Enthüllung
einer ganzen Weile darüber Bescheid wußte, daß sie diesen neuen Job bekommen würde. Schon seit einigen Monaten.«
Sanders verzog nachdenklich das Gesicht.
»Die armen Schweine in den Schützengräben erfahren es immer als letztes«, sagte Lewyn. »Ich frage mich nur, was wir noch alles nicht wissen …«
U m Viertel nach zwei war Sanders wieder in seinem Büro. Er rief seine Frau an und teilte ihr mit, daß er um 18 Uhr eine Besprechung habe.
»Was ist eigentlich los bei euch?« fragte Susan. »Adele, Marks Frau, hat mich angerufen. Sie sagte, alle seien wütend auf Garvin, die ganze Firma soll umgekrempelt werden.«
»Ich weiß noch nichts Genaues«, antwortete Sanders vo r sichtig. Cindy war gerade hereingekommen.
»Wirst du denn jetzt noch befördert?«
»Im großen und ganzen lautet die Antwort: Nein.«
»Das ist nicht zu glauben!« sagte Susan. »Tom, das tut mir sehr leid. Geht’s dir gut? Bist du sehr verärgert?«
»Ja, doch, das würde ich schon sagen.«
»Kannst du jetzt nicht reden?«
»Genau.«
»Okay. Wir sehen uns dann daheim.«
Cindy legte einen Aktenstapel vor ihn hin. Als Sanders den Hörer aufgelegt hatte, sagte sie: »Wußte sie es schon?«
»Sie hat es befürchtet.«
Cindy nickte. »Ja, sie hat in der Mittagspause angerufen. Ich dachte mir schon, daß sie was davon gehört hat. Bestimmt reden die Ehefrauen schon darüber.«
»Bestimmt redet schon jeder darüber.«
Cindy ging zur Tür, blieb kurz davor stehen und fragte za g haft: »Und wie war das Arbeitsessen?«
»Meredith wurde als die neue Leiterin aller technischen A b teilungen vorgestellt und machte eine Präsentation. Alle A b teilungsleiter sollen in ihren Positionen belassen werden, aber alle sind ihr unterstellt.«
»Dann ändert sich also nichts für uns? Nur daß es jetzt noch jemanden über uns gibt?«
»Bis jetzt, ja. Jedenfalls hat man mir das gesagt. Wieso fragen Sie? Haben Sie etwas erfahren?«
»Das gleiche.«
Sanders lächelte. »Dann muß es wohl die Wahrheit sein.«
»Soll ich jetzt bei der Eigentumswohnung zugreifen?« Sie hatte seit einiger Zeit mit dem Gedanken gespielt, für sich und ihre kleine Tochter eine Wohnung in St. Anne’s Hill zu kaufen.
»Wann müssen Sie sich entscheiden?« fragte Sanders.
»In zwei Wochen, Ende des Monats.«
»Dann warten Sie noch. Nur um sicherzugehen, wissen Sie.«
Sie nickte und verließ den Raum, kam aber gleich danach wieder zurück. »Das hätte ich fast vergessen. Mark Lewyns Büro hat gerade angerufen. Die Twinkle-Laufwerke sind aus Kuala Lumpur eingetroffen, die Techniker sehen sie sich jetzt an. Wollen Sie auch mal einen Blick darauf werfen?«
»Bin schon unterwegs.«
D ie Abteilung für Produktentwicklung nahm die gesamte zweite Etage des Western Building ein. Wie immer herrschte hier das reine Chaos: Sämtliche Telefone läuteten, aber in dem kleinen Warteareal neben den Aufzügen, das mit ausgebleichten Plakaten für eine Bauhaus-Ausstellung 1929 in Berlin und für einen alten Science-fiction-Film, Colossus , geschmückt war, saß natürlich kein Mensch an der Anmeldung. Zwei Besucher aus Japan hockten an einem Tischchen in der Ecke neben dem verbeulten Cola-Automaten und dem mit den Schokoriegeln und unterhielten sich in rasender Geschwindigkeit miteinander. Sanders nickte ihnen zu, steckte seine Karte in den Schlitz, um die Tür zu öffnen, und trat ein.
Innen bestand die Entwicklungsabteilung aus einem einzigen riesigen offenen Raum, der in ungewöhnlichen Winkeln durch schiefe Wände unterteilt war. Diese Wände hatte man so besprüht, daß sie aussahen, als bestünden wie aus pastellfarben geädertem Stein. Unbequem wirkende Metallstühle und -tische standen kreuz und quer im Raum verteilt, und ohrenbetäubend dröhnende Rockmusik war zu hören. Alle waren sehr leger gekleidet; die meisten Techniker trugen Shorts und TShirts. Hier waren Kreative am Werk, das sah man sofort.
Sanders ging weiter zu Foamland, einer kleinen Ausstellung der neuesten von der Gruppe entworfenen Produkte. Dort standen Modelle winziger CD-ROM-Laufwerke und M i ni-Mobiltelefone. Lewyns Teams hatten die Aufgabe, Pr o duktdesigns für die Zukunft zu kreieren, und die meisten dieser Gegenstände waren geradezu absurd klein. Eines der Mobilt e lefone hatte die Größe eines Bleistifts, ein anderes sah aus wie die postmoderne, in Pastellgrün und Grau gehaltene Version des Armbandfunkgeräts von Dick Tracy. Sanders sah einen Piepser, der nicht größer als ein Feuerzeug
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