Entscheidung auf Mallorca
verständigen?«
»Natürlich. Wenn einer von Ihnen mitfahren will, stehe ich gerne als Dolmetscher zur Verfügung. Wir können dann auch gleich alles regeln.«
Harald deutete einen Kratzfuß an. »Monsieur, wir sind gerührt. Wenn Sie mal nach Deutschland kommen sollten …«
»… dann nehm’ ich einen Panzer mit. Wer begleitet mich?«
»Ich«, sagte Wulf.
»Vergessen Sie Ihre Wagenpapiere nicht.«
Wenige Stunden später warteten die vier auf dem Bahnsteig von Gerona auf den Zug nach Barcelona. Der kranke »Zatopek« befand sich in der Werkstatt. Dank der Hilfestellung des Porschefahrers durften sie annehmen, daß das Getriebe ordnungsgemäß repariert werden würde.
Der Deutschspanier hatte richtig geschätzt. Die Reparatur, die daheim höchstens 100 Mark gekostet hätte, wurde auf 4000 Pesetas geschätzt.
»Lassen wir uns keine grauen Haare wachsen«, hatte Wulf gesagt, als sie zum Bahnhof gingen. »Wenn alle Stricke reißen, mach’ ich zwei Kümmelfahrten, und der Schaden ist behoben. Ihr habt ja gehört, daß die Dinge hier völlig anders beurteilt werden.«
Miriam war außer sich gewesen. »Versprich mir, daß du in keinem Fall nochmals eine derartige Fahrt unternimmst.«
»Stell dich nicht so an«, hatte er erwidert. »Außerdem hab’ ich ausdrücklich gesagt: Wenn alle Stricke reißen!«
»Auch dann nicht! Wenn du mir das Versprechen nicht gibst, werden sich unsere Wege in Barcelona trennen.«
»Was soll der Quatsch?« war er aufgebraust. »Mußt du einem denn immer Scherereien machen?«
»Das kannst du halten, wie du willst. Ich sage dir zum letzten Mal: Gibst du mir das Versprechen nicht, dann geh’ ich in Barcelona zum deutschen Konsulat und bitte darum, mir weiterzuhelfen. Und wenn meine Eltern verständigt und aufgefordert werden müssen, mir Geld zu schicken.«
Miriams letzte Worte waren für Harald das Signal zum Eingreifen gewesen. »Noch sind wir ja nicht soweit«, hatte er sie zu beruhigen versucht. »Wenn wir auch aus dem siebenten Himmel gefallen sind, wir haben keinen Grund, die Nerven zu verlieren. Soll für dich heißen: Schütte das Kind nicht mit dem Tintenfaß aus! Und für Wulf: Gib das Versprechen!«
Wulf hatte wütend von einem zum anderen gesehen. Dabei entging es ihm nicht, daß Peggy unmerklich zurücktrat und ihm zublinzelte, als wollte sie sagen: »Tu’s doch!«
Freches Stück, hatte er gedacht und sagte, ohne es eigentlich zu wollen: »Na, schön. Wenn euch mein Seelenheil so sehr am Herzen liegt, dann gebe ich eben das Versprechen.«
Miriam hatte ihn daraufhin umarmt. »Ich habe aber noch eine Bitte. Es ist eine ganz kleine, die du leicht erfüllen kannst.«
»Ich flehe dich an, mach’s kurz.«
»Laß uns nach dem Verkauf der Kameras eine eiserne Reserve von etwa zweihundert Mark zurücklegen. Auch, wenn wir dann nur wenige Tage auf Mallorca bleiben können. Die Reise war so himmlisch, daß eigentlich nichts mehr hinzuzukommen braucht.«
Wulf war einverstanden gewesen, und als die vier den Bahnhof erreichten, war der durch den Getriebeschaden erhaltene Schock nahezu überwunden und die gute Stimmung wiederhergestellt.
Auf dem Bahnsteig angekommen, schaute sich Peggy verwundert um. »Begreift ihr das? Außer uns ist keine Menschenseele zu sehen. Sogar der Mann mit der roten Mütze fehlt.«
Harald grinste. »Vielleicht haben die Spanier seit dem Bürgerkrieg Angst vor der roten Farbe.«
»Noch so ‘n Kalauer, und ich bin bedient.«
Fünfzehn Minuten später wurden sie ausgesprochen unruhig. Der Zug, der dem Fahrplan gemäß längst hätte einlaufen müssen, war immer noch nicht angekommen, und außer ihnen und dem Fahrkartenschaffner war weit und breit niemand zu sehen. Weder Bahnhofspersonal noch Passagiere. Und alle Bemühungen, von dem hinter dem Schalter vor sich hin dösenden Beamten zu erfahren, ob der Zug Verspätung habe und wann er käme, verliefen ohne Ergebnis. Er hob nur immer wieder die Schultern, wenn sie auf die Uhr und den Fahrplan wiesen.
Miriam wurde es schließlich zu dumm. Sie nahm ihr Skizzenbuch, zeichnete einen Zug, auf den sie Barcelona schrieb, und setzte eine Uhr und ein Fragezeichen daneben. Dann reichte sie das Blatt dem Spanier und drückte ihm den Bleistift in die Hand.
Sein Reagieren war verblüffend. Er malte ein großes Fragezeichen darunter.
Sie glaubte nicht richtig zu sehen. »Wieso kann er meine Zeichnung nicht verstehen?« fragte sie verwundert.
Harald schmunzelte. »Er hat sie verstanden. Sein Fragezeichen
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