Entscheidung auf Mallorca
nicht stimmt. Gut, daß ich das gesehen habe. Ein zweites Mal lasse ich mich nicht aufs Kreuz legen!
»Einverstanden?« fragte der Portier.
Wulf schüttelte den Kopf.
»Nicht?«
»Nein. Ich möchte …« Er stockte. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich zunächst einmal in einem Fotogeschäft nach den hiesigen Preisen erkundige.«
»Warum? Amigo mio zahlt bar.«
»Möglich. Sie werden aber verstehen, daß mir mein Reinfall in Barcelona noch in den Knochen steckt.«
Der Portier redete hastig auf Alfonso ein und fragte schließlich: »Wieviel Sie wollen haben?«
Aha, dachte Wulf, sie lassen mit sich reden. Fordere mehr, damit auch du mit dir reden lassen kannst. »Achttausendfünfhundert«, erwiderte er bestimmt.
»Aber Señor! Das zuviel! Und nicht vergessen: Sie haben keine Peseta. Wie Sie wollen zahlen Hotel, wenn kein Geschäft?«
»Ganz einfach. Ich fahre dann ab. Und zwar noch heute!«
Der Portier machte ein bestürztes Gesicht und wandte sich an Alfonso.
Der schaute zu dem Herrn mit der Sonnenbrille hinüber.
Wulf legte augenblicklich die Hand an die Stirn und blickte verstohlen in die gleiche Richtung. Es gab keinen Zweifel, er hatte richtig beobachtet. Der Herr nickte.
Jetzt weiß ich, warum der Kerl trotz seines Augenleidens die Zeitung mit der Sonne im Rücken liest, dachte er grimmig. Er wird einer von jenen Drahtziehern sein, die sich die Hände nicht schmutzig machen wollen. Aber den Preis hat er akzeptiert. Um keine Peseta gehe ich herunter!
Wulf hatte sich nicht getäuscht. Wenn das Feilschen auch noch eine Weile währte, so erhielt er schließlich doch die geforderte Summe, und die Leica wechselte ihren Besitzer.
Kein Wunder, daß er in eine ausgelassene Stimmung geriet. 8500 Pesetas hatte er erhalten; er kam sich wie ein Krösus vor und jubelte insgeheim: Peggy wird staunen, wenn ich ihr das Geld in die Hand drücke. Wahrscheinlich macht sie dabei auch noch ein Geschäft; denn ihr Chef wird ihr bestimmt einen Rabatt gewähren.
Wenn er den Portier nun auch bat, ihm ein etwas größeres Zimmer mit Blick auf den Hafen zu geben, so wurde er doch nicht leichtsinnig. Im Gegenteil. Er schuf klare Verhältnisse.
Als erstes zahlte er die Provision. Dann fuhr er, einer Empfehlung des Spaniers folgend, zum Flugplatz, wo er beim Leiter einer deutschen Reisegesellschaft 5500 Pesetas gegen Deutsche Mark umtauschte, die er in einen Briefumschlag steckte, den er versiegelte und bei einer Bank deponierte, da er es nicht wagte, das Geld bei sich zu tragen. Er traute keinem Menschen mehr und wurde die verrückte Vorstellung nicht los, der Sonnenbebrillte könnte ihn überfallen und berauben lassen. Die Tatsache, daß er einer Zigeunerin auf den Leim gegangen war, hatte ihm einen Schock versetzt, der ihn Gespenster sehen ließ.
Peggys Geld muß in jedem Falle sichergestellt sein, sagte er sich. Ich will kein neues Risiko eingehen.
Warum sollte er auch? Ihm war ein Gewinn von 2500 Pesetas verblieben, was wollte er mehr? Er saß auf der sonnendurchglühten Insel Mallorca, verfügte über Rückfahrkarte und Rückflugschein und konnte sich den Freuden des Entspannens hingeben, wenn er jetzt vernünftig zu Werke ging. Und das tat er. Noch in der gleichen Stunde zahlte er die Hotelrechnung für zehn Tage im voraus, einschließlich Steuermarken und allem Drum und Dran.
Nun konnte ihm nichts mehr passieren. Er nahm die ihm verbliebenen restlichen Pesetas und stöberte so lange in den Geschäften von Palma herum, bis er ein Geschenk für Miriam gefunden hatte: einen handgeschmiedeten Toledo-Armreifen, den er in den darauffolgenden Tagen immer wieder voller Glück betrachtete. Für Peggy erstand er einen bunten Schal und für Harald einen Weinbeutel aus Ziegenleder.
Dem zwickertragenden Teutonen gefiel Wulfs umsichtige Art. »Mir scheint, es ist manchmal ganz gut, wenn man Lehrgeld zahlen muß«, sagte er, als Wulf ihm von den getroffenen Absicherungsmaßnahmen erzählte. »Kommen Sie, ich lade Sie zu einer Flasche Wein ein.«
»Zur Belohnung?«
Der Grauhaarige legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das können Sie nehmen, wie Sie wollen. Im übrigen könnte ich Ihr Vater sein.«
»Wenn Sie nicht Junggeselle wären.«
»Stimmt!« Der Teutone schob ihn vor sich her. »Setzen wir uns auf die Terrasse. Die Luft ist hier herrlich.«
»Und duftet nach Tang, faulem Wasser und totem Seegetier«, fiel Wulf unpoetisch ein.
Er kannte den Grauhaarigen inzwischen und wollte verhindern, daß dieser erneut in
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