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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diesem mysteriösen Dr. Budde erzählt!«
    »Wieviel Geld hast du denn entnommen?« fragte Anna Fellgrub plötzlich. Ewald Peltzner drehte sich schroff ab.
    »Blödsinn!« sagte er laut.
    »Du warst wieder drei Tage verreist. Du warst in Neuenahr. Im Spielkasino …«
    »So! Klappt die Familienspionage? Eine schöne Familie ist das! Manchmal kann ich meinen Bruder Bruno verstehen …«
    Mit stampfenden Schritten verließ er die Bibliothek. Anna Fellgrub wartete, bis er die Tür hinter sich zugeworfen hatte. Dann sagte sie laut, mit fast schriller Stimme:
    »Du Schweinehund!«
    Es war gegen 10 Uhr vormittags, als sich bei Direktor Ewald Peltzner ein Herr melden ließ.
    An dem großen Bürobau der Peltzner-Werke waren die Sonnenjalousien heruntergelassen. Die Septembersonne brannte. Es war, als dampfe das Hochhaus aus allen Fenstern. Unter der Decke des Direktionszimmers drehte sich ein großer Flügelventilator. Die Klimaanlage reichte nicht mehr aus, die Hitze aus den Räumen wegzusaugen und durch kühlere Luft zu ersetzen.
    Ewald Peltzner starrte auf die Visitenkarte, die seine Sekretärin hereingebracht hatte.
    Dr. Klaus Budde.
    »Das ist doch nicht möglich«, sagte Ewald Peltzner und warf die Besuchskarte in den Papierkorb neben sich. »Soll warten …«
    Zwei Stunden hockte Dr. Budde im Vorzimmer.
    Trotzdem lächelte er Ewald Peltzner freundlich an, als er endlich vorgelassen wurde. Er hatte eine dicke Aktentasche in der Hand. Peltzner betrachtete sie mit gespannter Erwartung. Ein beklemmendes Angstgefühl mischte sich in die Arroganz, mit der er Dr. Budde sitzend empfing.
    »Sie wünschen?« fragte er grob.
    »Ich möchte mich meiner zukünftigen Verwandtschaft vorstellen«, sagte Dr. Budde fröhlich.
    »Kommen Sie aus dem Irrenhaus?« Ewald Peltzner senkte den Kopf wie ein angreifender Stier.
    »Nein. Aus der Hauptbuchhaltung.«
    Für Ewald Peltzner wurde es kalt in dem großen Raum.
    »Wer gibt Ihnen das Recht …« Seine Stimme wurde laut. »Ich weiß. Sie haben sich in das Vertrauen meiner Nichte eingeschlichen … Sie haben ein anständiges, ahnungsloses Mädchen – als Sie wußten, wer es war – mit den Tricks, die alle Männer anwenden, dazu gebracht, sich in Sie zu verlieben und Ihnen Vertrauen zu schenken. Ich werde gleich mit meiner Nichte sprechen! Und nun verlassen Sie sofort mein Zimmer! Und das Haus!«
    Dr. Budde verbeugte sich und ging. Was er von Gisela bisher gehört hatte, bestätigte sich erschreckend. Vier Verwandte hatten begonnen, der Alleinerbin Bruno Peltzners das Vermögen abzujagen. Die Hetze auf das wertvolle Wild wurde nicht mehr verheimlicht. Und vom heutigen Tage an würde es eine gnadenlose Jagd werden. Ein Millionenschatz in Reichweite vor Augen läßt die Moral zerplatzen.
    Am Abend sagte Ewald Peltzner dann den grauenhaften Satz, der sich wie ein Eisnebel über die anderen Verwandten legte:
    »Es gibt nur noch eine Möglichkeit: Wir müssen Gisela für verrückt erklären, in eine Irrenanstalt abschieben und entmündigen lassen …«
    Anna Fellgrub fuhr sich mit beiden Händen an den Hals, als würge sie jemand. »Aber … aber … wie willst du das denn machen …«, stotterte sie. Heinrich und sogar Monique sahen erbleichend zu Ewald Peltzner auf.
    »Wie man das macht, Anna, das laß meine Sorge sein. Ich habe mich genau erkundigt. Ich wollte mich lediglich eures Einverständnisses vergewissern … Ich frage euch, wir sind doch alle einverstanden, nicht wahr?«
    Er blickte in die Runde. Anna Fellgrub und ihr Sohn Heinrich hielten die Köpfe tief gesenkt. Sogar das kleine Puppengehirn Moniques schien zu begreifen, worum es ging.
    »Na und?« fragte Peltzner dröhnend – Niemand antwortete.
    »Anna …«, fauchte er. Anna Fellgrub zuckte zusammen wie unter einem Schlag. Ihre Lippen flatterten.
    »Ewald … in eine Irrenanstalt … ich bitte dich … überleg einen anderen Weg!«
    »Ja oder nein? Es hängen für dich einige Millionen dran!«
    »Mach, was du willst!« schrie Anna Fellgrub schrill und wandte sich ab.
    »Heinrich …?« Heinrich stand mit dem Gesicht zur Wand. Er konnte seinen Onkel nicht ansehen. Stumm nickte er mit dem Kopf. Dann schlug er die Hände vor die Augen, als könne er den Tag nicht mehr ertragen.
    »Monique?« Monique Peltzner machte mit der Unterlippe ein Schüppchen. »Die arme Gisela. Ist sie denn verrückt?«
    »Ja!« sagte Ewald Peltzner hart. »Ich schenke dir auch ein Haus an der Côte d'Azur …«
    Monique hob die schmalen Schultern. Mit den

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