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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihn schnell kleiner werden, bis er nur noch ein Punkt war. Und dieser Punkt winkte immer noch, mit einem weißen Taschentuch …
    Die Weiterfahrt Dr. Buddes war dramatisch. Max war anscheinend doch etwas empfindlich, er reagierte sauer auf den weggeschnittenen Gummischlauch. Nach vier Kilometern merkte Dr. Budde, daß die Kühlung des Motors unterbrochen war. Es dampfte und stank erbärmlich. Es blieb nichts übrig, als in kleinen Etappen mit Max nach Norddeich zum Schiff zu springen. Von Tankstelle zu Tankstelle, von Haus zu Haus ratterte Budde, goß Wasser über den rauchenden Motor, wedelte ihm auf freier Strecke Kühlung zu, bis er schließlich hinter Emden in einer Tankstelle einen Plastikschlauch einbauen ließ – um das Kühlwasser wieder in Umlauf zu bringen.
    Mit sehr viel Glück erreichte er das letzte Schiff nach Norderney. Max ließ er in die Garage schaffen.
    Gisela heißt sie, dachte er, als er über das Wattenmeer schaukelte. Ein reiches Mädchen. Eine Märchenfee für einen armen Dr. rer. pol. und niedrigen Gehaltsempfänger. Da muß man real bleiben und seine sozialen Grenzen kennen.
    Und Dr. Budde nahm sich vor, den kleinen Vorfall auf der Bundesstraße 70 zu vergessen.
    Es wurden drei herrliche Wochen.
    Die sozialen Unterschiede waren nur äußerlich. Dr. Budde wohnte privat in einem Insulanerhaus unter dem Dach, Gisela Peltzner in einer vornehmen Pension auf der Kaiserstraße mit gläserner Veranda und einem Balkonzimmer hinaus zur offenen See. Dr. Budde aß im Fischrestaurant für eine Mark fünfzig in Öl gebackenes Fischfilet, Gisela bekam vier Gänge, auf Silber serviert.
    Am Strand aber, im weißen Sand des Ostbads, umspült von den rauschenden Wellen und zugedeckt vom Flugsand, den der Wind über die ausgestreckten Körper trieb, waren sie nur zwei junge, glückliche Menschen, die Sonne und Meer genossen. So sinnlos es Dr. Budde erschien, so selbstverständlich war es: Sie liebten sich …
    Gleich nach ihrer Rückkehr offenbarte Gisela der Verwandtschaft die Neuigkeit.
    »Ich werde heiraten!« sagte Gisela. Ihr braungebranntes Gesicht glänzte. Es wurde noch fröhlicher, als sie die verblüfften und entsetzten Gesichter Ewalds und Tante Annas sah. »Nicht Heinrich …«, fügte sie hinzu. »Auch wenn ihr es beschlossen habt.«
    »Wer sagt denn das?« wehrte Ewald Peltzner ab.
    »Mein Bräutigam ist ein Dr. Budde. Er ist Wirtschaftsprüfer. Er wird nächsten Monat in die Werke eintreten und mit allen Vollmachten zur Kontrolle der Konten ausgestattet werden. Den bisherigen Prüfer werde ich entlassen. Er hat von dir, Onkel Ewald, genug Schmiergelder erhalten, um deine heimlichen Entnahmen zu übersehen …«
    »Gisela!« Ewald Peltzner wurde hochrot. »Ich verbitte mir, daß du …«
    »Herr Dr. Budde wird feststellen können, wie hoch die Summen sind. Ich glaube, du wirst Mühe haben, sie mit deinem Anteil, den dir Vater vererbt hat, abzudecken …«
    Ohne eine weitere Entgegnung abzuwarten, drehte sie sich um und ging die Treppe hinauf in ihre Zimmer. Ewald Peltzner wartete, bis oben die Türen zuschlugen.
    »Die Tochter ihres Vaters …«, sagte Anna Fellgrub leise. »Was nun …«
    »Es darf nicht passieren, Anna.«
    »Was?«
    »Daß sie diesen Budde heiratet. Sie nimmt Heinrich – oder keinen.«
    »Hast du Angst?«
    »Angst!« Ewald Peltzner ging zu der Barklappe des Bücherschrankes und goß sich einen großen Cognac ein. »Auch du verlierst Millionen, wenn Heinrich auf eine solch sinnlose Art aus dem Spiel gebracht wird. Dr. Budde! Wer ist dieser Dr. Budde? Woher kennt sie ihn? Von Norderney her, klar. Ein Sommerflirt, weiter nichts. So etwas heiratet man doch nicht!« Er schenkte sich noch ein Glas voll ein und stürzte es hinunter. »Verlaß dich darauf, daß ich ihr schon noch beibringe, daß man so etwas nicht heiratet …«
    »Ach Ewald, ich fürchte, du überschätzt dich!« Anna Fellgrub sprang auf und rang die Hände. »Denke daran, daß sie sich geweigert hat, mit Heinrich zu verreisen. Daß sie Heinrich aus dem Weg geht. Daß er nie Gelegenheit bekommt, allein mit ihr zu sein. Daß er vergeblich versuchte …«
    »Dein Heinrich ist ein Esel!« Ewald Peltzner schielte die Treppe hoch. Mit gedämpfter Stimme sprach er weiter. »In seinem Alter wäre es ein Fall von zwei Wochen für mich gewesen. Aber er stellt sich an, als habe er noch nie … Es ist dein Sohn, Anna, nimm es mir nicht übel, aber er ist wirklich ein Esel … Und im übrigen glaube ich kein Wort, was sie von

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