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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gesehen. Ich habe keinerlei Nachricht von ihr …«
    »Die Launen einer kapriziösen, reichen jungen Dame!«
    »Reden Sie nicht so dummes Zeug! Sie wissen, wo Gisela ist!«
    »Ich versichere Ihnen – nein!« Ewald Peltzner versuchte zu lächeln. »So sind sie nun mal, die jungen Damen mit den Millionen. Oder glaubten Sie, Ihr persönlicher Charme wäre ausreichend, ein Mädchen wie Gisela auf die Dauer zu binden?« Peltzner hob die Arme. Er spielte den jovialen Ehrenmann vollendet! »Aber gut, Gisela ist verreist.«
    »Verreist? Davon hat sie mir nie etwas erzählt!«
    »Sie hat Ihnen vieles nicht erzählt, Herr Doktor! Männer, die von ihren Frauen abhängig sind, bekommen immer nur das zu erfahren, was diese Frauen für nötig halten.«
    Das war deutlich. Dr. Budde schluckte es. Nur um seine Mundwinkel zuckte es. »Wohin ist Gisela gefahren?«
    »Ich bin nicht befugt, Ihnen das zu sagen.«
    »Ich habe wichtige Unterschriften …«
    »Geben Sie sie mir herein. Ich vertrete meine Nichte in ihrer Abwesenheit.«
    »Haben Sie … Vollmacht?«
    »Vollmacht? Herr!« Ewald Peltzner brüllte plötzlich, daß man es durch die Polstertür im Sekretariat hören konnte. »Wenn jemand Peltzner heißt, ist das Vollmacht genug!«
    Mißtrauisch sah Dr. Budde Ewald Peltzner in die Augen. Er fand nichts darin als blanken Haß. Er wandte sich ab und ging. In seinem Büro räumte er seinen Schreibtisch auf, verschloß ihn, dann verließ er das Hochhaus der Peltzner-Werke. Sie ist nicht verreist, dachte er. Irgend etwas anderes ist geschehen, etwas Schreckliches, ich fühle es, ich muß Gisela suchen …
    Im Fahrstuhl, der ihn nach unten in die Eingangshalle brachte, fiel ihm ein, daß er irgendwo einmal im Vorbeigehen gehört hatte, wie jemand zu seinem Kollegen gesagt hatte: Das arme Fräulein Peltzner. Auf einem Flur war es. Auf der dritten Etage … vor der Exportabteilung. Er erinnerte sich auf einmal klar. Es war ein Mann mit grauen, kurzen Haaren gewesen. Mit einer Hornbrille. Dummes Gequatsche, hatte er damals noch gedacht, Bürogewäsch. Jetzt gewann die Erinnerung eine fast schreckliche Bedeutung. Wußten andere in diesem Riesenbau mehr von Gisela als er, der sie heiraten wollte?
    Dr. Budde drückte auf den Knopf ›Aus‹. Der Fahrstuhl hing im Schacht fest. Dann schaltete Dr. Budde um und fuhr zum dritten Stockwerk zurück.
    Die Exportabteilung nahm die ganze Etage ein. Dreihundert Menschen saßen in gläsernen Abteilen. Vom Eingang aus konnte man sie alle überblicken.
    Dr. Budde blieb an der Tür stehen und tastete sich mit dem Blick von Glaskasten zu Glaskasten. In der Mitte des Riesensaales bemerkte er endlich den grauen Männerkopf, die Hornbrille, die großen Ohren. Stimmt, dachte er erfreut. Das fiel mir damals auch noch auf.
    Er ging durch den breiten Mittelgang, drückte die Glastür der Kabine auf und trat ein. Der Export-Angestellte Franz Blauhert, Abteilung Frankreich und Kolonien, sah von seinen Akten auf. Der Blick flog über die Hornbrille zum Besucher.
    »Bitte?« fragte Franz Blauhert. Er kannte Dr. Budde nicht. Wie konnte man in einem solchen Riesenbetrieb jeden kennen.
    »Ich komme privat zu Ihnen.« Dr. Budde setzte sich. Herr Blauhert betrachtete ihn mißtrauisch. Er liebte solche Vertraulichkeiten nicht. So begannen Bestechungsversuche.
    »Ich habe aber jetzt zu arbeiten«, wehrte Franz Blauhert ab.
    »Es dauert nur fünf Minuten. Vor einiger Zeit ging ich auf dem Treppenflur an Ihnen vorbei. Sie standen mit Kollegen zusammen und sagten, als ich vorbeikam: Das arme Fräulein Peltzner. – Das läßt mir keine Ruhe. Wieso arm!«
    Franz Blauhert musterte den Mann vor sich.
    »Sind Sie hier auch angestellt?«
    »Ja. In der Buchhaltung«, log Dr. Budde.
    »Ach so. Bis dahin ist's wohl noch nicht gedrungen? Mein Gott, das weiß doch jeder hier im Haus …«
    »Was weiß jeder?« Nach Buddes Herz griff eine eiskalte Hand.
    »Na … daß unser Fräulein Peltzner … verdammt schade um sie …«
    »Was ist mit ihr?« Dr. Budde spürte, wie er mit seiner Beherrschung gleich zu Ende sein würde. Er hatte die Hände unter dem Tisch verkrampft.
    »Unsere Chefin …« Franz Blauhert nahm seine Hornbrille ab. »Die ist doch … plemplem …«
    »Was ist sie?« keuchte Dr. Budde.
    »Nicht mehr zurechnungsfähig, sie soll einen Dachschaden haben … Schade um das schöne Mädchen.«
    »Aber wer behauptet das denn?« Dr. Budde war es, als breche er innerlich auseinander. Franz Blauhert setzte seine Brille wieder

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