Enthüllung
zurückgeschreckt, öffentlich zu verkünden, daß sie Lust darauf hat, dir einen zu blasen. Den ganzen Tag hindurch hat sie dich an den Arm gefaßt und dir diese viels a genden kleinen Blicke und Knüffe zukommen lassen. O Tom! Es ist so schön , dich wiederzusehen! Und du willst mir wei s machen, du hättest nicht gewußt, was in diesem Büro auf dich zukommt? Scheiße , Tom. Du bist ein echtes Arschloch.«
Die Aufzugtür öffnete sich. Vor ihnen lag die Hauptlobby, menschenleer und schon halb dunkel im schwindenden Licht dieses Juniabends. Draußen fiel leichter Regen. Lewyn schritt auf den Ausgang zu, drehte sich aber kurz davor noch einmal um. Seine Stimme hallte in der großen Lobby wider.
»Ist dir eigentlich klar, daß du dich in dieser Sache wie eine von diesen dummen Tussis verhältst? So reden die doch immer daher: ›Wer, ich? Das habe ich nie gewollt!‹ Und dann heißt es immer: ›Ach, aber da kann ich doch nichts dafür! Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß, wenn ich mich betrinken und ihn küssen und in sein Zimmer gehen und mich auf sein Bett legen würde, daß er mich dann bumsen würde! Wirklich, das hätte ich nie gedacht!‹ Das ist dummes Gerede, Tom. Unverantwortliches Gerede. Und du tust gut daran, mal über das nachzudenken, was ich dir gerade gesagt habe. Es gibt hier nämlich ziemlich viele, die in dieser Firma ganz genauso hart gearbeitet haben wie du, und wir haben keine Lust, uns von dir diese Fusion und den Spin-off vermasseln zu lassen. Wenn du so tun willst, als könntest du es nicht erkennen, wenn eine Frau auf dich scharf ist – okay. Wenn du dein Leben verpfuschen willst – deine Entscheidung. Aber wenn du mir meines verpfuschst, kannst du dich auf einiges gefaßt machen!«
Lewyn marschierte hinaus. Die Aufzugtür schloß sich lan g sam hinter ihm. Sanders streckte die Hand, in den schmaler werdenden Spalt, drückte die Tür noch einmal auseinander. Dann lief er in die Lobby, hinter Lewyn her.
Er packte Lewyn an der Schulter. »Warte, Mark, hör mir zu
–«
»Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Ich habe Kinder, ich habe eine Verantwortung. Du bist ein Arschloch!«
Er schüttelte Sanders’ Hand ab, stieß die Eingangstür auf, trat hinaus auf die Straße und eilte davon.
Als die Glastür zurückschwang, sah Sanders eine blonde Gestalt, die sich darin spiegelte. Er drehte sich um.
»Ich fand das ein wenig unfair«, sagte Meredith Johnson. Sie stand etwa fünf Meter hinter ihm, bei den Aufzügen. Sie trug Sportkleidung – dunkelblaue Leggings und ein Sweatshirt – und hatte eine Sporttasche bei sich. Sanders spürte, wie er verlegen wurde: Sie sah sehr schön aus und ziemlich sexy, auf eine ziemlich demonstrative Weise. Außer ihnen war kein Mensch in der Lobby. Sie waren ganz allein.
»Ja«, sagte Sanders, »ich fand es auch unfair.«
»Den Frauen gegenüber, meine ich.« Meredith schwang sich die Sporttasche über die Schulter, wodurch das Sweatshirt so nach oben gezogen wurde, daß ihr nackter Bauch über den Leggings zu sehen war. Sie schüttelte den Kopf und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht. »Ich möchte dir sagen, daß mir das alles sehr leid tut«, sagte sie und ging langsam und sehr selbstbewußt, beinahe stolzierend auf ihn zu. Sie sprach ganz leise. »Ich habe das alles nicht gewollt, Tom.« Sie kam noch näher, ganz bedächtig, als wäre er ein Tier, das leicht verscheucht werden konnte. »Ich hege die allerwärmsten Gefühle für dich.« Noch ein wenig näher. »Nur die allerwärmsten.« Näher. »Ich kann nichts dafür, daß ich noch immer Lust auf dich habe.« Näher. »Wenn ich dich in irgendeiner Weise gekränkt habe, möchte ich mich dafür entschuldigen.« Sie war jetzt ganz nah bei ihm, so nah, daß ihr Körper den seinen fast berührte; ihre Brüste waren nur mehr wenige Zentimeter von seinem Arm entfernt. »Es tut mir wirklich leid, Tom«, sagte sie leise. Sie schien fast überzuquellen vor Gefühlen. Ihre Brüste hoben und senkten sich. Ihre Augen schimmerten feucht und flehend, als sie zu ihm aufblickte. »Kannst du mir verzeihen? Bitte! Du weißt doch, wie ich dir gegenüber empfinde.«
Er spürte sofort wieder dieses erotische Kribbeln von damals. Er biß die Zähne aufeinander. »Was vorbei ist, ist vorbei, Meredith. Hör auf damit, ja?«
Sie veränderte sofort den Tonfall und deutete auf die Straße. »Hör zu, mein Wagen steht gleich vor dem Eingang. Kann ich dich irgendwohin bringen?«
»Nein, danke.«
»Es regnet.
Weitere Kostenlose Bücher