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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Bergius
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streichelten. Mit dem VW wurde gesprochen, als wäre er ein Lebewesen, und gerührt über seinen unermüdlichen Eifer, taufte ihn Miriam nach Erreichen des dritten Tageszieles mit französischem Wein auf den Namen »Zatopek«.
    »Des Mund verdorre, der ihn fürderhin anders als Zatopek nennet«, schloß Harald die vor einem kleinen Hotel am Marktplatz von Beziers veranstaltete Zeremonie, und ließ das Boschhorn eine Minute lang ertönen.
    Sehr zum Entsetzen der ihnen zuschauenden Franzosen. Als Harald ihnen aber radebrechend den Sinn der Handlung erklärte, lachten sie herzhaft. Und ein alter Mann, der im ersten Weltkrieg in deutscher Gefangenschaft gewesen war, meinte beiläufig: »Tut, tut, ist besser als bum, bum!«
    Woraufhin ihn Wulf zu einem Pernod einlud.
    Er wäre gewiß nicht so großzügig gewesen, wenn er geahnt hätte, was sich am darauffolgenden Tag ereignen sollte.
    Treu und brav lief »Zatopek« zur spanischen Grenze, an der die Abfertigung etwas umständlicher, im Grunde genommen aber ebenso reibungslos ablief wie anderswo. Gewiß, man fragt nach Wertgegenständen, nach Radiogeräten, Fotoapparaten und dergleichen, verzichtete aber darauf, die Koffer zu kontrollieren. Man begnügte sich mit einem Blick in den Wagen, in dem Miriam und Peggy mit klopfenden Herzen saßen und sich, Wulfs Anordnung folgend, angeregt unterhielten. Unter ihrem Sitz lagen die sorgsam verstauten Fotoapparate: je eine Exakta, Leica, Contax und Rolleiflex.
    Als Harald den Schlagbaum passierte, tat Peggy einen Juchzer und umarmte Miriam: »Gerettet!« rief sie.
    »Bist du wahnsinnig?« zischte Wulf. »Die Kerle können uns noch sehen. Wenn sie Verdacht schöpfen …! Der Beamte der Devisen-Kontrollstelle wurde ohnehin hellhörig.«
    Harald sah ihn fragend an.
    »Zweihundertfünfzig Mark‹, fragte er mich. ›Damit Sie wollen auskommen zu viert für wie lange?«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Einen Tag. Wir sind Gäste des Südfrüchte-Exporteurs Marino Casals, von der Firma Marino Casals & Cia, Barcelona.«
    Harald glaubte nicht richtig zu hören. »Wessen Gäste sind wir?«
    »Marino Casals! Ist doch ganz einfach. Um ein spanisches Visum beantragen zu können, benötigt man eine Referenz. Greta Fischhauer nannte mir damals diese Firma, die ich auch dieses Mal wieder angab. Das fiel mir ein, als mich der Devisen-Torero so komisch anquatschte. Da hab’ ich schnell geschaltet. Aus.«
    Harald deutete eine Verneigung an. »Alle Achtung, Herr Graf. Sie scheinen ziemlich raffiniert zu sein.«
    »Köpfchen muß man haben.«
    »Und ‘ne Eckstein dazu«, sagte Peggy. »Gib mir eine Zigarette.«
    Die gute Stimmung sollte nicht mehr lange anhalten. Als sie etwa 60 Kilometer weitergefahren waren und sich der Stadt Gerona näherten, gab es plötzlich einen Ruck und einen Schlag, als wäre ein Stein gegen das Spritzblech des Wagens geflogen.
    Harald betätigte augenblicklich die Kupplung und nahm den Gang heraus.
    »Was war das?« fragte Miriam.
    »Scheibenhonig! Das Getriebe ist im Eimer.«
    Wulf sah ihn betroffen an. »Ist das dein Ernst?«
    Harald nickte und ließ den Wagen ausrollen. »Feierabend. Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als zu Fuß weiterzulaufen.«
    »Du machst mir Spaß.«
    »Was nun?« fragte Peggy.
    Er zuckte die Achseln. »Am besten gründen wir den ›Klub der Verreckenden‹.«
    Miriam lief es kalt über den Rücken. »Wie kannst du so etwas sagen?« rief sie außer sich.
    Harald lachte. »Galgenhumor hat mich erfaßt.«
     
    Der Bruch des Getriebes drohte alle Pläne über den Haufen zu werfen. Miriam, Peggy, Harald und Wulf kamen sich wie aus dem Paradies ausgestoßen vor. Sie machten einen so bedrückten Eindruck, daß der Fahrer eines Porsche-Kabrioletts, der an ihnen vorbeijagte, stoppte und seinen Wagen zurücksetzte.
    Er hatte ein sportliches Aussehen, war braun gebrannt und trug eine quittengelbe Lederweste. »Fehlt’s irgendwo?«
    Peggy beeilte sich, ihr Haar zu ordnen.
    »Leider«, antwortete Harald. »Getriebe im Eimer.«
    Der Fahrer stieg aus. »Das ist schlecht. In Gerona gibt’s zwar eine ganz vernünftige Werkstatt, mit Ersatzteilen sieht es aber faul aus.«
    »Sie kennen die Verhältnisse hier?« fragte Wulf.
    »Kann man wohl sagen.« Er wies auf seine spanische Autonummer. »Ich lebe schon seit fünfzehn Jahren hier. Bin ein Überbleibsel der Legion Condor. War damals Flugzeugführer und erhielt einen Steckschuß. Als der Kampf zu Ende ging, sagte ich mir: Wo ein Krieg war, kommt er so schnell

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