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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Bergius
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hatten.
    Harald klopfte seine Pfeife aus. »Ich glaube, ich habe nur verdaut. Die kleinen Fische waren prima.«
    Sie nickte.
    »Und der Wein … Ich fühle mich hier wohler als in Spanien.«
    »Ich auch«, erwiderte Miriam. »Sogar so sehr, daß ich leichtsinnig werden könnte.«
    Harald blickte zu ihr hinüber. »Sprich dich aus.«
    »Wie wäre es, wenn wir morgen einen Ruhetag einlegten?«
    Er strich sich über das Kinn. »Daran hab’ ich auch schon gedacht. Wir haben ganz schön gespart, und ›Zatopek‹ läuft einwandfrei. Billiger als hier können wir nirgendwo wohnen. Fünfhundert Francs kostet das Zimmer. Wenn es auch verdammt klein ist und wir uns unter der Pumpe waschen müssen – fünf Mark ist kein Preis.«
    »Du meinst also, wir könnten es riskieren?«
    »Ich denk’ schon.«
    »Dann möchte ich morgen malen. Weißt du, den alten Fischer, der vor der Haustür saß. Hat der nicht ein tolles Gesicht?«
    Harald lachte. »Ich schätze, daß er sich seit dreiundfünfzig Jahren nicht mehr gewaschen hat.«
    »Wieso gerade dreiundfünfzig Jahre?«
    »Erinnerst du dich nicht an den Witz, den Wulf uns erzählte?«
    Miriam schwieg.
    Ich bin ein Idiot, dachte Harald. Wie konnte ich nur von Wulf reden. Es wäre besser für sie, wenn sie sich von ihm frei machen könnte. Wenn ich nur wüßte, was ich tun soll.
    Eine Zeitlang saßen sie schweigend nebeneinander. Dann fragte Miriam: »Glaubst du, daß er und Peggy …?«
    Harald antwortete bestimmt: »Das halte ich für ausgeschlossen. Wulf würde das niemals tun.«
    »Und Peggy?«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn du mich so offen fragst: Ja! Mit jedem, sofern sie sich einen Vorteil davon verspricht.«
    Miriam war schockiert. »Das glaubst du doch selber nicht.«
    Harald machte eine wegwerfende Bewegung.
    »Wenn du recht hättest, versteh’ ich nicht, daß du …«
    »Darüber wollen wir nicht sprechen«, unterbrach er sie. »Es gibt Dinge … Aber vielleicht genügt es dir, wenn ich sage: Ich bin froh, daß es soweit gekommen ist. Ich hätte wohl nie die Kraft aufgebracht, den schon lange notwendig gewordenen Trennungsstrich zu ziehen. Einfach, weil ich weiß, daß Peggy ohne Führung straucheln wird. Und ich mochte sie auch gerne. Im Grunde genommen ist sie ein patenter Kerl. Sie baut nur viel zu sehr auf ihre Schönheit und ihren guten Wuchs. Werden bei ihr die Zügel einmal lockergelassen, dann ist es aus mit ihr. Darum konnte ich mich nie dazu entschließen, den entscheidenden Schritt zu tun.«
    Miriam rieb ihre Schultern. »Mich friert. Laß uns gehen.«
    Harald erhob sich und war ihr behilflich. »Vergiß, was ich sagte. Das Leben geht oft die verrücktesten Wege. Im Glück von heute steckt vielleicht schon das Unglück von morgen. Und umgekehrt. Schau dir nur diesen Torpedo auf Rädern an«, sagte er, als ein Sportwagen in irrsinnigem Tempo an ihnen vorbeijagte. »Gestern hat der Fahrer vielleicht das Glück gehabt, sich den teuren Wagen kaufen zu können. Heute rast er wie ein Irrsinniger und verzichtet darauf, die Gegend zu sehen. Und morgen sitzt er womöglich schon im Gefängnis, weil er nicht schnell genug bremsen konnte und einige Mitmenschen ins Jenseits beförderte.« Er legte den Arm um Miriam. »Wer weiß, wozu dein heutiger Kummer gut ist. Vielleicht liegt in ihm schon die Freude von morgen.«
    Sie hakte sich bei ihm ein. »Du bemühst dich sehr um mich.«
    »Aber geh«, erwiderte er. »Vergiß unser Gespräch und male morgen ein erstklassiges Bild. Für deine Ausstellung könnte es wichtig sein.«
    »Wenn ich nur schon wüßte, woher ich das Geld für die Ausstellung nehme.«
    Harald gab sich burschikos. »Streng deinen schönen Kopf nicht allzusehr an. Du kennst doch die alte Bauernregel: Kommt Zeit, kommt Geld – Regen und Kinder schenkt der Herrgott.«
    »Amen!« erwiderte sie.
    Dem Himmel sei Dank, dachte er erleichtert. Sie hat sich gefangen.
    Bald darauf erreichten sie das kleine Fischerhaus, in das sie sich einquartiert hatten. Und sie lachten schallend, als sie ihr Zimmer betraten. Wie schon am Nachmittag, so war auch jetzt wieder der Vorhang zurückgeschoben, der bei ihrer Ankunft zwischen den Betten gehangen hatte.
    »Sind halt Franzosen«, sagte Harald. »Sie können sich nicht vorstellen, daß ein junges Paar …«
    Miriams dunkle Augen erhielten einen ungewohnten Glanz. »Weißt du, was wir machen?«
    Er sah sie fragend an.
    »Morgen früh schlagen wir den Vorhang selber zurück. Dann denken die Fischer: Voilà, wir haben uns

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