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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Direktionsbüro. Monique fehlte … sie segelte vor St. Tropez mit einigen Playboys herum und ließ ihren Körper bewundern. Anna Fellgrub trug noch immer züchtiges Schwarz. Man sollte sehen, wie ehrlich sie um den geliebten Bruder trauerte. Auch Heinrich Fellgrub trug noch seinen schwarzen Schlips.
    »So geht es nicht weiter!« sagte Ewald Peltzner erregt und vor Zorn ein wenig außer Atem. »Die Göre macht uns fertig. Wir haben überhaupt nur noch einen Ausweg, wir müssen jetzt schleunigst auf den Plan zurückkommen, den wir als letzten Ausweg offenließen …«
    Anna Fellgrub senkte den Kopf. »Gott wird uns das nie verzeihen«, sagte sie leise.
    »Wollen wir hier beten oder Millionen verdienen?« schrie Ewald Peltzner. »Man dreht uns den Hahn ab … was Bruno nie gelungen ist, weil er sich wenig um uns gekümmert hat, das macht seine Tochter souverän: Sie bringt uns an den Ruin, wenn wir länger zaudern. Ich werde sie für verrückt erklären lassen!«
    »Aber das geht doch nicht!«
    »Es geht!« Ewald Peltzner schlug eine Mappe auf, die er aus einem kleinen Wandtresor holte. Heinrich Fellgrub sah ihn mißtrauisch an.
    »Hier habe ich den Hebel, den wir gegen Gisela ansetzen können!« Peltzner klopfte auf das dünne Aktenstück.
    »Da bin ich aber gespannt!«
    »Du hast auch allen Grund, mein lieber Neffe!« Peltzner war plötzlich in Hochstimmung. Er setzte sich auf die Schreibtischkante und legte seinen dicken Zeigefinger auf die Schriftstücke. »Da haben wir den Dr. Vrobel. Er ist Nervenarzt. Monique hat ihn vor ein paar Monaten aufgesucht, weil sie glaubt, Psychoanalyse gehöre zum guten gesellschaftlichen Ton. Vrobel hat sich etwas eingehend mit Monique befaßt.«
    »Ewald! Du sprichst über deine Tochter …« Anna Fellgrub hob entrüstet den Kopf. Peltzner winkte mürrisch ab.
    »Monique ist eben so … da kann ein Vater auch nichts mehr tun! Immerhin … ein Nervenarzt ist da, der durch seine – na sagen wir – etwas sehr individuellen Behandlungsmethoden an Monique uns verpflichtet ist. Dr. Vrobel wird nicht sagen können: Nach meinem Urteil ist Gisela kerngesund, wenn ich das Gegenteil von ihm bescheinigt haben will. Das seht ihr doch ein!«
    »Auf gut deutsch heißt das: Du hast ihn in der Hand«, bemerkte Heinrich Fellgrub. Peltzner ging nicht darauf ein. Er sagte:
    »Ferner ist da der Rechtsanwalt Dr. Adenkoven …«
    »Mein Anwalt?« Heinrich Fellgrub fuhr auf. »Was soll das, Onkel Ewald?«
    »Ich weiß, daß Dr. Adenkoven dir 10.000 Mark schuldet und daß er seine Wohnung mindestens siebenmal zur Verfügung stellte, um … na, ihr wißt schon.«
    »Heinrich, Heinrich!« sagte Anna Fellgrub. Ihre Augen flackerten voll Angst. »Schämst du dich nicht?«
    »Himmel noch mal! Machen wir uns doch nichts vor! Jeder von uns weiß, was er vom anderen zu halten hat! Und das ist wenig genug! Ich wiederhole: Dr. Adenkoven wird mitmachen, weil wir von seiner Kuppelei wissen. Adenkoven wiederum hat einen Freund, einen Dr. Markus Oldenberg, der eine gute, ja vorzügliche Praxis besitzt. Nur hat auch dieser Dr. Oldenberg einen Fleck auf der Weste … § 218 – ich kenne einige Damen, denen er ›geholfen‹ hat, wie er es nennt! Auch Adenkoven weiß es … und er als Anwalt hat seinem Freund Oldenberg geholfen, mit Schweigegeldern, mit Drohungen …« Ewald Peltzner ließ den dünnen Schnellhefter sinken und sah auf seine Verwandtschaft. »Das sind unsere drei Experten, die mir alles über Gisela bescheinigen werden, was ich will … Und keiner der drei wird nein sagen. Sie werden sogar noch sehr billig sein, gemessen an dem, was wir dabei gewinnen.«
    »Es ist verdammt dreckig, Onkel!« sagte Heinrich Fellgrub laut. »Und ich wiederhole es immer wieder … Ich habe eine solche Achtung vor Gisela …«
    »Man sollte euch in die Irrenanstalt bringen!« schrie Peltzner. »Da sitzt ihr vor den Millionen und habt Hemmungen zuzugreifen. Was hättest du mit den 250.000 Mark anfangen können, Anna, die das Waisenhaus bekommen hat, weil eine Närrin es so wollte?«
    »Natürlich … Nur … Es ist besser, nicht daran zu denken«, sagte Anna Fellgrub stockend. Ihr spitzes, blasses Gesicht fuhr zu ihrem Sohn Heinrich herum. »Wenn man es so sieht, ist Gisela wirklich nicht normal … Es geht auch um dich, mein Junge. Wenn Gisela diesen Dr. Budde heiratet und Kinder bekommt, bleibst du für immer ein kleiner Angestellter mit einem Monatsgehalt. Du bleibst immer eine Null!«
    »Ich werde die Herren zu mir bitten!«

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