Entscheidung auf Mallorca
nicht wieder hin. Da bin ich geblieben, hab’ meinen Beruf an den Haken gehängt und mir einen großen Topf gekauft. Ich beschloß, Seifensieder zu werden. Hab’s nie bereut.«
»Großartig«, sagte Peggy.
Der Porschefahrer warf ihr einen flüchtigen Blick zu und zog eine Zigarettenschachtel aus der Tasche. »Aber nun zu Ihrem Getriebe. Was machen wir?«
Harald sah ihn fragend an. »Was würden Sie uns empfehlen?«
»Das beste wird sein, wenn ich die Werkstatt verständige. Vernünftiger wäre es vielleicht, sich nach Frankreich, nach Perpignan, abschleppen zu lassen. Da bekommen Sie die Ersatzteile ohne hohe Zollgebühren.«
»Zollgebühren?« fragte Wulf ahnungsvoll.
Der Deutschspanier nickte. »Das Getriebe wird schätzungsweise tausend Pesetas kosten, der Zoll etwa dreitausend. Das sind dreihundert Mark Unterschied.«
»Prächtig, prächtig«, sagte Harald. »Die sorgende Hand des lieben Vaters Staat ist überall weit geöffnet.«
Der Porschefahrer lachte. »In Spanien besonders. Was meinen Sie, was hier ein VW kostet? Umgerechnet zwölftausend Mark! Für den Opel-Rekord müssen Sie achtzehntausend auf den Tisch legen! Und der da«, er zeigte auf seinen Wagen, »kostet neu rund dreißigtausend Mark!«
»Dann verkloppen wir doch die Kiste und kaufen uns in Deutschland eine neue«, sagte Wulf.
Der Deutschspanier warnte: »Wenn Ihr Wagen nach drei Monaten nicht über die Grenze zurückgerollt ist, hat man Sie beim Wickel.«
»Und warum ist der Zoll hier so hoch?«
»Man will die Einfuhr ausländischer Wagen unterbinden. Der Eigenbau aber ist so mies, daß ihn keiner haben will. Doch zurück zu Ihrem Wagen. Wie wollen Sie es machen?«
»Natürlich nach Frankreich abschleppen lassen«, antwortete Harald.
Wulf tippte sich an die Stirn. »Und womit willst du die Reparatur bezahlen?«
»Wegen der Währung brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte der Deutschspanier. »An der französischen Grenze bekommen Sie jede Geldmenge gewechselt.«
Wulf bleckte die Zähne. »Sofern man hat! Wir sind Studenten und ziemlich flach auf der Brust. Um offen zu sein: Wir müssen unsere Reise durch den Verkauf von …«
»Das wird den Herrn nicht interessieren«, unterbrach ihn Miriam.
Der Porschefahrer blickte belustigt zu ihr herüber. »An falschem Stolz sind schon ganze Völkerstämme zugrunde gegangen. In Spanien flattern Fahnen, aber keine voran! Nach europäischen Begriffen ist man hier um vieles zurück. Auffassungssache. Was man in Restdeutschland Kümmelei nennt, ist hier ein reelles Geschäft. Zugegeben, unter Ausschluß des Finanzamtes. Aber gerade das ist doch der Spaß des Normalverbrauchers. Große Firmen und Konzerne binden ihre Gewinne ja auch nicht an die Uhrkette, sondern schieben sie von einer Tochtergesellschaft in die andere.« Er wandte sich an Wulf. »Sie sind also flach auf der Brust. Vielleicht kann ich Ihnen einen Tip geben. Um was geht’s?«
»Fotoapparate.«
»Au verdammt. Das ist schlecht.«
»Wieso?«
»Damit ist nicht mehr viel zu machen. Im kleinsten Fotogeschäft können Sie heute schon die tollsten Apparate kaufen. Natürlich wesentlich teurer als in Deutschland, aber nicht viel teurer als auf der Straße. Da geht man lieber ins Geschäft. Schon wegen des Service.«
Wulf entgegnete aufgebracht: »Aber ich hab’ im Februar noch einen guten Preis erzielt.«
»Wo?«
»Auf Mallorca.«
»Ja, da können Sie noch was machen. Die Mallorquines sind immer hinter dem Mond. Und was die Preise anbelangt, weit vor der Sonne. Für Sie also ganz günstig.« Er warf seine Zigarette fort. »Wie machen wir es denn jetzt? Soll ich die Werkstatt verständigen? In Ihrem Fall vielleicht das richtigste.«
Wulf schaute fragend zu Harald hinüber.
Der zuckte die Achseln. »Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Ob wir es allerdings riskieren können, den Wagen in Reparatur zu geben, bevor wir unsere Kameras verkauft haben … Sieht ja so aus, als hättest du uns ein hübsches Windei ins Nest gelegt.«
»Was haben Sie für Apparate?« fragte der Deutschspanier.
Wulf sagte es ihm.
»Bei den Kalibern können Sie ohne Sorge sein. Zehntausend Pesetas werden in jedem Fall für Sie herausspringen. Wahrscheinlich sogar mehr. Ich dachte, Sie hätten Null-acht-fünfzehn-Geräte.«
Allen fiel ein Stein vom Herzen. Sogar Harald seufzte vernehmlich. »Dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten«, sagte er. »Würden Sie so liebenswürdig sein und die Werkstatt
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