Enthuellungen eines Familienvaters
ihm.
„Herr, Sie können mich mit allen Qualen der Hölle martern, aber ich werde nicht mehr sagen, als ich gesagt habe“, antwortete Mioli. Und er wurde hochgezogen.
Mioli begann zu stöhnen und seine Seele der Allerheiligsten Jungfrau zu empfehlen, aber auf alle Fragen des Richters antwortete er, daß er in der betreffenden Nacht in einem Stall geschlafen habe und niemandem in der Stadt etwas hätte antun können.
„Sie tun mir unrecht, liebster Herr“, schluchzte Mioli, „denn ich bin unschuldig, und Gott ist mein Zeuge.“
Der Richter befahl, daß an die Füße Miolis zwei große Steinbrocken gehängt würden, so daß es schien, als würde der Ärmste in Stücke zerrissen werden.
„Lassen Sie mich hinunter, um Gottes willen, und ich werde Ihnen alles sagen!“ schrie er in seinen Qualen.
„Sprich zuerst, dann lasse ich dich herunter“, antwortete der Richter. Und Mioli gestand, er sei es gewesen, der Dulcini ermordet habe. „Wie hast du ihn ermordet?“ fragte der Richter.
„Mit dem Stoßdegen“, erklärte Mioli.
„Gefängnismeister, hängt ihn auf!“ befahl der Richter. Und da wurde der Unglückliche wieder gemartert.
„Herr“, schrie Mioli, „warum tun Sie mir unrecht? Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß ich Dulcini ermordet habe?“
„Ja, aber du hast gesagt, du hättest ihn mit dem Stoßdegen durchbohrt; und Dulcini starb nicht durch einen Stoßdegen. Gestehe also: mit was für einer Waffe hast du ihn getötet?“
„Herr, ich erinnere mich nicht mehr daran!“ stöhnte Mioli. „Es war finster, ich konnte nicht einen Schritt weit sehen.“
Der Unglückliche wurde mit kochendem Salzwasser übergossen, während der Richter fortfuhr, ihm zu sagen, er solle gestehen, mit was für einer Waffe er Dulcini umgebracht habe.
„Mit dem Dolch“, schluchzte Mioli.
„Nein.“
„Mit einer pavesischen Hippe.“
„Nein.“
„Mit einer mailändischen Hellebarde.“
„Nein.“
„Herr, um Gottes willen, sagen S i e mir, mit welcher Waffe ich ihn umgebracht habe, denn ich kenne keine anderen Waffen.“
„Mit einer Radbüchse“, versicherte der Richter. Und Mioli sagte, ja, er habe ihn mit einer Radbüchse umgebracht.
Er wurde heruntergelassen und vom Strick befreit, und der Richter ermahnte ihn: „Sieh ja zu, daß du die reine Wahrheit sagst und daß du nicht aus Angst etwas Falsches ausgesagt hast.“
Und da Mioli nicht antwortete, ließ ihn der Richter noch einmal anbinden und hochziehen.
„Gestehe: hast du aus Angst vor dem Strick gestanden?“ fragte er. „Nein, Herr!“ schrie Mioli unter Qualen. „Ich habe die Wahrheit gesagt aus Liebe zur Wahrheit.“
Er wurde heruntergelassen, und der Richter fragte ihn, ob er bereit sei, das zu beschwören.
„Ich schwöre es, Herr!“ schluchzte Mioli.
„Zieht ihn auf“, befahl der Richter.
Und als Mioli abermals gefoltert wurde, fragte er:
„Gestehe: hast du falsch geschworen?“
„Nein, Herr! Ich habe wahr geschworen!“ heulte der Unglückliche. Und er wurde heruntergelassen.
„Zieht ihn auf!“ befahl der Richter abermals. Und als er Mioli wieder auf der Folter sah, fragte er ihn:
„Gestehe: als du versichertest, die Wahrheit gesagt zu haben, hast du da wahr oder falsch ausgesagt?“
„Ich habe wahr ausgesagt!“ stöhnte Mioli am Ende seiner Kräfte. Er wurde heruntergelassen, und der Richter schloß: „Du bist des Verbrechens geständig, es wird dir der Kopf abgeschlagen, aber zuerst wirst du mit Zangen gezwickt und mit dem Hammer gemartert.“
Währenddessen war ein Bote eingetreten, der erregt mit dem Richter sprach: „Herr, Mioli ist unschuldig und hat wirklich außerhalb der Stadt geschlafen. Wir haben den Mörder gefunden. Er hat bereits gestanden. Es sind auch viele Zeugen da.“
„Zu spät“, antwortete der Richter. „Mioli hat zuerst gestanden, und Mioli muß bestraft werden.“
„Aber Mioli ist unschuldig!“
„Das geht mich nichts an!“ schrie der Richter. „Ich habe gesprochen, und so wird es sein!“
Mioli, der zugehört hatte, tat einen Seufzer der Erleichterung: „Um so besser! Ich hätte mich wirklich geärgert, wenn so viel Plage umsonst gewesen wäre!“
Nachkrieg
Nach zwei Jahren entschuldigten Fernbleibens befand ich mich in dem Garten eines einsamen Hauses, das auf einer unermeßlichen Wiese stand. Der Morgen graute, ich saß auf meinem Bündel und freute mich des erwachenden Tages; dann hörte ich plötzlich Menschen schreien und erkannte meine eigene Stimme. Eine Frau im
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