Enthüllung
sind Sie offenbar der nächste auf ihrer Liste.«
Sie zog sich diskret zurück, während Meredith lächelnd auf Sanders zuschritt. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Tom«, sagte sie, »weil ich in meiner Präsentation weder deinen Namen noch die der anderen Abteilungsleiter genannt habe. Ich möchte nicht, daß da irgend etwas mißverstanden wird. Aber Bob hatte mich gebeten, das Ganze kurz abzuhandeln.«
»Na, du konntest ja offenbar alle für dich gewinnen«, erw i derte Sanders. »Die Reaktion fiel eindeutig zu deinen Gunsten aus.«
»Hoffentlich. Hör mal«, sagte sie und legte ihre Hand auf seinen Arm, »wir haben morgen einen Haufen Sitzungen in Sachen Unternehmensanalysen. Ich habe alle Abteilungsleiter gebeten, sich, wenn möglich, noch heute mit mir zu treffen. Könntest du heute abend nach Arbeitsschluß auf einen Drink in mein Büro kommen? Wir könnten ein paar Dinge bereden und vielleicht auch ein bißchen über die alten Zeiten plaudern.«
»Klar«, sagte Sanders. Er spürte die Wärme ihrer Hand auf seinem Arm.
»Man hat mir ein Büro im fünften Stock zugeteilt, und wenn ich Glück habe, wird es heute noch möbliert. Würde dir 18 Uhr passen?«
»In Ordnung«, sagte Sanders.
Sie lächelte. »Trinkst du immer noch am liebsten trockenen Chardonnay?«
Gegen seinen Willen fühlte er sich geschmeichelt, weil sie sich daran erinnerte. »Ja, immer noch«, sagte er lächelnd.
»Ich sehe, ob ich welchen besorgen kann. Und dann unte r halten wir uns mal über einige der dringendsten Probleme, zum Beispiel über dieses 100-Millisekunden-Laufwerk.«
»Okay, in Ordnung. Was dieses Laufwerk betrifft –«
»Ich weiß«, sagte sie etwas leiser. »Das kriegen wir schon hin.« Hinter ihr tauchten die Conley-White-Leute auf. »Wir sprechen heute abend darüber.«
»Gut.«
»Bis dann, Tom.«
»Bis dann.«
D ie Sitzung war beendet; alle zogen sich in ihre Büros zurück. Mark Lewyn schlenderte auf Sanders zu. »Also, laß hören! Was hatte sie dir denn zu sagen?«
»Meredith?«
»Nein, die Heimliche. Die Kaplan hat dir doch die ganze Zeit was ins Ohr geflüstert. Also, was ist los?«
Sanders zuckte mit den Achseln. »Ach, eigentlich nur Small talk.«
»Also, bitte! Stephanie macht keinen Small talk. So was beherrscht die doch überhaupt nicht! Und sie hat mehr mit dir geredet, als ich sie in vielen Jahren habe reden sehen.«
Lewyns Neugier erstaunte Sanders. »Wir haben uns haup t sächlich über ihren Sohn unterhalten«, verriet er. »Er hat gerade mit seinem Studium begonnen.«
Lewyn kaufte es ihm nicht ab. Er blickte ihn argwöhnisch an und sagte: »Sie hat irgend etwas vor, stimmt’s? Sie redet nie ohne Grund. Geht es um mich? Ich weiß, daß sie dem En t wicklungsteam kritisch gegenübersteht. Sie findet, daß wir zuviel Geld verbrauchen. Ich habe ihr schon oft gesagt, daß das nicht wahr ist –«
»Mark«, unterbrach ihn Sanders, »dein Name fiel kein einz i ges Mal, ich schwöre es.«
»Aber sie hat irgendwas in der Hinterhand.«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Bei Stephanie weiß man nie. Bei der spürt man nie, wie das Messer in einen eindringt, erst wenn sie es in der Wunde umdreht, weiß man, was passiert ist.«
Um das Thema zu wechseln, sagte Sanders: »Was hältst du von Meredith? Ziemlich gute Präsentation, fand ich.«
»Ja. Es war wirklich beeindruckend. Nur eines hat mich g e stört«, erklärte Lewyn, die Stirn noch immer mißtrauisch runzelnd. »Es heißt doch, Meredith Johnson sei eine Persona l entscheidung in letzter Minute, die uns vom Conley-Management aufgezwungen wurde, oder?«
»Ja, so habe ich es auch gehört. Warum?«
»Wegen ihrer Präsentation. Um eine solche grafische Pr ä sentation zusammenzustellen, braucht man mindestens zwei Wochen. In meiner Entwicklungsgruppe beginnen die Techn i ker mit so was einen Monat vorher; dann lassen wir das Ganze durchlaufen, um das Timing zu bestimmen, dann brauchen wir noch ungefähr eine Woche für Überprüfung und Nachbess e rungen und eine weitere Woche für die Übertragung auf ein Laufwerk. Und dabei handelt es sich um meine eigene firme n interne Gruppe, die wirklich schnell arbeitet. Für einen von der Chefetage würde es länger dauern. Die schanzen das irgende i nem Assistenten zu, der versucht das hinzukriegen. Dann sieht der Auftraggeber es sich an und will, daß alles neu gemacht wird. Und das dauert dann noch länger. Wenn es also ihre eigene Präsentation war, würde ich behaupten, daß sie schon seit
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