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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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habe da eine Idee.« Dr. Adenkoven trank den Cognac aus. »Aber wir brauchen dazu noch einen Mann!«
    »Ich werde meinen Neffen anrufen.«
    Dr. Adenkoven legte nachdenklich den Kopf zur Seite.
    »Ob er das tut?«
    »Warum denn nicht? Den Millionen, die man später in der Hand hält, sieht man nicht an, wie sie verdient wurden.«
    Ewald Peltzner hob den Telefonhörer aus der Gabel und wählte die Nummer der Familie Fellgrub.
    »Es gehören Nerven dazu …«, sagte Dr. Adenkoven noch einmal. Peltzner winkte ab. Die Verbindung war da.
    »Ja … Heinrich, bist du's? Komm 'rüber … ja, sofort … es ist dringend … Gut, in zwanzig Minuten …« Er warf den Hörer zurück auf die Gabel. »Nerven …«, sagte er gedehnt und goß Dr. Adenkoven das Glas wieder voll. »Wenn wir Peltzners Geld riechen, kennen wir keine Nerven. Aber wollen Sie mir nun vielleicht Ihre Idee verraten …«
    Professor v. Maggfeldt hatte in Gedanken schon umdisponiert. Seine Privatpatientin konnte er auch ein anderes Mal besuchen. Es war eine exaltierte Frau, Gattin eines Bankiers, die in dem Wahn lebte, an ihren Kleidern, an ihrem Körper, überall um sie herum klebe Staub und Schmutz. Seit Monaten lief sie mit einer Sammlung von Bürsten herum und bürstete alle Polstermöbel, die Vorhänge, die Tapeten, die Teppiche, die Kleider, ihren Körper, alle Angestellten, ihren Mann … alles, was sie sah, mußte erst abgebürstet werden. Dabei schüttelte sie immer den Kopf und sagte im vorwurfsvollen Ton vornehmer Zurückhaltung: »Woher nur der viele Staub kommt …«
    »Fahren wir ein bißchen aus der Stadt hinaus«, sagte der Professor zu Dr. Budde, als sie die Klinik nicht mehr sahen. »Mein Besuch hat Zeit …«
    »Ist … ist Gisela wirklich …« Dr. Budde umklammerte den Haltegriff, der an das Armaturenbrett angeschraubt war. »Verschweigen Sie mir nichts, Herr Professor. Aber bevor Sie mir alles sagen … ich kann es nicht begreifen! Gisela war immer ein fröhliches, ja lustiges Mädchen. Sie liebte das Leben. Sie hat nie den Eindruck gemacht, daß sie …« Dr. Budde war es unmöglich weiterzudenken. Er senkte den Kopf und schloß die Augen.
    Maggfeldt bog zu einem kleinen Ausflugslokal ab, das am Ufer eines Sees lag.
    »Haben Sie nie bemerkt, daß sie verschwenderisch war?« fragte er.
    »Gisela? Nein!«
    »Außerdem war sie Schlafwandlerin. Viermal hat sie im Schlafwandel versucht, Feuer an ihr eigenes Haus zu legen.«
    »Das … das ist unglaublich …«, stammelte Dr. Budde.
    »Ihr Onkel, Herr Peltzner, und die Tante, Frau Fellgrub, haben es jedesmal im letzten Augenblick verhindern können! Sie haben Fräulein Peltzner in ihr Zimmer zurückgeführt. Am nächsten Morgen wußte sie von nichts mehr. Auch andere Symptome deuten auf ein Spaltungsirresein hin …«
    »Andere Symptome …« Dr. Budde starrte hinaus auf den See, der sich aus einem Birkenwald herausschälte. Ein paar Boote mit kleinen weißen Segeln glitten lautlos darüber hin. Nur das Kräuseln des Wassers zeigte, daß sie sich vorwärtsbewegten.
    »Ich habe nie etwas bemerkt«, wiederholte Dr. Budde. »Ich kann es nicht glauben, Herr Professor …«
    »Ich werde es Ihnen erklären. Es ist auch schwer für einen Liebenden, das zu verstehen. Ich gebe es zu.«
    Erst als sie auf der Glasterrasse saßen und über den sonnenhellen See blickten, nahm Maggfeldt das Gespräch wieder auf. Dr. Budde trank hastig ein Glas Whisky mit Soda. Er bestellte ein zweites, konnte es aber nicht ansetzen, weil seine Hände so zitterten. Mein Gott, dachte er nur immer wieder. Mein Gott … das ist doch unbegreifbar. Gisela … und irr!
    »Wissen Sie, daß Fräulein Peltzner 250.000 Mark für ein Waisenhaus stiftete?« fragte der Professor.
    »Ich sah es in den Büchern.« Dr. Budde schüttelte den Kopf. »Das ist doch eine gute Tat!«
    »Unter normalen Umständen, gewiß. Aber kennen Sie die Hintergründe? Es geschah nur, weil sie ihren Onkel damit treffen wollte. Sie hegt einen krankhaften Haß gegen ihn. Herr Peltzner brauchte die Summe, um ein neues Patent aufzukaufen. Nur um ihren Onkel zu kränken, nahm Fräulein Peltzner das Geld und verschenkte es.«
    Maggfeldt strich sich über seine weißen Haare. Es war ihm selbst schmerzlich, die Illusion dieses sympathischen jungen Mannes neben sich zerstören zu müssen. Aber er war ihm diese Klarheit schuldig.
    »Wissen Sie, daß Fräulein Peltzner vor zwei Jahren einen schweren Autounfall hatte? Mit einer langwierigen Gehirnerschütterung? Vielleicht

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