
»Sie haben zwar meinen Zugriff eingeschränkt, aber an das hier müßte ich noch rankommen«, erklärte er, während seine Finger über die Tasten flogen.
»An was rankommen?« fragte Fernandez ungeduldig.
»Sie behaupten doch, daß sexuelle Belästiger ein bestimmtes Verhaltensmuster aufweisen, ja?«
»Ja.«
»Dieses Verhaltensmuster taucht immer wieder auf, ja?«
»Ja.«
»Und wir überprüfen Johnsons ehemalige Arbeitgeber, um an Informationen über zurückliegende Fälle von sexueller Belä s tigung durch sie heranzukommen.«
»Genau. Aber das gelingt uns nicht.«
»Ja, aber die Sache ist die: Sie arbeitet doch schon seit vier Jahren für uns. Wir überprüfen die falsche Firma.«
Er starrte auf den Bildschirm.
DATENBANK WIRD GESUCHT
Gleich darauf drehte er den Bildschirm wieder so, daß Fernandez mitlesen konnte:
DIGITAL COMMUNICATIONS DATEN-SUCH-LAUF
DB4: PERSONALABTEILUNG
(SUB5/PERSONALAKTEN)
SUCHKRITERIEN:
1. EINTEILUNG: KÜNDIGUNG UND/ODER VERSETZUNG UND/ODER RUHESTAND
2. VORGESETZTE/R: JOHNSON,MEREDITH
3. WEITERES KRITERIUM: NUR MÄNNLICH
ZUSAMMENFASSUNG DES SUCH-LAUFS:
MICHAEL TATE 9.05.89 DROGENMISSBRAUCH ENTLASSUNG PA REFMED
EDWIN SHEEN 5.07.89 NEUE ANSTELLUNG KÜNDIGUNG D-SILICON
WILLIAM ROGIN 9.11.89 AUF EIGENEN WUNSCH VERSETZUNG AUSTIN
FREDERIC COHEN 2.01.90 NEUE ANSTELLUNG KÜNDIGUNG SQUIRE SY.
MICHAEL BACKES 1.08.91 AUF EIGENEN WUNSCH VERSETZUNG MALAYSIA
TER SALTZ 1.10.91 NEUE ANSTELLUNG KÜNDIGUNG NOVWLL CUPT
ROBERT ELY 1.12.91 AUF EIGENEN WUNSCH VERSETZUNG SEATTLE
ROSS WALD 5.02.92 AUF EIGENEN WUNSCH VERSETZUNG CORK
RICHARD JACKSON 14.05.92 AUF EIGENEN WUNSCH VERSETZUNG SEATTLE
JAMES FRENCH 2.09.92 AUF EIGENEN WUNSCH VERSETZUNG AUSTIN
Fernandez überflog die Liste. »Sieht ganz so aus, als wäre das Arbeiten unter Meredith Johnson extrem riskant für den Job. Das hier ist das klassische Muster: Die Leute bleiben nur wenige Monate, dann gehen sie oder bitten um eine Versetzung. Alles ganz freiwillig. Keiner wird gefeuert, denn das könnte eine Klage wegen widerrechtlicher Entlassung nach sich ziehen. Wirklich klassisch. Kennen Sie welche von diesen Männern?«
»Nein.« Sanders schüttelte den Kopf. »Aber drei davon sind in Seattle.«
»Ich sehe nur zwei.«
»Nein, Squire Systems ist draußen in Bellevue. Also ist auch Frederic Cohen hier oben.«
»Haben Sie irgendeine Möglichkeit, Details über die Ve r einbarungen herauszufinden, die bei der Kündigung dieser Leute hinsichtlich der Pauschalabfindungen getroffen wurden?« fragte Fernandez. »Das wäre sehr nützlich. Denn wenn die Firma auch nur einen von diesen Leuten ausgezahlt hat, haben wir einen De-facto-Beweis.«
»Nein«, antwortete Sanders kopfschüttelnd. »Auf finanzielle Daten habe ich keinen Zugriff.«
»Versuchen Sie es trotzdem!«
»Aber was soll das bringen? Das System läßt mich nicht rein.«
»Versuchen Sie es!«
Er sah sie nachdenklich an. »Glauben Sie, daß ich überwacht werde?«
»Das kann ich Ihnen garantieren.«
»Okay.« Er tippte die Parameter ein und drückte die Such t aste. Die Antwort erfolgte prompt:
KEIN ZUGRIFF AUF DIE FINANZDATENBANK
MIT BERECHTIGUNGSSTUFE ›0‹
Er zuckte mit den Achseln. »Ich wußte es. Pech gehabt!«
»Aber wir haben jetzt die Frage gestellt«, sagte Fernandez. »Und das wird unsere Gegner mit Sicherheit wachrütteln.«
S anders ging gerade auf die Fahrstühle zu, als er Meredith in Begleitung dreier Conley-White-Leute auf sich zukommen sah. Er drehte sich rasch um und betrat das Treppenhaus, um die vier Etagen zum Erdgeschoß hinunterzugehen. Im Treppenhaus war zunächst niemand.
Aber schon im nächsten Stockwerk öffnete sich die Tür; Stephanie Kaplan erschien, ging ihm entgegen. Sanders hatte keine Lust, mit ihr zu sprechen; immerhin war sie die Leiterin der Finanzabteilung und stand sowohl Garvin als auch Blac k burn nahe. Deshalb sagte er nur beiläufig: »Na, wie geht’s, Stephanie?«
»Hallo, Tom.« Sie nickte ihm sehr kühl zu, sehr reserviert.
Sanders ging an ihr vorbei und war schon einige Stufen tiefer, als er sie sagen hörte: »Es tut mir leid, daß dies alles so schwierig für Sie ist.«
Er hielt inne. Kaplan stand ein Stockwerk über ihm und sah zu ihm hinunter. Sie waren ganz allein im
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