Enthüllung
säuberlich aufeinandergestapelte Scha u bilder für einen Auftritt vor Gericht.
Fernandez hob den Blick von ihrem Notizblock und zückte einen Stift, einen teuren Füllfederhalter. »Würden Sie mir jetzt bitte erzählen, um was es sich handelt?«
»Äh … ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.«
»Beginnen wir mit Ihrem vollen Namen, Ihrer Adresse und Ihrem Alter.«
»Thomas Robert Sanders.« Er diktierte ihr seine Adresse.
»Und Ihr Alter?«
»41.«
»Beruf?«
»Ich bin Abteilungsleiter bei Digital Communications. Leiter der Abteilung Advanced Products.«
»Seit wann bei diesem Unternehmen angestellt?«
»Seit zwölf Jahren.«
»Mhm. Und seit wann in der augenblicklichen Position?«
»Seit acht Jahren.«
»Und warum sind Sie zu uns gekommen, Mr. Sanders?«
»Ich bin sexuell belästigt worden.«
»Mhm.« Sie ließ keinerlei Überraschung erkennen. Ihre Miene blieb völlig neutral. »Würden Sie mir bitte die näheren Umstände erläutern?«
»Meine Chefin, äh, hat sich über mich hergemacht.«
»Der Name ihrer Chefin?«
»Meredith Johnson.«
»Gut.« Sie schrieb; der Federhalter machte ein leises Krat z geräusch. »Wann ist das passiert?«
»Gestern abend.«
»Und jetzt die genauen Umstände, bitte.«
Er beschloß, nichts von der Fusion zu erwähnen. »Sie ist gerade zu meiner neuen Chefin ernannt worden, und wir mußten einige Dinge miteinander besprechen. Sie fragte mich, ob wir uns nach Arbeitsschluß treffen könnten.«
»Sie hat um dieses Treffen gebeten?«
»Ja.«
»Und wo hat das Treffen stattgefunden?«
»In ihrem Büro. Um 18 Uhr.«
»Waren weitere Personen anwesend?«
»Nein. Ihre Sekretärin kam zu Beginn der Besprechung ei n mal kurz herein und ging dann nach Hause. Das war, bevor irgend etwas passierte.«
»Ich verstehe. Bitte erzählen Sie weiter.«
»Wir haben uns eine Zeitlang über das Unternehmen unte r halten und Wein getrunken. Sie hatte den Wein besorgt. Und dann hat sie sich an mich rangeschmissen. Ich stand gerade am Fenster, da begann sie mich plötzlich zu küssen. Und dann saßen wir ziemlich bald beide auf der Couch. Und dann begann sie, äh, zu …« Er zögerte. »Wie weit soll ich denn mit den Einzelheiten gehen?«
»Im Augenblick genügt es, wenn Sie mir die Sache in groben Umrissen berichten.« Sie biß in das Sandwich. »Sie küßten sich also?«
»Ja.«
»Und das war von ihr ausgegangen?«
»Ja.«
»Wie haben Sie reagiert, als sie damit anfing?«
»Es war mir unangenehm. Ich bin verheiratet.«
»Mhm. Wie war denn die Atmosphäre bei diesem Treffen, bevor es zu diesem Kuß kam?«
»Es war ein normales geschäftliches Treffen. Wir unterhielten uns über die Firma. Aber zwischendurch machte sie immer wieder, äh, Andeutungen.«
»Was für Andeutungen?«
»Na ja, sie sagte beispielsweise, daß ich gut aussähe. Daß ich gut in Form sei. Und daß sie sich freue, mich wiederzusehen.«
»Sie wiederzusehen?« wiederholte Fernandez erstaunt. »Ja. Wir kannten uns von früher her.«
»Sie hatten mal eine Beziehung mit ihr?«
»Ja.«
»Wann war das?«
»Vor zehn Jahren.«
»Waren Sie damals schon verheiratet?«
»Nein.«
»Arbeiteten Sie damals beide für diese Firma?«
»Nein. Ich schon, aber sie war bei einer anderen Firma ang e stellt.«
»Wie lange dauerte Ihre gemeinsame Beziehung?«
»Etwa ein halbes Jahr.«
»Haben Sie den Kontakt mit ihr aufrechterhalten?«
»Nein.«
»Hatten Sie überhaupt noch irgendeinen Kontakt zu ihr?«
»Nur einmal.«
»Intimen Kontakt?«
»Nein. Nur hallo gesagt, als wir uns einmal auf dem Gang trafen. In der Firma.«
»Ich verstehe. Waren Sie in den vergangenen acht Jahren jemals in ihrem Haus beziehungsweise in ihrer Wohnung?«
»Nein.«
»Gemeinsames Abendessen, Drinks nach der Arbeit, irgend etwas in der Art?«
»Nein. Ich habe sie die ganze Zeit über nie gesehen. Als sie bei DigiCom anfing, arbeitete sie in Cupertino in der Unterne h mensplanung, während ich in Seattle in der Abteilung Advanced Products tätig war. Wir hatten wirklich nicht viel Kontakt.«
»Sie war in dieser Zeit also nicht Ihre Vorgesetzte?«
»Nein.«
»Beschreiben Sie mir doch bitte mal Ms. Johnson. Wie alt ist sie?«
»35.«
»Würden Sie sie als attraktiv bezeichnen?«
»Ja.«
»Als sehr attraktiv?«
»Als junges Mädchen war sie mal Miß Teenage oder so was ähnliches.«
»Sie würden sie also als sehr attraktiv bezeichnen.« Der Füllfederhalter kratzte über den Notizblock.
»Ja.«
»Und andere
Weitere Kostenlose Bücher