Entscheidung auf Mallorca
Hotel?« fragte sie.
Der Spanier lächelte verbindlich. »Soweit haben wir es noch nicht gebracht. Die kleinere Jacht gehört einem amerikanischen Ölmagnaten, die größere Onassis.«
Peggy lachte. »Das hätte ich mir eigentlich denken können.« Sie wandte sich um und betrachtete erneut das Zimmer. »Es ist wundervoll«, sagte sie. »Ich nehme es.«
Der Empfangschef verneigte sich erneut. »Darf ich die gnädige Frau fragen, für wie lange?«
Sie zögerte. »Das kann ich noch nicht sagen. Ich schätze vierzehn Tage bis drei Wochen.«
»Und auf welchen Namen darf ich es notieren?«
»Wesener. Wulf Wesener. Man hatte uns bei der Ankunft das Hotel ›Uyal‹ empfohlen. Es ist sehr nett dort. Gegen Formentor verblaßt Puerto de Pollensa natürlich.«
»Ich verstehe. Darf ich Ihnen den Hotelwagen zur Verfügung stellen?«
»Nein danke«, erwiderte sie. »Ich hab’ mir für heute ein Taxi gemietet.«
Als sie kurz darauf die Treppe hinabstieg, entdeckte sie in einer Vitrine ein verwirrend schönes, blaßlila Cocktailkleid.
»Das ist ja himmlisch!« rief sie begeistert. »Nein, ist das entzückend! Und es scheint genau meine Größe zu haben.«
»Es ist ein Modell des Modehauses Leman, das Sie vielleicht von Paris her kennen«, erwiderte der Spanier. »Leman hat neuerdings eine Niederlassung in Barcelona und in Valencia. Möchten Sie das Kleid anprobieren?«
»Wenn es möglich wäre.«
»Aber selbstverständlich. Ich lasse es gleich herausnehmen und stelle Ihnen ein Zimmermädchen zur Verfügung, das Ihnen behilflich sein wird.«
Peggy war wie von Sinnen. Der Preis des Kleides interessierte sie ebensowenig wie der Preis des Appartements. Sie wußte nur, daß sie das eine wie das andere haben wollte. Und daß ihr das beim Roulett gewonnene Geld unter den Nägeln brannte. Wulf sollte Augen machen. Und er sollte die Flasche Sekt bekommen. Versöhnung wollte sie feiern.
Das Kleid saß ihr wie angegossen. Sie konnte plötzlich nicht schnell genug nach Puerto de Pollensa zurückkehren. Ein Rausch hatte sie erfaßt. Sie wußte nicht, wohin sie sich wenden und was sie zuerst tun sollte.
Auf der Fahrt brachte sie Ordnung in ihre Gedanken. Sich eine Zigarette anzündend, überlegte sie, was sie alles kaufen müsse. Parfüm, Badesalz, eine kurze Frotteejacke, einen neuen Badeanzug, Unterwäsche, ein bezauberndes Nachthemd, einen eleganten Lederkoffer, einen Armreifen – ihr fehlte ja so viel. Und Wulf sollte auch etwas haben. Eine Krawatte vielleicht. Und ein Hemd.
Sie stürmte in die Geschäfte, wühlte wie eine Wahnsinnige in Stoffen, Schuhen, Trikots und was sie sonst noch glaubte, dringend zu benötigen. Überall suchte sie sich das Beste heraus. Dann jagte sie zum Hotel »Uyal«, packte ihre Sachen und ging in Wulfs Zimmer, wo sie wie eine Megäre wütete. Immer wieder über sich selbst lachend, stopfte sie Anzüge, Wäsche, Schuhe und Strümpfe wie Kraut und Rüben in seinen Koffer und suchte anschließend den Portier auf, um ihn um die Rechnung zu bitten.
Der Spanier machte ein verwundertes Gesicht. »Nicht gefallen?« fragte er betroffen.
»Doch, doch«, erwiderte sie. »Wir müssen aber leider …« Sie unterbrach sich. Wozu eine Erklärung abgeben. Ein Trinkgeld wird ihm lieber sein.
Der Portier druckste herum. »Ich, Sie werden verstehen, leider dann muß berechnen auch heute und morgen.«
»Das ist selbstverständlich«, antwortete Peggy und drückte ihm einige Scheine in die Hand.
Die Augen des Spaniers glänzten. »Muchísimas gracias, Señorita. Muchísimas gracias.«
»Dafür müssen Sie mir aber einen kleinen Dienst erweisen«, sagte sie. »Ich schreibe jetzt ein paar Zeilen, die Sie auf das Zimmer von Herrn Wesener legen. Wenn er kommt, sagen Sie ihm nichts, sondern lassen ihn getrost nach oben gehen. Ich möchte ihn überraschen.«
»Gut, gut. Nur schreiben.«
»Und auf seinem Zimmer darf nichts verändert werden. Gar nichts! Kann ich mich auf Sie verlassen?«
Der Portier legte seine Hand auf die Brust. »Ich verspreche.«
Zehn Minuten später fuhr Peggy nach Formentor zurück, wo es ihr schwerfiel, gemessenen Schrittes die Treppen hinaufzusteigen. Am liebsten wäre sie über die Stufen hinweggefegt, um sich wie ein Wirbelwind in das von ihr gemietete Appartement zu stürzen. Dieses Vergnügen wagte sie sich aber nicht zu leisten.
Sie entschädigte sich dafür, nachdem ihr die Koffer gebracht worden waren und sie die Tür des Zimmers verriegeln konnte. In hohem Bogen flogen ihre
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