Entscheidung auf Mallorca
verdient.«
Dem Portier trat der Schweiß auf die Stirn. »Ich geschworen, daß ich gut verlassen auf Sie. Aber jetzt …« Er riß eine Schublade auf. »Durch Sie ich vielleicht verdient fünf- bis sechstausend Pesetas. Ich Ihnen nun gebe sechstausend. Dann Sie gehen und nie wieder betreten das ›Impledo‹.«
Wulf stieg das Blut zu Kopf. »So habe ich es nicht gemeint«, sagte er beschwichtigend.
Der Spanier legte ein Bündel Banknoten auf den Tisch und begann zu zählen.
»Ich nehme Ihr Geld nicht«, erklärte Wulf wütend.
»Zu spät«, sagte der Portier. »Wenn Sie nicht nehmen, dann ich es stecke in Opferstock von San Antonio. Sie haben gemacht das Geld schmutzig.«
Wulf war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. »Hören Sie mit Ihrer blödsinnigen Zählerei auf!«
Der Spanier schüttelte den Kopf und zählte weiter.
Wulf wußte sich nicht mehr zu halten. Er fegte die Scheine vom Tisch, raste nach draußen und warf sich in das Taxi, mit dem er gekommen war. So schnell wie möglich wollte er mit Peggy sprechen. Wir müssen gemeinsam überlegen, sagte er sich. Ich bin am Ende mit meinem Latein. Wenn sie keinen Rat weiß …
Als Peggy ihn die Treppe zur Terrasse emporhasten sah, wußte sie, daß etwas Besonderes vorgefallen sein mußte. Sofort lief sie ihm entgegen und flüsterte ihm zu: »Nicht so aufgeregt! Man könnte hellhörig werden.«
»Du weißt Bescheid?«
»Dein Gesicht sagt mir genug. Nimm dich zusammen.«
Es gelang ihm nur schlecht.
Um so besser hatte Peggy sich in der Gewalt. Sie blieb auch ruhig, als Wulf ihr den Verlauf seiner Unterredung mit dem Portier schilderte.
»Wie konntest du nur die Nerven verlieren«, sagte sie vorwurfsvoll. »Das ist immer schlecht und verschlimmert die Dinge.«
»Ich weiß«, erwiderte er. »Ich wußte aber plötzlich nicht mehr ein noch aus.«
»Das kann ich mir denken. Aber nun laß uns mal vernünftig überlegen. Wieviel Geld haben wir noch?«
»Gerade so viel, daß wir Fahrkarten von Barcelona nach München kaufen können.«
»Und wie sieht es mit der Hotelrechnung aus?«
»Bis auf drei Tage ist alles bezahlt. Wir schulden also etwa dreitausend Pesetas.«
»Und da regst du dich auf? Das sind doch nur dreihundert Mark.«
»Du hast gut reden. Morgen sind es schon vierhundert. Wenn ich hier zahle, können wir die Fahrkarten nicht mehr kaufen.«
»Dann wirst du eben nicht zahlen. Nach unserer Zeche wird man uns ja wohl einen läppischen Kredit über ein paar hundert Mark einräumen.«
»Läppisch?« erregte er sich. »Wie willst du vier- bis fünfhundert Mark zurückzahlen?«
»Kommt Zeit, kommt Rat. Es gehört zu den Merkwürdigkeiten dieser Welt, daß sich alle Dinge, und mögen sie noch so verfahren sein, immer wieder irgendwie regeln.«
Wulf trat an das Fenster. »Ist das alles, was du weißt?«
»Hast du erwartet, daß ich mir das Geld aus den Rippen schneiden kann?«
Er blickte nach draußen und wollte eben etwas erwidern, als er einen Sportwagen vorfahren sah, in dem der hagere Herr mit der geschlossenen Sonnenbrille saß, dem er schon mehrfach unter eigenartigen Umständen begegnet war.
Den schickt mir der Himmel, dachte er. Der Kerl muß der Drahtzieher einer ganzen Bande sein. Wenn einer mir helfen kann …
»Schnell, Peggy!« rief er und winkte sie zu sich. »Siehst du den Herrn mit der Sonnenbrille?«
Sie nickte. »Was ist mit dem?«
»Ich weiß es nicht genau. Auf jeden Fall war er der Käufer der Fotoapparate. Und ich weiß bestimmt, daß er mit den Zigarettentransporten zu tun hatte.« Er wandte sich um. »Warte hier. Ich werde mit ihm reden.«
»Soll ich nicht mitkommen?«
»Besser nicht. Man weiß nie …«
»Ich drück’ dir die Daumen«, rief sie hinter ihm her.
Wulf eilte die Treppen hinunter und sah, daß der Sonnenbebrillte unschlüssig auf der Terrasse stand und die Tische musterte. Genau wie im »Impledo«, dachte er und ging geradewegs auf ihn zu. »Pardon«, sagte er ohne alle Umschweife, »könnte ich Sie einen Augenblick sprechen?«
Obgleich die Augen des Angesprochenen hinter dunklen Gläsern lagen, war deutlich zu erkennen, daß er verwundert aufblickte. »Sie wissen, daß ich …?« Er unterbrach sich, als hätte er schon zuviel gesagt.
Im Bestreben, einen sicheren Eindruck zu erwecken, lächelte Wulf hintergründig. »Soll ich Ihren Satz beenden?«
Der Sonnenbebrillte schaute sich um, als befürchte er, gehört zu werden. »Gehen wir hinunter«, antwortete er gedämpft.
Eine Weile stiegen sie
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