Entscheidung auf Mallorca
durchgesetzt.«
Harald grinste. »Wäre es unter diesen Umständen nicht bequemer, ihn gleich offenzulassen?«
»Untersteh dich!« antwortete sie und reichte ihm die Hand. »Gute Nacht!«
7
Während Miriam und Harald in aller Bescheidenheit entlang der Riviera nach Deutschland zurückkehrten und Stunden voller Kameradschaft, Zuneigung und Schönheit erlebten, feierten Peggy und Wulf in der Bucht von Formentor eine Orgie des Leichtsinns, die jede Vernunft im Keim erstickte. »Nach uns die Sintflut«, wurde ihre stehende Redensart.
Wenn das bei Peggy nicht allzu verwunderlich war, so setzte es bei Wulf doch in Erstaunen. Er machte aber nicht den geringsten Versuch, den Stein aufzuhalten, den Peggy ins Rollen gebracht hatte. Im Gegenteil. Er gab ihm weitere Stöße und ließ es lachend zu, daß der Roulettgewinn von annähernd 4000 Mark wie Eis in der Sonne zerrann.
Es ist gewonnenes Geld, sagte er sich. Warum sollen wir es nicht verjubeln? Wenn es zu Ende geht, mach’ ich ein paar Kümmelfahrten, und der Schaden ist behoben. An zwei Nachmittagen verdiene ich spielend, was eine Woche in Formentor kostet. Anschaffungen dürfen dann natürlich nicht mehr gemacht werden. Aber das wird Peggy verstehen.
Sorge bereitete ihm nur ihre Stellung in dem Münchener Fotogeschäft. Doch sie lachte ihn aus, als er dieses Thema anschnitt.
»Leben wir auf dem Mond oder im Wirtschaftswunderland?« frage sie übermütig. »Du kennst doch das Schild, das neuerdings in vielen Lokalen hängt: ›Seid nett zu den Kellnern! Sie kündigen sonst.‹ Das gleiche würde ich tun, wenn mein Chef sich darüber aufregen sollte, daß ich meinen Urlaub verlängert habe.«
Wulf machte eine bedenkliche Miene.
»Halt jetzt keinen Vortrag über das Arbeitsrecht«, warnte sie ihn. »Die Epistel kenn’ ich zur Genüge. Harald betete sie mir manchmal sogar mit Erfolg vor. Die Zeiten sind aber vorbei. Ich lieg’ nicht mehr an der Kandare, bin frei wie ein Fisch im Wasser!«
Ich wollte, ich wäre frei wie sie, dachte Wulf bedrückt. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Miriam denken muß. Wenn sie das Temperament von Peggy hätte … Unsinn! Dann wäre sie eine Peggy und keine Miriam. Herrgott, ist das Leben verrückt. Nie ist man zufrieden. Immer wünscht man sich das, was man nicht hat.
Auf den Gedanken, daß er Peggy immer stärker an sich band, kam er nicht. Für ihn war sie eine Liaison, ein hübsches Spielzeug, das er glaubte, zu gegebener Zeit in die Ecke stellen zu können. Darin sollte er sich jedoch ebenso täuschen wie in der Wiederaufnahme von Schmuggelfahrten, zu der er sich gegen Ende der dritten Woche entschloß, als der Roulettgewinn zur Neige ging. Denn als er den Portier des Hotels »Impledo« aufsuchte und ihn bat, neue gewinnbringende Fahrten zu vermitteln, hob dieser abwehrend die Hände.
»Sie nicht wissen, was ist passiert?«
Wulf schüttelte den Kopf.
»Policía ganz plötzlich ist gekommen und hat beschlagnahmt alles. Sehr schlimm.« Er beugte sich vor und dämpfte die Stimme. »Wir vermuten, daß Ihre Freundin oder Ihr Freund die Sache hat verraten. Wir nicht bestimmt wissen, aber …«
»Unmöglich«, unterbrach ihn Wulf. »Das ist völlig ausgeschlossen! Wie kommen Sie nur auf so eine verrückte Idee?«
Der Portier hob die Schultern. »Unmöglich ist nichts. Sie haben gehabt große Krach mit Freundin und Freund. Man nie weiß …«
Es nützte nichts, daß Wulf erklärte, seine Hand dafür ins Feuer zu legen, daß Miriam und Harald niemals zur Polizei laufen würden. Der Spanier blieb skeptisch.
»Und deshalb wollen Sie kein Geschäft mehr mit mir machen?« fragte Wulf erregt.
»Nicht darum«, antwortete der Portier. »Amigos mios jetzt einfach nicht können. Zu gefährlich.«
Wulf war außer sich. »Und Sie sehen keine andere Möglichkeit? Ich sitze fest, muß irgendwie zu Geld kommen.«
Der rundliche Spanier sah ihn geringschätzig an. »Sie immer sitzen fest. Was Sie verdienen heute, Sie morgen geben aus. Das nicht gut. Ich nicht mehr kann helfen.«
»Sie wollen nur nicht«, brauste Wulf auf.
»Vielleicht.«
»Und wenn ich Sie zwinge?«
»Sie mich wollen …?« Dem Portier verschlug es die Stimme.
Wulfs Augen brannten. »Ich hab’ Ihnen gesagt, daß ich festsitze und auf irgendeine Weise zu Geld kommen muß. Glauben Sie, daß ich mich so mir nichts, dir nichts abspeisen lasse, wenn ich merke, daß es nur am guten Willen fehlt? Nein, mein Lieber. Dafür haben Sie zuviel an mir
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