Entscheidung auf Mallorca
das Gesicht Miriams vor ihm auf. Er konnte Peggy plötzlich nicht mehr ansehen. Verwirrt betrachtete er die Einrichtung des Raumes.
»Ich kann dir nicht sagen, warum – weiß nur, daß du mich schon immer beschäftigt hast. Vielleicht, weil ich mir einbilde, die Welt ließe sich aus den Angeln heben, wenn wir beide …« Sie unterbrach sich und zog ihn zu einem Spiegel hinüber. »Schau hinein. Kannst du dir ein schöneres Paar vorstellen?«
»Zumindest kein teureres Kleid und kein teureres Zimmer«, erwiderte er trocken.
»Zimmer?« rief sie entrüstet. »Wir bewohnen ein Appartement!«
»Fragt sich nur, für wie lange.«
Sie sah ihn belustigt an. »Fragst du dich das auch, wenn du eine Frau zum erstenmal in die Arme nimmst?«
Er seufzte. »Gegen dich kann man nicht ankommen.«
»Dann würde ich die Konsequenzen ziehen und es nicht versuchen.«
»Du hast gut reden.«
Sie führte ihn zum Fenster und wies über die Parkanlagen und die Bucht von Formentor. »Ist das nicht himmlisch? Die kleinere Jacht dort unten gehört einem amerikanischen Ölmagnaten, die größere Onassis.«
Wulf wurde es unheimlich zumute. »Und du meinst, wo die wohnen, da könnten auch wir …? Was kostet das Zimmer – Verzeihung, das Appartement?«
Peggy hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen. Ich bin aber überzeugt, daß du es herausbekommen wirst.«
»Du bist wahnsinnig!«
»Verliebt in dich!« erwiderte sie schlagfertig. »Bitte, Wulf, laß uns heute von nichts anderem reden. Morgen magst du feststellen, was der Spaß hier kostet und wie lange wir bleiben können. Du kennst ja den Roulettgewinn.«
Er sah sie entgeistert an. »Willst du etwa das ganze Geld …?«
»Warum nicht? Es ist uns in den Schoß gefallen und soll uns nun die schönsten Ferien unseres Lebens schenken.«
Darüber werden wir noch reden, dachte er. Jetzt wäre es sinnlos, mit ihr zu debattieren.
Aus Gründen der Vernunft wollte er schweigen und merkte nicht, daß Peggys Verlangen auf ihn übergesprungen war, daß er sich nach ihr sehnte und darum bangte, das Feuer zu löschen, das in ihr brannte.
»Gut«, sagte er nach einer Weile und legte seine Arme um ihre Taille.
Sie entzog sich ihm blitzschnell. »Nicht so stürmisch. Du könntest Flecken bekommen. Ich habe mich eben erst frisch lackiert.«
Das stimmte zwar nicht, aber sie hatte Angst, ihm nicht mehr widerstehen zu können. Zunächst sollte er sie zu Tisch führen, dann wollte sie mit ihm tanzen und trinken und sich und ihr neues Kleid von den Hotelgästen bewundern lassen. Und wenn sie all das bis zur Neige ausgekostet hatte, dann sollte er sie küssen – nichts anderes tun als küssen.
Stolz, und doch mit unnachahmlicher Gelassenheit, schritt sie bald darauf an Wulfs Arm in die Hotelhalle hinab. Und es trat ein, was sie sich erhofft und ersehnt hatte: Sie war die Attraktion des Abends. Und mit Wulf, der sich glücklich pries, einen dunklen Anzug mitgenommen zu haben.
»Mein Gott, ist das aufregend«, flüsterte sie, als er sie nach dem Essen auf die Terrasse hinausführte, wo eine kleine Kapelle spielte.
»Was?« fragte er.
»Wie sie alle schauen und tuscheln und hecheln.«
Er grinste. »Etwas weniger wäre mir lieber.«
»Mir nicht.«
»Ich möchte wissen, was du davon hast.«
»Sehr viel. Du übrigens auch. Schließlich bist du der Nutznießer.«
Je bewundernder die Blicke der Gäste auf Peggy ruhten, um so anschmiegsamer tanzte sie und um so verlangender wurden ihre Augen und Lippen. Bis sie plötzlich sagte: »Laß uns gehen. Ich möchte mit dir am Fenster unseres Zimmers stehen und auf das Meer hinabblicken.«
Wenige Minuten darauf schauten sie über die silbern glänzende Bucht von Formentor.
»Liebst du mich?« fragte sie.
Er antwortete nicht, sondern umarmte und küßte sie, daß sie glaubte, ihr würden die Sinne schwinden.
Etwa zur gleichen Zeit saßen Miriam und Harald zwischen Cannes und Nizza auf einer niedrigen Mauer und blickten über das Meer. Jeder hing eigenen Gedanken nach, beide aber waren sich bewußt, in die Richtung zu schauen, in der Mallorca lag.
Am Horizont tanzten die Lichter einer Fischerflottille. In regelmäßigen Abständen kreiste das Strahlenbündel eines Leuchtfeuers über sie hinweg. Vereinzelte Wogen am Strand brachen sich an der hier flach abfallenden Küste. Über die hinter ihnen liegende Straße heulten Motoren durch die Nacht.
»Woran denkst du?« fragte Miriam, als sie eine Weile schweigend nebeneinandergesessen
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