Entscheidung auf Mallorca
»Kleinigkeit. Um was geht’s denn?«
Der Sonnenbebrillte hob die Hände. »Nicht so stürmisch. Wieviel Pesetas müßten Sie haben, wenn Sie – sagen wir in fünf Tagen – die Insel schuldenfrei verlassen wollen?«
Wulf überschlug die Hotelkosten und nannte das Doppelte der errechneten Summe.
»Sechzehntausend?« wiederholte der Hagere. »Das ist viel Geld. Aber gut, ich gebe Ihnen die Möglichkeit, sich diese Summe zu verdienen. Vielleicht machen wir dann später auch noch ein Autogeschäft.«
»Und was habe ich zu tun?«
Der Hagere blickte vor sich hin. »Ad eins: Ab übermorgen müssen Sie jederzeit telefonisch erreichbar sein. Ad zwei: Zu dem Zeitpunkt, den ich Ihnen irgendwann am Apparat nennen werde, finden Sie sich in der Bucht von Alcudia ein. Und zwar auf der Landzunge, die unmittelbar vor der kleinen Insel mit dem Leuchtturm liegt. Fahren Sie morgen einmal dorthin und sehen sich die Stelle genau an. Ad drei: Sie werden zu niemandem über unsere Vereinbarung sprechen. Klar?«
»Gewiß. Aber das wird nicht die Aufgabe sein, für die Sie mir sechzehntausend Pesetas zahlen wollen.«
»Natürlich nicht. Alles Weitere erfahren Sie, wenn wir – Sie und ich – uns auf See befinden. Sollten Sie Bedenken haben, bitte, es zwingt Sie niemand.«
»Bedenken habe ich nicht. Und daß Sie keinen Wohltätigkeitsverein unterhalten, kann ich mir ebenfalls denken. Wer zahlt aber meine Hotelrechnung, wenn ich nicht wieder von Ihnen höre?«
Der Sonnenbebrillte zog seine Brieftasche. »Die Frage hätte ich auch gestellt. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen: Ich gebe Ihnen die Hälfte als Anzahlung. Einverstanden?«
Wulf fiel ein Stein vom Herzen. Gerettet, dachte er. Jetzt kann uns nichts mehr passieren.
Peggy kamen größte Bedenken, als Wulf ihr erzählte, auf welche Vereinbarung er sich eingelassen hatte. Sie sah aber ein, daß ihm keine andere Wahl geblieben war, und sie tröstete sich in dem Gedanken, daß sich der Herr mit der Sonnenbrille wohl kaum persönlich an einem gefährlichen Unternehmen beteiligen würde.
Darin täuschte sie sich jedoch. Der geheimnisvolle Unbekannte wußte sehr genau, warum er die von ihm geplante Aktion selbst durchführen wollte. Und er wußte auch, warum er gerade Wulf in seine Pläne einbezog. Er wünschte keine Mitwisser auf der Insel. In der gleichen Angelegenheit hatte er früher einmal mit einem Mallorquines zusammengearbeitet. Die Erfahrung jedoch, die er dabei hatte machen müssen, saß ihm noch heute in den Knochen. Es war ihm damals nichts anderes übriggeblieben, als zu handeln. Aber wenn das Meer auch keine Zeugen kennt, seit jenem Tage hatte er das lukrativste seiner Geschäfte nicht mehr durchführen können. Er wagte es einfach nicht, nochmals mit einem Einheimischen zusammenzuarbeiten.
Bei Wulf beurteilte er die Dinge anders. Er konnte einkalkulieren, daß dieser die Insel spätestens in fünf Tagen verlassen würde. Nachdenklich stimmten ihn nur die von Wulf gemachten Beobachtungen. Er hatte immer geglaubt, keine Fehler zu machen. Daß er als »Augenleidender« eine Zeitung mit der Sonne im Rücken gelesen hatte, machte ihn unsicher. Mehr aber noch, daß er sich nicht entsinnen konnte, den Deutschen am Roulettisch gesehen zu haben.
Er war jedoch zufrieden, nachdem er noch in der gleichen Nacht über einen Verbindungsmann in Barcelona mit Tanger telefoniert hatte. Die Sache schien zu klappen. Einen endgültigen Bescheid sollte er allerdings erst im Laufe des nächsten Abends erhalten.
Und er erhielt ihn in Form eines allgemein gehaltenen Telefongespräches über die Unterkunftsmöglichkeiten und Preise der verschiedenen Hotels und Pensionen auf Mallorca.
Als das Gespräch beendet war, rief er Wulf an, dem er bedeutete, am nächsten Abend um sieben Uhr zu der verabredeten Stelle zu kommen.
»In Ordnung«, erwiderte Wulf. »Eine Frage habe ich aber noch. Wann werden wir zurück sein?«
Es dauerte eine Weile, bis der Hagere antwortete. »Wahrscheinlich zwischen zehn und elf.«
»An der Stelle, an der wir uns treffen?«
Der Sonnenbebrillte legte den Hörer auf.
Der macht’s ganz schön spannend, dachte Wulf. Ich möchte nur wissen, worum es geht. Hundert Meter soll ich schwimmen? Auf See und offensichtlich in der Nacht? Merkwürdig. Wenn ich diese Angelegenheit hinter mich gebracht habe, mache ich drei Kreuzzeichen und verlasse Mallorca.
Er ahnte nicht, daß er die Insel geradezu fluchtartig verlassen würde.
Peggy war es nicht wohl zumute, als
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