Enthüllung
war, und einen Micro-CD-Player mit aufklappbarem Bildschirm, der leicht in einer Hand Platz fand.
Obwohl alle diese Geräte bereits unglaublich klein waren, wußte Sanders, daß solche Designs ihrer Zeit höchstens um zwei Jahre voraus sind. Die Hardware schrumpfte immer schneller. Sanders konnte sich kaum mehr daran erinnern, daß in seiner Anfangszeit bei DigiCom ein »tragbarer Computer« ein 30 Pfund schweres Gehäuse von der Größe eines Aktenkoffers war – und daß es Mobiltelefone damals überhaupt noch nicht gegeben hatte. Die ersten von DigiCom produzierten Mobilt e lefone waren 15-Pfund-Mirakel, die man an einem Schulte r riemen mit sich herumschleppte. Damals hielten die Leute diese Geräte für Wunderdinge – jetzt beschwerten sich die Kunden, wenn ihre Telefone mehr als 200 Gramm wogen.
Sanders ging an der großen Schaumstoffschneidemaschine vorbei – ineinander verschlungene Röhren und Messer hinter Schutzwänden aus Plexiglas – und fand Mark Lewyn und dessen Team über drei dunkelblaue CD-ROM-Player aus Malaysia gebeugt. Eines der Geräte lag bereits in seine Einze l teile zerlegt auf dem Tisch; unter hellen Halogenlampen bohrten die Leute vom Team gerade mit winzigen Schraubenziehern in seinem Inneren herum und hoben die Köpfe nur hin und wieder, um einen Blick auf die Kontrollbildschirme zu werfen.
»Was habt ihr gefunden?« fragte Sanders.
»Ach, Scheiße ist das«, antwortete Lewyn und warf die Hände mit dem Ausdruck fachmännischer Erbitterung in die Luft. »Sieht nicht gut aus, Tom, gar nicht gut!«
»Sag schon!«
Lewyn deutete auf den Tisch. »In dem Gelenk befindet sich ein Metallstift. Diese Klammern hier ermöglichen den Kontakt mit dem Stift, wenn das Gehäuse geöffnet wird – auf diese Weise bleibt die Stromzufuhr zum Bildschirm aufrechterha l ten.«
»Ja …«
»Aber die Stromzufuhr setzt teilweise aus. Offenbar sind die Stifte zu klein. Sie sollen 54 Millimeter lang sein, aber diese hier sind wohl nur 52 oder 53 Millimeter lang.«
Lewyn blickte finster drein; sein ganzes Gebaren deutete auf unaussprechliche Konsequenzen hin. Die Stifte waren einen Millimeter zu klein, und schon brach die Welt zusammen. Sanders wußte, daß er Lewyn jetzt beruhigen mußte. Es war nicht das erstemal.
»Das kriegen wir wieder hin, Mark«, sagte er aufmunternd. »Wir müssen zwar alle Gehäuse öffnen und die Stifte austa u schen, aber das schaffen wir schon.«
»Ja, klar«, stimmte ihm Lewyn zu. »Aber damit ist das Pro b lem mit den Klammern noch nicht gelöst. Unsere Spezifikation verlangt 16/10 nichtrostenden Stahl mit ausreichender Spa n nung, damit die Klammem elastisch bleiben und den Kontakt mit dem Stift halten können. Diese Klammern hier bestehen aber offenbar aus anderem Stahl, 16/4 vielleicht. Sie sind viel zu steif. Deshalb biegen sich zwar die Klammern, wenn das Gehäuse geöffnet wird, aber sie springen nicht mehr zurück.«
»Dann müssen wir also auch die Klammern austauschen. Kein Problem. Das können wir ja machen, wenn wir die Stifte austauschen.«
»Leider ist das nicht so einfach. Die Klammern sind in die Gehäuse eingeschweißt.«
»Mist!«
»Genau. Sie sind Bestandteil des Gehäuses.«
»Soll das heißen, daß wir neue Gehäuse bauen müssen, nur weil die Klammern nicht funktionieren?«
»Ganz genau.«
Sanders schüttelte den Kopf. »Wir haben schon Tausende hergestellt. Ungefähr 4000 bisher.«
»Tja, die müssen wir alle neu herstellen.«
»Und was ist mit dem Laufwerk selbst?«
»Es ist langsam, keine Frage«, sagte Lewyn. »Ich weiß nur noch nicht, warum. Könnten Probleme mit der Stromzufuhr sein. Vielleicht liegt es auch am Steuer-Chip.«
»Wenn es der Steuer-Chip ist …«
»… dann sitzen wir ganz tief in der Scheiße. Wenn es u r sächlich mit dem Entwurf zu tun hat, müssen wir wieder zurück an den Zeichentisch. Wenn es sich nur um ein Fabrikation s problem handelt, müssen wir den Produktionsplan, mögliche r weise die Schablonen ändern. Aber egal woran es nun liegt, es wird Monate dauern.«
»Wann werden wir es wissen?«
»Ich habe den Jungs von der Diagnostik ein Laufwerk und eine Stromversorgung geschickt«, sagte Lewyn. »Um fünf müßte ihr Bericht fertig sein. Ich lasse ihn dir gleich zukommen. Weiß Meredith schon von der Sache?«
»Ich habe um sechs eine Besprechung mit ihr.«
»Okay. Ruf mich bitte gleich an, wenn du mit ihr geredet hast, ja?«
»Klar.«
»Die Sache hat auch ihr Gutes«, sagte Lewyn.
»Wie das?«
»Wir
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