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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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14 getankt. Sie können es ohne Sorge annehmen. Wenn es Sie interessiert … mein Name ist Dr. Budde. Mutter nannte mich immer Kläuschen …«
    »Sie scheinen ja bester Laune zu sein, Herr Doktor.«
    »Ich fahre in Urlaub. Mit Max …«
    Sie schaute ihn lachend an.
    »Max ist mein Auto. Der erste Besitzer, mein Onkel, hieß so.«
    Gisela setzte sich lachend auf den flachen Kofferraum ihres Sportwagens. Sie musterte Dr. Budde, während sie ihm ihre goldene Zigarettenschachtel hinhielt. Groß, schlank, jungenhaft, mit braunen, kurz geschnittenen Haaren, einem völlig zerknautschten grauen Anzug und offenem Hemd.
    »Sie passen wunderbar zusammen … Max und Sie«, sagte sie. Dr. Budde nickte und nahm eine Zigarette aus dem Etui.
    »Das sagen alle, die mich kennen.« Er klopfte mit dem Fingernagel auf das Etui. »Doublé?«
    »Nein. Echt.«
    »Gott segne den reichen Papa!«
    Giselas Augen wurden dunkel. Sie wandte sich ab und zertrat ihre eben angezündete Zigarette.
    »Mein Vater ist vor ein paar Monaten gestorben …«
    »Oh, Verzeihung«, sagte Dr. Budde und streckte impulsiv die Hand hin. »Das ist mir peinlich. Wer konnte das ahnen … bei roter Hose und weißem Pulli …«
    Gisela sah in die Büsche zwischen Straße und Moor.
    »Sie halten mich für pietätlos, nicht wahr? Aber warum soll die Trauer nach außen getragen werden? Ich werde meinen Vater nie vergessen, ob in schwarzen oder bunten Kleidern. Es wäre auch nicht im Sinne meines Vaters, wenn ich ihm äußerlich nachtrauerte.« Sie wischte sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht und drehte sich wieder zu Dr. Budde um. »Sie sind Jurist?«
    »Nein. Dr. rer. pol. Ich habe mich auf Wirtschaftsprüfer spezialisiert. Im Augenblick bin ich die linke Hand meines Vorgesetzten … Ich darf Zahlenkolonnen auf einer Rechenmaschine addieren. Und ihm Akten nachtragen. Und die Spesen kontrollieren. Bei sechs Fabriken … stellen Sie sich das vor! Es ist sozusagen eine Vertrauensstellung! Mit entsprechenden Einkünften. Immerhin ernähren sie mich so gut, daß mich mein Lebensmittelhändler grüßt und der Fleischer zu mir sagt: ›Am Dienstag habe ich wieder billige Leberwurst.‹«
    Dr. Budde hatte den Tankdeckel abgeschraubt und sah hinüber zu seinem Max.
    »Haben Sie einen Gummischlauch da?« fragte er Gisela.
    »Nein!«
    »Diese modernen Autofahrer! Wie soll ich das Benzin aus meinem Tank in Ihren umleiten? Aber warten Sie. Im Eingeweide von Max sind soviel Schläuche, die ich nicht kenne. Vielleicht kann er einen entbehren …«
    »Aber Herr Doktor.« Gisela sah entsetzt, wie er sich daranmachte, aus dem Gewirr von Drähten und Leitungen ein Stück Schlauch mit dem Taschenmesser herauszuschneiden. »Sie wissen ja gar nicht, wozu dieser Schlauch da ist …«
    »Max wird es verkraften. Er ist ein zäher Bursche!«
    Doktor Budde blies den Schlauch durch. Dann holte er aus dem Wagen einen Kochtopf, hielt ihn unter den Benzinstutzen, steckte den Schlauch bis in den Tank, sog an dem Gummi-Ende, spuckte das aufsteigende Benzin aus und ließ dann den Kochtopf vollaufen.
    »Das wird reichen bis zur nächsten Tankstelle«, sagte er, als er das Benzin vorsichtig in den weißen Sportwagen füllte. Er schraubte den Verschluß wieder zu, klemmte den Topf unter den Arm und verbeugte sich wieder. »Gnädiges Fräulein … die Straße steht Ihnen wieder offen … Es war für Max und mich eine Ehre, Ihnen zu helfen.«
    »Ich möchte Ihnen danken …« Gisela ließ offen, wie sie sich den Dank vorstellte und reichte ihm zögernd die Hand. Sie hatte es auf einmal gar nicht eilig, weiterzufahren. Er hat schöne braune Augen, dachte sie völlig unmotiviert. Und wenn er lacht, bilden sich kleine Grübchen in seinen Wangen.
    »Es ist Dank genug, daß Großvater Max als Blutspender einer so rassigen weißen Dame auftreten durfte. Das wird ihn beflügeln – um mindestens fünf bis sieben Kilometer die Stunde.«
    »Sie sind unmöglich, Herr Dr. Budde!« Gisela stieg in ihren Wagen. Vom Sitz nahm sie eine runde, modische Lederkappe und setzte sie auf die langen, blonden Locken. »Sie fahren auch nach Norderney?« fragte sie.
    »Ja …«
    »Vielleicht sehen wir uns da?«
    »Möglich. Ich bin ein schlechter Schwimmer. Sie auch?«
    »Ich schwimme wie ein Fisch.«
    »Wie tröstlich. Vielleicht lasse ich mich von Ihnen retten … dann sind wir quitt!«
    Er blieb auf der Straße stehen und winkte Gisela nach, als sie lachend anfuhr und mit aufheulendem Motor davonraste. Im Rückspiegel sah sie

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