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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in tiefer Bewußtlosigkeit.
    »Man hat sie angesteckt!« kreischte die Bakterienängstliche. »Man muß das Zimmer ausräuchern! Ausräuchern!«
    »Ruhig!« sagte die religiös Wahnsinnige feierlich. »Selig sind die Beladenen …«
    Bei der Nachmittagsvisite stand Professor v. Maggfeldt ernst vor dem Bett Giselas. Ihre Bewußtlosigkeit hielt an. Ein schweres Nervenfieber hatte sie befallen.
    »Wenn wir sie durchkriegen«, sagte der Professor leise zu dem Oberarzt, »haben wir mehr Glück als Verstand …«
    »Du bist ein lieber Kerl!« sagte Monique Peltzner zu Dr. Gerd Hartung und kraulte ihm die dunklen, wolligen Brusthaare. »Ganz anders als die glatten Burschen hier, die nur an die Nacht denken und nichts können, als gut aussehen und dumm reden. Eigentlich erstaunlich, daß so etwas wie du aus Deutschland kommt …«
    Sie lagen draußen auf den Klippen von St. Tropez in der Sonne und hatten sich bis zu einer gewissen Atemlosigkeit und Erschöpfung damit beschäftigt, sich zu küssen. Monique war wie ein schnurrendes Kätzchen. Völlig losgelöst und zufrieden lag sie in Hartungs Armen und plapperte zwischen den Liebkosungen mit der entzückenden Dummheit schöner verliebter Hohlköpfchen.
    Diesen Teil seiner Aufgabe hatte Hartung schnell und mit gewohnter Bravour erledigt. Anders war es mit den Informationen über Gisela Peltzner. Hier war Monique von einer entwaffnenden Einfachheit. Sie sagte, wenn Dr. Hartung auf die Vorfälle in der Fabrik anspielte, nur immer wieder:
    »Ach, die arme Gisela! Wer hätte das gedacht? Wir waren alle ja so überrascht. Aber Onkel Brunos Tod muß sie wohl um den Verstand gebracht haben.«
    Dr. Hartung kam langsam zu der Überzeugung, daß Monique wirklich nichts oder nur Ungenaues über die Hintergründe wußte. Vielleicht glaubte sie wirklich, ihre Cousine sei irrsinnig, und bedauerte sie ehrlich. Es sah Ewald Peltzner ähnlich, seiner Tochter dies so fest eingetrichtert zu haben, daß sie auf den Gedanken an ein Verbrechen gar nicht kommen konnte.
    War es so, so befand sich Dr. Hartung hier in St. Tropez auf verlorenem Posten, zumindest, was Gisela Peltzner betraf. Monique entschädigte ihn allerdings für die Enttäuschung, die er empfand. Dr. Budde schien in London mehr Erfolg zu haben. Er schrieb, daß er mit Heinrich Fellgrub zusammengetroffen sei, und daß Fellgrub schon nach dem ersten Gespräch den Eindruck einer wochenalten Wasserleiche hinterlassen hätte.
    »War denn deine Cousine immer etwas verrückt?« fragte Dr. Hartung. Er glich seine Ausdrucksweise der modernen Konversationssprache junger Menschen an und tätschelte Monique dabei. Sie räkelte sich und legte den Kopf auf Hartungs Brust.
    »Nein …«, antwortete sie träge.
    »Und plötzlich ist sie verrückt? Merkwürdig, was?«
    »Wieso? Das kommt immer plötzlich. So'n Knall ist auf einmal da! Und Onkel Brunos Tod war so'n Knall. Auf der Jagd wird er erschossen. Das hat Gisela einfach umgehauen. Armes Ding …«
    »Und dein Vater hat sie in die Anstalt einweisen lassen, nicht wahr?«
    »Ja. Papa ist ja jetzt durch Onkel Brunos Tod das Familienoberhaupt. Er hat lange mit uns allen gesprochen, ehe er es tat …«
    »Ach! Ihr habt einen Familienrat gehalten?« Hartung wurde hellhörig.
    »Natürlich. Wie's sich gehört. Altmodisch, aber ganz gut.«
    »Und was hat Papa gesagt?« fragte Hartung. Dabei küßte er Monique auf das Ohrläppchen. Sie seufzte tief.
    »Er sagte, daß es schrecklich sei mit Gisela. Alles mache sie falsch in der Fabrik, alles sabotiere sie, und verloben wollte sie sich auch, mit einem armen, kleinen Akademiker. Wirtschaftsprüfer, glaub' ich, war er … ich hab' ihn später einmal gesehen, einen langen Lulatsch mit verhungerten Backen. Den hätte man mir in Öl gebacken servieren können … ich hätt'n wieder ausgespuckt …«
    Lieber Klaus, wenn du das hörtest, dachte Dr. Hartung amüsiert.
    »Und da habt ihr Gisela für verrückt erklären lassen?«
    »Nein! Sie war ja verrückt! Papa hat sie fortbringen müssen, weil sie uns alle geschädigt hat.«
    So kann man's auch sehen, mußte Dr. Hartung sich eingestehen. Und es war sogar Moniques ehrliche Meinung. Besser wußte sie es nicht. Und mehr war aus ihr auch nicht herauszuholen. Eine Pleite war das, eine ganz große Pleite.
    »Komm!« sagte er und gab ihr einen Klaps. »Machen wir eine Runde um die Bucht. Mir brutzelt bereits die Schwarte.«
    Er stieß Monique von der Klippe hinunter ins Wasser, sie quietschte, bespritzte ihn, und er

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