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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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nachgedacht?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte sie. »In Anbetracht des zeitigen Beginns sollten Sie jetzt versuchen zu schlafen. Ich will, daß Sie morgen topfit sind. Glauben Sie, daß Sie schlafen können?«
    »Tja, ich weiß nicht …«
    »Wenn es sein muß, nehmen Sie eben eine Schlaftablette.«
    »Wird schon ohne gehen.«
    »Dann fahren Sie jetzt heim und legen sich ins Bett, Mr. Sanders. Wir sehen uns morgen früh. Kommen Sie bitte mit Jackett und Krawatte. Haben Sie irgendein blaues Jackett?«
    »Einen Blazer.«
    »Gut. Wählen Sie bitte eine konservative Krawatte und tragen Sie ein weißes Hemd. Und kein After-shave, wenn ich bitten darf.«
    »Fürs Büro ziehe ich mich nie so an.«
    »Sie sind morgen nicht im Büro, Mr. Sanders. Das ist der springende Punkt.« Sie erhob sich und schüttelte ihm die Hand. »Versuchen Sie zu schlafen. Und machen Sie sich nicht zu viele Gedanken. Ich bin mir sicher, daß alles gut ausgehen wird.«
    »Das sagen Sie bestimmt zu jedem Klienten.«
    »Ja, da haben Sie recht«, sagte sie. »Aber meistens liege ich damit richtig. Versuchen Sie zu schlafen, Tom. Wir sehen uns morgen.«

    D as Haus war dunkel und menschenleer, als er heimkam. Elizas Barbiepuppen lagen in einem chaotischen Haufen auf der Küchentheke, und neben dem Spülbecken sah er ein mit grüner Babynahrung beschmutztes Lätzchen seines Sohnes. Er bere i tete die Kaffeemaschine für den nächsten Morgen vor und ging nach oben. Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte, aber er ging achtlos vorüber.
    Als er sich im Bad auszog, sah er, daß Susan einen Zettel an den Spiegel geklebt hatte: »Was ich beim Mittagessen gesagt habe, tut mir leid. Ich glaube dir. Ich liebe dich. S.«
    Typisch Susan – erst auszurasten und sich dann zu entschu l digen. Dennoch freute er sich über die Mitteilung und überlegte, ob er Susan nicht anrufen sollte. Aber in Phoenix war es eine Stunde später, und das war zu spät. Sie schlief sicher schon.
    Als er darüber nachdachte, wurde ihm plötzlich bewußt, daß er sie eigentlich gar nicht anrufen wollte. Sie hatte es heute mittag in dem Restaurant selbst gesagt: Diese Sache hatte nichts mit ihr zu tun. In dieser Angelegenheit war er ganz auf sich gestellt, und er würde es auch ganz allein hinter sich bringen.
    Nur mehr mit Boxershorts bekleidet, schlurfte er in sein kleines Arbeitszimmer. Kein einziges Fax. Er schaltete den Computer ein und wartete.
    Das E-Mail-Symbol blinkte. Er klickte es an.

    TRAU KEINEM.
    A. FRIEND

    Sanders schaltete den Computer aus und ging zu Bett.

MITTWOCH

A m nächsten Morgen stürzte er sich in die Alltagsroutine, um ruhiger zu werden. Während die Fernsehnachrichten liefen, zog er sich rasch an; den Ton hatte er extra laut gestellt, um das leere Haus mit Geräuschen zu füllen. Um halb sieben fuhr er dann in die Stadt und kaufte, bevor er an Bord der Fähre ging, in der Bainbridge Bakery noch rasch ein Hörnchen und einen Ca p puccino.
    Als die Fähre von Winslow ablegte, setzte er sich auf die Heckseite, um sich den Anblick des näherkommenden Seattle zu ersparen. Gedankenverloren starrte er aus dem Fenster auf die grauen Wolken, die tief über dem dunklen Wasser der Bucht hingen. Es sah ganz danach aus, als würde es auch heute wieder regnen.
    »Mieser Tag, was?« sagte plötzlich eine Frauenstimme.
    Er hob den Blick und sah die hübsche, zierliche Mary Anne Hunter vor sich stehen. Sie hatte eine Hand in die Hüften gestemmt und betrachtete ihn besorgt.
    Mary Anne wohnte auch auf Bainbridge Island. Ihr Mann war Meeresbiologe an der Universität. Susan und sie waren gute Freundinnen und joggten oft gemeinsam, aber auf der Fähre traf Sanders seine Kollegin nicht oft, weil sie normalerweise früher fuhr als er.
    »Guten Morgen, Mary Anne.«
    »Ich frage mich nur, wie die es spitzbekommen haben«, sagte sie.
    »Was spitzbekommen?«
    »Soll das heißen, daß du es noch nicht gelesen hast? Mein Gott! Du stehst in der Zeitung, Tom!« Sie reichte ihm die Zeitung, die sie sich unter den Arm geklemmt hatte.
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Aber ja. Connie Walsh schlägt wieder zu.«
    Sanders überflog die Titelseite, konnte aber nichts entdecken. Hastig begann er die Zeitung durchzublättern.
    »Es steht auf der Lokalseite«, erklärte Mary Anne. »Der Kommentar erste Spalte links. Wenn du es liest, werden dir die Tränen kommen. Ich hole uns Kaffee.« Sie ging.
    Sanders schlug die Lokalseite auf.
    WIE ICH ES SEHE
    von Constance Walsh
    MR. PIGGY BEI DER ARBEIT

    Die

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