Enthüllung
Rat geben. Gehen Sie zu Meredith und entschuldigen Sie sich bei ihr; entschuldigen Sie sich bei Garvin und setzen Sie Ihre Arbeit fort.«
»Das kann ich nicht.«
»Zu stolz?«
»Nein, aber –«
»Sie sind ja völlig verblendet in Ihrem Zorn. Wie kann es diese Frau bloß wagen, sich so zu benehmen! Sie hat das Gesetz gebrochen, sie muß vor Gericht gezerrt werden. Sie ist gefäh r lich, sie muß aufgehalten werden. Sie sind bis obenhin voll mit der köstlichsten, selbstgerechtesten Entrüstung, was?«
»Verdammt noch mal, Max – ich kann es einfach nicht tun, das ist alles.«
»Natürlich können Sie es tun. Sie meinen, Sie wollen es nicht tun.«
»Na gut, dann will ich es eben nicht tun.«
Dorfman hob die Schultern. »Was wollen Sie dann eigentlich von mir? Sie kommen und bitten mich um Rat, um ihn dann nicht anzunehmen? Das ist noch längst nicht alles.« Er grinste. »Ich habe eine Menge weiterer Ratschläge, die Sie auch nicht annehmen würden.«
»Was denn, zum Beispiel?«
»Was interessiert es Sie, wenn Sie den Rat sowieso nicht befolgen?«
»Kommen Sie schon, Max!«
»Es ist mir ernst. Sie werden meinen Rat nicht annehmen. Wir verschwenden nur unsere Zeit. Gehen Sie!«
»Sagen Sie es mir bitte, ja?«
Dorfman seufzte. »Aber nur, weil ich noch Erinnerungen an Sie habe, die aus einer Zeit stammen, als Sie vernünftig waren. Erstens – hören Sie überhaupt zu?«
»Ja, Max, ich höre zu.«
»Erstens: Sie wissen alles, was Sie über Meredith Johnson wissen müssen. Sie können sie jetzt vergessen. Sie ist nicht von Interesse für Sie.«
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen: Lösen Sie das Problem!«
»Welches Problem? Den Prozeß?«
Dorfman schnaubte verächtlich und hob die Hände in die Höhe. »Sie sind wirklich unmöglich. Ich verschwende hier nur meine Zeit.«
»Sie meinen, ich soll die Klage zurückziehen?«
»Verstehen Sie kein Englisch, Mann? Lösen Sie das Problem. Tun Sie das, was Sie gut können: Tun Sie Ihre Arbeit. Und gehen Sie jetzt endlich!«
»Aber Max –«
»Ich kann nichts für Sie tun«, sagte Dorfman. »Es ist Ihr Leben. Sie müssen Ihre Fehler schon selbst machen. Und ich muß jetzt zurück zu meinen Gästen. Aber versuchen Sie, die Augen offenzuhalten, Thomas. Verschlafen Sie die Sache nicht! Und denken Sie daran: Jedes menschliche Verhalten hat einen Grund. Jedes Verhalten dient dazu, ein Problem zu lösen. Selbst Ihr Verhalten, Thomas.«
Er drehte mit einem Ruck den Rollstuhl herum und fuhr z u rück ins Restaurant.
S cheiß-Max! dachte er, als er in der feuchten Abendluft die Third Avenue hinunterging. Es brachte ihn zur Weißglut, daß Max nie das sagte, was er meinte.
Das ist Ihr Problem, Thomas. Ein Problem, das Sie schon vor langer Zeit hätten voraussehen können.
Was, zum Teufel, sollte das heißen?
Scheiß-Max! Er hatte ihn immer schon wütend gemacht, hatte ihn genervt und frustriert. Daran konnte sich Sanders besonders gut erinnern, wenn er an die Gespräche mit Max zurückdachte, damals, als Max noch im Verwaltungsrat von DigiCom saß. Immer war Sanders danach völlig ausgelaugt gewesen. Damals, in Cupertino, hatten die jungen Führungskräfte Dorfman immer den »großen Rätselonkel« genannt.
Jedes menschliche Verhaken dient dazu, ein Problem zu, lösen. Selbst Ihr Verhalten, Thomas.
Sanders schüttelte den Kopf. Das alles ergab nicht den g e ringsten Sinn. Aber er mußte jetzt einige Dinge erledigen. Er betrat eine Telefonzelle am Ende der Straße und wählte Gary Bosaks Nummer. Es war sieben Uhr abends. Bosak war b e stimmt zu Hause, gerade aufgestanden und trank Kaffee, um seinen »Arbeitstag« einzuleiten. In dieser Sekunde würde Bosak gähnend vor einem halben Dutzend Modems und Compute r bildschirmen hocken und anfangen, sich in alle möglichen Datenbanken einzuschleichen.
Das Telefon klingelte, dann ertönte ein Anrufbeantworter: »Sie sind mit NE Productions verbunden. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.« Ein Pfeifton erklang.
»Gary, hier spricht Tom Sanders. Ich weiß, daß du da bist, bitte nimm den Hörer ab!«
Sanders hörte ein Klicken und gleich darauf Bosaks Stimme: »Hü Du bist wirklich der letzte, von dem ich einen Anruf erwartet habe. Von wo rufst du an?«
»Von einer Telefonzelle aus.«
»Gut. Wie geht’s dir denn, Tom?«
»Gary, ich brauche ein paar Sachen. Du mußt einige Daten für mich nachsehen.«
»Äh … ist das jetzt für die Firma oder Privatsache?«
»Privat.«
»Ah, Tom, ich bin zur Zeit
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