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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Bezirkskommando melden solle.
    „Leg mir ein Lesezeichen hinein“, antwortete Onkel Josua, erhob sich und zog den Überzieher an.
    Zweieinhalb Jahre später, im November 1918, kehrte er zurück.
    „Na, wie ist der Krieg ausgegangen?“ fragte man ihn.
    „Ich weiß nicht“, antwortete er. „Ich hatte so viel bei der Batterie zu tun und konnte mich nicht erkundigen, wer gesiegt und wer verloren hat. Aber in den Zeitungen müssen sie ja etwas darüber gebracht haben.“
    „Ja, sie haben geschrieben, daß wir gesiegt haben.“
    „Schön!“ meinte Onkel Josua. „Es freut einen, daß man nicht umsonst gearbeitet hat.“
    „Wenn das ein Sieg sein soll, weiß ich, wie wir dran sind!“ rief Großmutter Giuseppina. „Sieht ein gewonnener Krieg so aus?“
    „Ich weiß nicht“, antwortete Onkel Josua. „Ich habe mit großen Kanonen geschossen. Das ist alles, was ich sagen kann. Hast du mir das Lesezeichen eingelegt, Enrichetta?“
    Tante Enrichetta hatte das Lesezeichen eingelegt; und Onkel Josua ging in sein Arbeitszimmer, um die unterbrochene Lektüre wiederaufzunehmen.
    Tags darauf zog er wieder seine Uniform an, und wenn man ihm nicht eine Menge Schmähungen gesagt hätte, würde er sie wohl noch viele Jahre lang getragen haben.
    Nun lebt mein Onkel in einer abgelegenen Villa, allein wie ein Hund, und vertreibt sich seine Zeit mit Lektüre. Wenn ihn ein Buch besonders interessiert, vergißt er auch die wesentlichen Dinge, und solange niemand ihn zu Tisch holt, bemerkt er nicht einmal, daß er Hunger hat.
    Kürzlich habe ich ihn angerufen. Ich glaube, ich bin der einzige, der ihn anruft, denn sein Telefon ist noch unter dem Namen des norwegischen Arztes eingetragen, dem die Villa früher gehört hat und der 1935 gestorben ist.
    „Hallo, Onkel, bist du’s?“
    „Was für ein Onkel?“
    „Onkel Josua.“
    „Ja, aber das muß ein Irrtum sein. Ich habe kein Telefon!“
    „Gut, Onkel Josua, aber erinnerst du dich, daß du einen Neffen namens Giovannino hast?“
    „Ja.“
    „Schön; und der ist am Apparat und wünscht dir alles Gute für das neue Jahr.“
    „Was für ein Jahr?“
    „1946, Onkel Josua. Es beginnt morgen.“
    „Schön, ich merke es mir vor! 1946 hast du gesagt?“
    „Ja: eins, neun, vier, sechs.“
    So ist mein Onkel Josua; und ich glaube, daß sich das Universum sehr ärgert, weil es ihm nicht gelingt, von Onkel Josua beachtet zu werden.

    Ohne vorherige Ankündigung kam neulich Tante Giuseppina, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte, zu Besuch.
    Die treffliche Frau, die das Schicksal mir auf den Weg gestreut hat, öffnete ihr die Tür, und Tante Giuseppina sagte ihr sofort ihre Meinung; „Ich klingle schon zum drittenmal! Wenn Sie bei mir im Dienst wären, wären Sie schon entlassen worden, bevor ich Sie aufgenommen hätte. Sie sind nicht die Art Stubenmädchen, die mir zusagt.“
    „Ich bin nicht das Stubenmädchen“, erklärte die süße Nutznießerin meiner Einkünfte, „ich bin die Gattin.“
    „So? Darauf komme ich noch zurück“, schnitt ihr Tante Giuseppina kurz das Wort ab, ohne ihr auch nur ins Gesicht zu schauen, und ging resolut auf die erste Tür zu, die sich ihrem Blick darbot. „Gnädige Frau“, stammelte erschrocken die Mithelferin bei der Herstellung meiner Nachkommenschaft, „das ist das Badezimmer!“
    „Das seh’ ich selber“, antwortete Tante Giuseppina streng. „Aber in einem ordentlichen Haus kommt so etwas nicht vor!“
    Tante Giuseppina öffnete mit einem Ruck eine andere Tür und fand sich vor dem Kongreß der Besen, Scheuerlappen und Abfalleimer. Jetzt ärgerte sie sich ernstlich.
    „Kann man erfahren, wo zum Teufel Giovannino steckt?“
    Von dem Geräusch herbeigerufen, trat ich aus meinem Zimmer und empfing Tante Giuseppina mit allen Ehren.
    „Tante“, sagte ich dann, „du kennst sie noch nicht, weil du mich solange nicht gesehen hast! Das ist meine Fr...“
    „Davon später“, unterbrach mich Tante Giuseppina. „Zuerst sprechen wir von dir.“
    „Gut, Tante.“
    „Also: Hast du promoviert?“ fragte sie sehr streng.
    „Wirklich, ich...“, stammelte ich. Und die Tante schüttelte den Kopf.
    „Schlimm, schlimm, Giovannino; du bist auf einem schlechten Weg!“ Ich versuchte ihr zu erklären, daß ich einen Beruf und eine Familie habe. Jedes Hochschulstudium hätte einen unerträglichen Zeitverlust bedeutet. Und außerdem erinnerte ich mich gar nicht mehr, welche Fakultät ich hätte besuchen und welches Doktorat ich hätte machen

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