Enthüllung
auch versetzen. Ist doch verständlich, daß ich wegwollte. Es ergab sich so, und es klappte dann ja auch.«
»Würden Sie jetzt eine Aussage über Meredith machen?«
»Nie im Leben.«
»Ist Ihnen klar«, sagte Sanders, »daß sie nur deshalb ung e schoren davonkommt, weil niemand ihr Verhalten meldet?«
Ely stieß sich mit Schwung vom Waschbecken ab. »Ich habe, auch ohne diese Sache publik zu machen, genug Probleme im Leben.« Er ging zur Tür, blieb plötzlich stehen, drehte sich um. »Damit wir uns nicht mißverstehen: Ich habe zum Thema Meredith Johnson nichts zu sagen. Wenn mich jemand fragen sollte, werde ich sagen, daß unsere Zusammenarbeit immer korrekt verlief. Und außerdem werde ich sagen, daß ich nie mit Ihnen gesprochen habe.«
M eredith Johnson? Natürlich erinnere ich mich an die«, sagte Richard Jackson. »Ich habe über ein Jahr lang für sie gearbe i tet.« Sanders stand in Jacksons Büro im zweiten Stock des Aldus Building an der Südseite des Pioneer Square. Jackson, ein gutaussehender Mann um die 30, hatte die kumpelhafte Art eines ehemaligen Sportlers. Er war Marketingmanager bei Aldus. Sein Büro wirkte hell und freundlich; überall lagen Schachteln für Grafik-Programme herum: Intellidraw, Freehand, SuperPaint und Pagemaker.
»Eine schöne und sehr charmante Frau«, sagte Jackson. »Obendrein sehr intelligent. Es war ein Vergnügen, mit ihr zusammenzuarbeiten.«
»Dann wundert mich, daß Sie dort aufgehört haben«, b e merkte Sanders.
»Weil man mir diesen Job hier anbot, deshalb. Und ich habe meinen Entschluß nie bereut. Ein wunderbarer Job. Eine wunderbare Firma. Ich habe hier sehr viel gelernt.«
»War das der einzige Grund, weshalb Sie bei DigiCom au f hörten?«
Jackson lachte. »Ob Meredith, das männermordende Monster, mich angemacht hat, wollen Sie wissen? He – ist der Papst katholisch oder nicht? Ist Bill Gates reich? Natürlich hat sie mich angemacht!«
»Hatte das irgend etwas mit Ihrem Ausscheiden bei DigiCom zu tun?«
»Nein, überhaupt nicht«, sagte Jackson. »Meredith hat jeden Mann angemacht. In dieser Hinsicht ist sie als Chefin sehr auf Chancengleichheit bedacht. Sie war hinter jedem her. Als ich in Cupertino anfing, hatte sie diesen kleinen Schwulen, den sie immer um den Tisch jagte. Die hat den armen Teufel echt terrorisiert. So ein kleiner drahtiger, nervöser Typ. Mein Gott, den brachte sie wirklich zum Zittern.«
»Und Sie?«
Jackson hob die Schultern. »Ich war damals Single, fing gerade an mit dem Job. Sie war schön. Ich hatte nichts dag e gen.«
»Sie kamen nie in Schwierigkeiten deswegen?«
»Nein, nie. Meredith war super. Allerdings mies im Bett, aber man kann eben nicht alles haben. Sie ist eine sehr intelligente, sehr schöne Frau. Immer erstklassig angezogen. Und sie mochte mich und nahm mich zu allen möglichen Veranstaltungen mit. Ich lernte viele Leute kennen, konnte Kontakte knüpfen. Das war wirklich toll.«
»Sie sahen also nichts Falsches darin?«
»Nein, überhaupt nicht. Na gut, manchmal wurde sie ein bißchen herrisch. Ich hatte auch mit einigen anderen Frauen was, aber für Meredith mußte ich ständig zur Verfügung stehen, oft ganz kurzfristig. Das nervte mich schon hin und wieder. Plötzlich hat man das Gefühl, das eigene Leben gehört einem nicht mehr. Und manchmal hatte sie ganz fiese Wutausbrüche. Das war die Hölle. Aber man tut eben, was man tun muß. Jetzt bin ich hier stellvertretender Marketingleiter, und das mit 30. Es geht mir blendend. Eine tolle Firma, eine tolle Stadt – eine tolle Zukunft. Und das verdanke ich ihr. Sie ist super.«
»Als Sie die Beziehung zu Meredith unterhielten, waren Sie Angestellter der Firma, ja?« fragte Sanders.
»Ja, klar.«
»Hatte die Firma Sie nicht verpflichtet, jede Beziehung zu einem Angestellten zu melden? Hat Meredith die Beziehung zu Ihnen gemeldet?«
»Nein, um Gottes willen!« rief Jackson und beugte sich über seinen Schreibtisch zu Sanders vor. »Ich will hier mal eines klarstellen: Ich finde Meredith super. Wenn Sie ein Problem mit ihr haben, dann ist das Ihr Problem. Ich wüßte überhaupt nicht, was für ein Problem das sein könnte. Sie haben doch mit ihr gelebt, haben Sie mir erzählt. Da konnte es doch für Sie keine Überraschungen mehr geben. Meredith steht nun mal darauf, mit Männern zu bumsen. Und sie steht darauf, Männern zu sagen, sie sollen dies tun und sie sollen jenes tun. Sie fährt darauf ab, Männer herumzukommandieren. So ist sie nun mal. Ich
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