Entscheidung auf Mallorca
ich Ihnen dafür danken?«
»Indem Sie mich gegebenenfalls nicht auf mein Geld warten lassen.«
Eine halbe Stunde später saß Wulf neben dem Portier des Hotels ›Impledo‹ in einem spärlich erhellten Raum hinter der Empfangsloge. Der rundliche Spanier schaltete eine grüne Bürolampe ein. »Zeigen Sie mir den Ring.«
Wulf nestelte am Aufschlag seiner Hose.
Die kugeligen Augen des Portiers rollten. »Warum das?« fragte er verwundert.
»Wegen der Zollkontrolle.«
Der Spanier schüttelte den Kopf.
Wulf gab ihm den Ring.
Die Finger des Portiers glichen kleinen Würstchen. Er hielt den Brillanten gegen das Licht und warf Wulf gleich darauf einen merkwürdigen Blick zu. »Woher Sie haben?«
»Den Ring?«
Der Spanier nickte.
»Woher soll ich ihn schon haben? Ich hab’ ihn gekauft.«
»In Deutschland?«
»Nein.«
»In Spanien?«
»Ja. In Barcelona.«
»Tse, tse, tse!« Er schüttelte den Kopf. »Als Brillante?«
»Dachten Sie als Ziegelstein?«
Der Portier betrachtete ihn vorwurfsvoll. »Wissen Sie, was der wert ist?«
»Ich weiß es nicht genau, schätze aber dreißigtausend Pesetas.«
Der Spanier rang die Hände. »Madre Maria! Was Sie haben gegeben dafür?«
Wulf antwortete kühl: »Ich glaube, das spielt keine Rolle.«
»Vielleicht doch.« Der Portier gab den Ring zurück.
»Nun?«
»Der ist wert höchstens hundert Pesetas.«
Wulfs Augen weiteten sich.
»Höchstens hundert Pesetas! Mir tut sehr leid.« Der Spanier wies auf den Stein. »Das ist vidrio! Glas! Brillante unecht. Falsch. Man hat betrogen Sie.«
Wulf wurde blaß. Er war unfähig, ein Wort hervorzubringen. Der Schweiß brach ihm aus. »Das kann nicht wahr sein«, stammelte er.
Der Portier erhob sich. »Doch. Bei uns jeder machen Geschäfte. Nicht alle gut. Viel Gangster auf spanische Straße. Leider. Sie sind geworden Opfer von Gangster.«
»Unmöglich!« brauste Wulf auf. »Ich hab’ gesehen, daß man mit dem Brillanten Glas schneiden kann!«
Der Spanier klopfte ihm auf die Schulter. »Versuchen Sie!« Er schob einen Stapel Papiere zur Seite und wies auf eine Glasplatte, die auf dem Tisch lag. »Bitte!«
Wulf zögerte.
»Bitte, versuchen Sie«, forderte ihn der Portier erneut auf.
Wulfs Hand zitterte. »Also, wenn ich reingelegt worden bin …« Er unterbrach sich und fuhr über das Glas.
Das kratzende Geräusch, das er erwartete, blieb aus.
»Was ich hab’ gesagt?«
Wulfs Stirnadern schwollen. Wie gebannt starrte er auf den Brillanten. »Vielleicht muß ich ihn anders halten.« Er drehte den Stein zur Seite und fuhr erneut über die Platte. Vergebens. »Das begreife ich nicht«, stöhnte er außer sich. »Ich hab’ gesehen und gehört …«
»Natürlich.« Der Spanier nickte. »Immer dasselbe. Die Gangster haben zwei Ringe. Einer gut, einer falsch. Sie erst zeigen gute Ring, nehmen ihn dann fort, zeigen noch mal gute Ring, nehmen ihn wieder fort, zeigen dreimal gute Ring. Mehrere Male so hin und her, bis schließlich falsche Ring.«
Wulf stöhnte. »Genau so war es.«
»Zigeuner?«
»Eine Zigeunerin.«
»Was ich hab’ gesagt? Viel Betrug!«
Wulf mußte an sich halten, um nicht aufzuschreien. »Und ich hatte geglaubt …« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Was soll ich jetzt machen? Außer meinem Rückreiseschein und meiner Flugkarte habe ich nur noch zehn Pesetas.«
»Schlimm.« Die kugeligen Augen des Spaniers ruhten auf dem Fotoapparat, den Wulf sich von Peggy geliehen hatte. »Vielleicht Sie verkaufen die Kamera. Leica hier kostet teuer.«
Unwillkürlich griff Wulf nach dem Apparat. Ihm war speiübel. »Der gehört mir nicht«, erwiderte er fast tonlos.
Der Portier trat an ihn heran. »Schlau sein. Kamera verkaufen und in Deutschland neue kaufen. Für Leica, Sie hier erhalten achttausend Pesetas, vielleicht. In Deutschland aber kostet nur fünftausend Pesetas, vielleicht. Verdient dreitausend Pesetas!«
»Vielleicht«, fügte Wulf wie abwesend hinzu. Er stand noch völlig unter dem Druck des zunächst Gehörten und begriff nicht, daß ihm ein glänzendes Geschäft angeboten wurde.
»Si«, nickte der Spanier. »Más o menos – mehr oder weniger. Genau man weiß nie. Aber dreitausend Pesetas, ich glaube schon.«
Jetzt erst erwachte Wulf aus seiner Trance. »Was haben Sie da gesagt? Sie meinen, ich könnte für die Leica dreitausend Pesetas mehr erhalten, als sie in Deutschland kostet?«
»Man muß versuchen. Werden Sie mir geben Provision?«
In Gedanken sah Wulf die Zigeunerin vor sich.
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